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Digitales Engagement gegen Cybermobbing - Interview mit Lukas Pohland (Teil 1)

  • 18 November 2020
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Digitales Engagement gegen Cybermobbing - Interview mit Lukas Pohland (Teil 1)
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Lukas Pohland ist Experte für das Thema Cybermobbing und entwickelte mit uns die Initiative #WAKEUP. Warum der 16-jährige Schüler sich für das Thema stark macht und was wir alle von ihm lernen können, lest ihr hier.

Lukas engagiert sich seit vielen Jahren für seinen Verein Cybermobbing-Hilfe e.V. in Politik und Medien, um mehr Aufmerksamkeit auf das Mobbing im Internet zu lenken. Bei unserer Initiative #WAKEUP – Gemeinsam gegen Cybermobbing steht uns der Schüler aus Schwerte als Experte zur Seite. Er gibt sowohl Betroffenen als auch Eltern und Lehrern Tipps im Umgang mit Cybermobbing.

Der Auslöser für sein großes Engagement liegt schon einige Jahre zurück. Der damals Zwölfjährige stand einem Mädchen zur Seite, das von Mitschülern systematisch über eine WhatsApp-Gruppe beleidigt und ausgegrenzt wurde. Nachdem er sich für seine Mitschülerin eingesetzt hatte, geriet er selbst in das Visier der Mobber. Lukas machte Screenshots von den gemeinen Nachrichten und wendete sich an die damalige Schulleitung – ohne Erfolg. Erst als die betroffene Mitschülerin die Schule wechselte, endeten auch die Mobbing-Attacken gegen Lukas.

Diese Geschichte hat ihn geprägt. Er entschied sich, noch entschlossener gegen Mobbing vorzugehen. Im Juni 2017 gründet er mit Hilfe einer Psychologin die Cybermobbing-Hilfe. Eine Anlaufstelle, bei der von Cybermobbing betroffene Kinder und Jugendliche einmal die Woche anrufen können, um sich Beratung und Unterstützung zu holen. Im Oktober 2018 wurde aus dem Beratungstelefon schließlich der eingetragene Verein Cybermobbing-Hilfe e.V.

Credits: o2

Wir haben mit Lukas zu seinen Mobbingerfahrungen gesprochen

 

o2: Warum beschäftigt dich das Thema Cybermobbing so intensiv?

Lukas Pohland: Ich war zwölf Jahre alt als eine Mitschülerin und ich Opfer von Cybermobbing wurden. Man hat unsere Adressen veröffentlicht und Fotos verunstaltet. Wir haben sogar Morddrohungen erhalten. Schule und Polizei haben die Täter nicht bestraft. Durch dieses Erlebnis ist mir klar geworden, dass Cybermobbing ein gesellschaftliches Problem ist. Über 1,5 Millionen Schüler und Schülerinnen sollen alleine in Deutschland betroffen sein. Die Erinnerung daran, wie hilflos ich mich damals gefühlt habe, bestärkt mich in meinem Einsatz gegen Cyber-Mobbing.

 

Was sind die besonderen Herausforderungen im Umgang mit Cybermobbing?

Dabei gibt es diverse Herausforderungen. Das liegt sicherlich daran, dass uns das Medium „Internet“, durch seine Vielfalt an Kanälen und Medien, alleine schon vor eine Herausforderung stellt. Obwohl wir über eine Vielzahl von Kanälen nahezu ständig kommunizieren können, fehlt es im digitalen Raum häufig an persönlichen Beziehungen und Empathie. Das lässt natürlich auch Hemmungen fallen – was sich im schlimmsten Fall durch Cybermobbing zeigt.

 

Digitales Mobbing ist eine schlimme Form der Gewalt, da es Tätern im Internet oder auf dem Smartphone besonders einfach gemacht wird, Kontakt zu ihren Opfern aufzunehmen, ohne diesen gegenübertreten zu müssen. Es fällt nicht schwer, etwas in eine Tastatur einzugeben. Schließlich sehe ich die Reaktion meines Gegenübers nicht.

 

Das Schlimme ist, dass man sich den digitalen Angriffen kaum entziehen kann. Den Täter, das eigene Smartphone, trägt man immer bei sich. Opfer sind somit dauerhaft mit den Übergriffen konfrontiert – bis in die eigene Wohnung. Viele Betroffene fühlen sich dadurch dem Mobbing schutzlos ausgeliefert.

 

Wo herrscht deiner Meinung nach noch der größte Aufklärungs- und Handlungsbedarf, um gegen Cybermobbing vorzugehen?

Da Cybermobbing ein gesamtgesellschaftliches Problem ist, müssen wir an jeder Stelle Aufklärungsarbeit leisten. Wir sollten damit unbedingt an Schulen anfangen. Das Thema muss aber auch ganzheitlich in alle anderen Bereiche, wie Politik, Medien und Erwachsenenbildung getragen werden. Nur so können langfristig alle Akteure für die Problematik sensibilisiert werden.

 

Welchen Beitrag leistet die Initiative #WAKEUP zur Unterstützung von Schulen, Eltern und Opfern im Kampf gegen Cybermobbing?

Wakeup unterstützt die Prävention gegen Cybermobbing maßgeblich, denn nur gemeinsam können wir ein Zeichen setzen. Das Material von Wakeup ist so aufbereitet, dass es sich besonders zum Einsatz an Schulen eignet. Enthalten ist beispielsweise eine Video-Serie, die ausführlich und anschaulich über das Thema aufklärt. Im Anschluss haben Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, ihr Wissen über Cybermobbing in den eduStories zu testen. Ein toller Einstieg, um im Unterricht ins Gespräch zu kommen und weiter auf das Thema aufzubauen.

 

Welche konkreten Tipps kannst du Opfern von Cybermobbing geben. Was sollten die ersten Schritte sein?

Am wichtigsten ist, darüber mit Jemandem zu sprechen. Das können die Eltern, aber auch andere Verwandte oder Freunde sein. Unbedingt sollte man auch Screenshots machen. Diese sind als Beweismittel wichtig. Im Anschluss sollte man sich Unterstützung bei Lehrern oder der Schulleitung suchen.

 

Vielen Dank Lukas, für das persönliche Gespräch.

Wollt ihr gleich weiterlesen? Den zweiten Teil unseres Interviews mit Lukas zu Tatbestand, Hintergründe, die Situation der Opfer, wie Eltern und Lehrer helfen können und welchen Einfluss die Corona-Situation auf die digitalen Übergriffe hat, findet ihr in unserer News “Cybermobbing: Wenn das Smartphone zum Feind wird - Interview mit Lukas Pohland (Teil 2)”.

Hier findet ihr weitere Informationen über unsere Initiative #WAKEUP – für mehr Fairness im Netz.

Zu den sogenannten eduStories, also zu digitalen Lernmodulen mit Fokus auf Cybermobbing haben wir euch ebenfalls Infos zusammengestellt “eduStories: Mit digitalen Lernmodulen Cybermobbing begegnen”.

Lest euch ein, teilt die Infos, macht euch stark gegen Cybermobbing.

Habt ihr auch schon mal Erfahrungen mit Mobbing im Internet gemacht? It’s time to #WAKEUP.

Titelbild Credits: Stefanie Lategahn


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