Doppelherz
Zunächst möchte ich mich ganz herzlich dafür bedanken, dass ich die Möglichkeit hatte, das Motorola G7 power ausführlich zu testen. Es hat mir viel Spaß gemacht.
Tops und Flops
Unschlagbare Akku-LeistungEin hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis
(Fast) reines Android und keine Bloatware
Schnörkelloses, aber keinesfalls billiges Design
absolut alltagstauglich und ausreichend
Nicht die stärkste Hardware
Rückseite aus Plastik und nicht aus Metall
Das Smartphone - für mich ein Alltagsbegleiter, kein Statussymbol
Mein Testbericht soll sich weniger um Zahlen drehen als um praktische Alltagserfahrungen. Denn für mich ist ein Smartphone weniger ein Statussymbol oder ein Spielzeug. Für mich ist es einfach ein Alltagsgerät, auf das ich mich verlassen muss und das seinen Zweck erfüllen soll. Darum kommt für mich eigentlich auch kein aktuelles Spitzenmodell in Frage, weil ein solches in meinen Augen im Verhältnis zu der gebotenen Leistung, die ich auch tatsächlich brauche, zu viel kostet.Mein Nutzungsverhalten umfasst neben dem täglichen Telefonieren, dem Nutzen von Messenger-Diensten, dem Lesen von E-Mails noch folgendes: Ich nutze das Smartphone als Wecker, wenn nötig als Navi, zum Streamen von Musik oder auf den Chromecast, zum Checken der sozialen Netzwerke Twitter, Facebook und Instagram und für die Wettervorhersage. Manchmal lese ich darauf Neuigkeiten oder in der Kindle-App. Ich nutze es häufiger zum Scannen von Dokumenten, habe es mit meiner Smartwatch gekoppelt und nutze immer wieder mal für kurze Sequenzen YouTube. Am wichtigsten ist aber für mich der Browser, mit dem ich schnell Informationen nachschlage.
Natürlich gehört auch eine gute Kamera für mich zu einem Smartphone dazu, wobei ich in der Regel keine großen Einstellungen beim Fotografieren vornehme und auf die automatischen Voreinstellungen vertraue.
Das Spitzenmodell vom Vorjahr - oder ein aktuelles Mittelklassegerät?
Falls wieder ein neues Smartphone fällig ist, weil das alte keine Aktualisierungen mehr erhält oder eine Macke auftritt, stellt sich mir dann immer wieder neu die Frage: Was für ein Modell soll es dieses Mal sein? Ein Spitzenmodell vom vorherigen oder gar vom vorvorherigen Jahr oder ein aktuelles Modell der Mittelklasse?Ein älteres Spitzenklassemodell oder ein aktuelles Mittelklassegerät? Samsung Galaxy S8 und Motorola G7 power
Zur Zeit nutze ich ein Samsung Galaxy S8, das ich dank eines zeitlich befristeten Angebots bei o2 im letzten Jahr für einen unglaublich guten Preis erhalten habe. Andererseits habe ich gerade mit Motorola-Modellen bisher sehr gute Erfahrungen gemacht. Das Razer i sowie das X play haben mir sehr viel Freude bereitet. Zwischendurch hatte ich auch mal das E2, allerdings war dies mir insgesamt zu schmalbrüstig vor allem bei der Ausstattung mit internem Speicher. Ich musste einige Anwendungen auslagern auf die Speicherkarte.
Für mich aber immer wieder beeindruckend: Die Motos kommen mit einem ziemlich „reinen“ Android. Man findet kaum Bloatware und schon gar kein „Bixby“. Und die wenigen vorinstallierten Apps von Motorola erfüllen schlicht und einfach zuverlässig ihren Zweck. Es ist ein bisschen schade, dass die Vorzüge der Motorola-Geräte sich in Deutschland nicht so wirklich herumsprechen. Meistens läuft es auf einen Vergleich Apple vs Samsung hinaus, neuerdings ja auch auf einen Vergleich mit Huawei. Ich empfehle jedem, der ein solides, preisgünstig ausgestattetes, intuitiv bedienbares Smartphone wünscht, das nicht billig aussieht, einen Blick auf Motorola zu werfen. Im Grunde ist Motorola der Skoda unter den Smartphones, solide Technik, neutrales unauffälliges Design zu einem vernünftigen Preis, ohne aber billig zu wirken.
Motorola - der Skoda unter den Smartphones
Nun also das G7 power. Ich bin sehr froh, dass ich ausgerechnet dieses Gerät testen durfte, entspricht es nicht nur meinem Nutzerprofil sehr gut. Es ist eben auch ein Moto! Und damit stellt sich für mich die Frage: Habe ich mit meinem Galaxy S8 von Samsung tatsächlich einen guten Fang gemacht oder wäre es besser gewesen, das G7 power in Erwägung zu ziehen?Dank der Mulitcard, bzw. Connectfunktion bei o2 konnte ich beide Geräte also parallel betreiben und hatte beide je nach Laune mit dabei, einmal das Samsung und das andere Mal das Moto.
Das Testgerät kam in einer ansehnlichen Packung daher. Wie meist bei den Motos in einem poppigen Grünton, der verrät: Hier soll keine Business-Kundschaft angesprochen werden. Aber auch nicht in Verpackung und Design so gestaltet, dass es sich explizit an eine jüngere Kundschaft richten würde (zu der ich auch nicht gehöre!).
Bunt, ohne billig zu wirken
Das Gerät kam gut vorgeladen, aber ich habe es direkt angeschlossen und komplett aufgeladen. Währenddessen habe ich es einrichten können. Dank der Google-Cloud ging das ziemlich schnell und schlicht problemlos. Anders als bei anderen Geräten müssen weder vom Startbildschirm noch aus den Apps irgendwelche „Sonderbeigaben“ entfernt werden. Das Moto G7 ist direkt funktionsfähig.
Motorola-Geräte sind bekannt für eine übersichtliche Oberfläche
Die Entsperrfunktion per Fingerabdruck (ich wähle meine beiden Zeigefinger dazu) ging ebenfalls völlig problemlos vonstatten. Dabei fällt mir wohltuend auf, dass der Sensor wesentlich besser auf meine Fingerabdrücke reagiert als das Galaxy, das sich häufig damit schwertut. Auf die Entsperrung per Gesicht verzichte ich auf beiden Geräten. Auch das Display reagiert sehr schnell ohne Verzögerung, manchmal vielleicht ein bisschen zu sensibel, sodass Apps starten, ohne dass sie ausgelöst werden sollten.
Das Moto G7 hat eine Eigenschaft, die ich schon von vorherigen Versionen kenne. Bei Bewegung erscheinen auf dem Sperrbildschirm die Uhrzeit und die Mitteilungszentrale. Da das Gerät auf eine Benachrichtungsleuchte verzichtet, ist dies eine sinnvolle Alternative. Ich habe diese Funktion tatsächlich damals nach dem Wechsel von Motorola vermisst. Mir gefällt es besser als das Blinken.
Keine offensichtlichen Schwächen
Das Display ist größer, vermutlich ist die Größe auch der Größe des Akkus geschuldet. Das Display des Galaxy scheint mir schärfer zu sein. Durch die Größe ist aber alles gut erkennbar und nichts unscharf. In die Hosentasche passt es daher nicht so sehr gut und die Wege zum Greifen und Tasten sind doch spürbar weiter. Andererseits wirkt alles großzügiger. Insgesamt löst der erste Betrieb bei mir keine Höhenflüge aus, aber ich fühle mich, vielleicht auch dank vorhandener Motorola-Erfahrungen, direkt zu Hause. Das ist schon toll.Als erstes mache ich draußen Fotos mit beiden Geräten, jeweils an der gleichen Stelle das gleiche Motiv, ohne an der Voreinstellung etwas zu verändern. Ein Bild mach ich zum Vergleich drinnen (s. Fotos). Schon auf den Handy-Bildschirmen, aber erst recht auf meinem MacBook Air, zeigt sich, zumindest nach meinem subjektiven Eindruck, dass die Kamera des G7 im Vergleich zum Galaxy S8 gut mithalten kann und teilweise die natürlicheren Aufnahmen bietet. Nur drinnen schwächelt es ein bisschen. Wie gesagt, ein subjektiver Eindruck!
Foto vom Samsung Galaxy S8
Foto vom Motorola G7 power
Foto vom Samsung Galaxy S8
Foto vom Motorola G7 power
Foto vom Samsung Galaxy S8
Foto vom Motorola G7 power
Foto vom Samsung Galaxy S8
Foto vom Motorola G7 power
Beim Telefonieren nutze ich nun erst mal das G7 und stelle keine wesentlichen Unterschiede zum Gerät von Samsung fest. Alles funktioniert, wie es soll. Ebenso die von mir oben beschriebenen Funktionen. Auch beim abendlichen Streamen der Arte-Mediathek auf den Fernseher kann ich im Vergleich zu Samsung keinen Unterschied erkennen. Sowohl im Mobilfunknetz als auch im W-Lan habe ich beim G7 keinen Grund zu klagen.
Auch mein Bordcomputer im Auto erkennt, allerdings erst bei der zweiten Fahrt, das Gerät, das ich per USB, aber nicht per Bluetooth, mit ihm verbunden habe. Die Navigation geht problemlos vonstatten.
Akku-Power für viel mehr als einen Tag
Erstaunt bin ich aber schon, dass der Akku nach einem Tag Gebrauch immer noch 74% zeigt. Ich würde behaupten, dass der Akku bei Gebrauch gut doppelt so lange hält wie der des Galaxy. Nun macht es vielleicht in der Praxis keinen so großen Unterschied, ob man sein Handy einmal am Tag oder alle zwei Tage aufladen muss. Aber das G7 power vermittelt schlicht das gute Gefühl, dass man mit ihm sehr gut über den Tag kommen kann - und das ist gerade bei längeren Ausflügen ohne Steckdose in Reichweite sicher ein sehr wichtiger Faktor. Man spart sich die Powerbank. Insofern ist das G7 power das Doppelherz unter den Smartphones. Ansatzweise hatte ich diese Erfahrung schon mit dem Moto X play gemacht.Kein Smartphone zum Verlieben - aber ein Freund für dick und dünn
Das Moto G7 power ist sicher kein Gerät zum Verlieben. Aber ich glaube, das will und soll es auch überhaupt nicht sein. Es ist in der Tat nicht so, dass ich ab nun meine Finger nicht mehr von dem Testgerät lassen konnte und schon auf den Tag hintrauere, an dem ich es wieder abgeben und zurückschicken muss. Es ist eben nur ein Testgerät und das Galaxy S8 ist mein eigenes, das ich nun schon seit einem Jahr nutze und dessen Vorzüge und Macken ich kenne. Außer der wirklich hervorragenden Akku-Leistung hat das Moto G7 power auch nicht wirklich etwas zu bieten, das es im Vergleich herausstechenlassen würde.ABER: Gleichwohl habe ich mir natürlich den Spaß gemacht zu schauen, was denn ein Neugerät, Moto G7 power, bei, sagen wir einem bekannten amerikanischen Versender, kosten würde. Und siehe da: Es kostet tatsächlich nur rund die Hälfte von dem, was mein aktuelles eigenes Gerät neu kosten würde. Und das bringt mich tatsächlich ins Grübeln. Sind die Unterschiede bei der Ausstattung, die aber in meinem alltäglichen Gebrauch offensichtlich ihre Vorteile auch nicht ausspielen können, wirklich 200 Euro mehr wert, von den ganz neuen Spitzenmodellen, die locker das Fünffache kosten, ganz zu schweigen?
Müsste oder wollte ich heute ein neues Smartphone kaufen, würde ich mich nach diesem Vergleich tatsächlich erstmal in der Geräteklasse A bei Samsung oder nach einem Honor umsehen. Aber das Moto G7 power hätte aufgrund der hohen Akkuleistung, des vorinstallierten Androids ohne Firlefanz und der überhaupt gelungenen Usability wahrscheinlich die Nase vorn.