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Testbericht

POCO X3 Pro – Flaggschiff-Schreck oder Aufschneider?

POCO X3 Pro – Flaggschiff-Schreck oder Aufschneider?
Benutzerebene 7

 Preis/Leistung
 flüssige Performance
 3.5mm Klinkenanschluss (für die, die Wert darauf legen)
 Design

Display & Kamera
kein 5G
kein Wireless-Charging
Akku*

Datenblatt

Quo vadis, Xiaomi? Das war der erste Gedanke, als das POCO bei mir eintrudelte. Ja, ich gebe zu, ich bin mitunter sehr auf visuelle und haptische Eindrücke geprägt, am Ende bin ich auch nur ein Mensch – und hier konnte die Maschine bereits beim Unboxing erste Pluspunkte bei mir sammeln. Schlichte, aber wertige, schwarze Schachtel mit gelben Schriftzügen und entsprechenden Akzenten. Schick, simpel, trotzdem auffällig; das weckte tatsächlich (rein unter dem Gesichtspunkt der Verpackung und Präsentation) Assoziationen zu dem Lamborghini-OPPO bei mir.

Und ab hier ging es bergab… Aber der Reihe nach.

Ich nutze seit mittlerweile exakt drei Jahren ein Huawei P30 Pro als daily driver und kann mich noch gut an den Schock erinnern, als es seinerzeit bei mir ankam. Der Größenunterschied zu seinem Vorgänger, einem P10, erschien mir nahezu obszön und ich war fest davon überzeugt, dass ich mich damit niemals anfreunden kann. Glücklicherweise ist der Mensch ein Gewohnheitstier und wir wurden im Laufe der Zeit ziemlich gute Buddys, wenngleich es bis heute vorkommt, dass mir – trotz nicht unbedingt filigraner Pianistenhände – die Einhandbedienung in manchen Situationen nicht gelingen mag. Das POCO sorgte beim Auspacken für einen schlimmen Flashback: verdammte Axt, das Ding ist mal richtig groß! P30 Pro und Honor 50 (beide in ihren Dimensionen nahezu identisch) wirken dagegen fast schon bescheiden klein. Die bloße Optik des Poco, speziell der Rückseite mit ihren mattierten Rändern, dem prägnanten Schriftzug und der Farbgebung ist jedoch durchaus gelungen.

Der Lieferumfang ist angesichts des aktuellen VK von rd. 200,00 EUR durchaus beachtlich: 33W-Schnelladeadapter mit ordentlichem USB-C-Kabel, Jelly-Case, SIM-Tool, ein nettes „Welcome to the POCO-family“-Kärtchen mit POCO-Stickern (á la Apple), eine brauchbare Schnellstartanleitung und natürlich der Main-Act, das X3 Pro. Abgesehen von dessen Größe macht sich aber sofort im Anschluss das Gewicht bemerkbar – 215g. Immerhin runde 20g mehr als das P30 Pro und satte 40g über dem Honor 50; und das trotz Backcover aus Polycarbonat, anstelle von Glas und fehlendem Wireless-Charging. Zugegeben, es hat mit knapp 5,200 mAh den „Dickeren“ (Akku! – P30 Pro 4,200 mAh / Honor 50 4,300 mAh), mit 6.67‘‘ die größere Displaydiagonale (P30 Pro 6.47‘‘ / Honor 50 6.57‘‘) und den von vielen noch immer hoch geschätzten 3,5mm Klinkenanschluss, aber reißt es das wirklich heraus? Spoilerwarnung: Määäh…

Nun aber an’s Werk – Hülle rum und anschalten.

Erster Eindruck: Damn, mit Case ist das Ding noch deutlich größer und das Display ist zwar durchaus prominent, leider fällt (gerade, wenn man die letzten Jahre durchweg OLED-verwöhnt wurde) sofort auf, dass es eben „nur“ ein IPS LCD ist. Das macht den Bildschirm deswegen nicht per se schlecht, die Darstellungen sind scharf und klar, die Helligkeit lässt jedoch zu wünschen übrig, unter freiem Himmel & bei Sonneneinstrahlung wird die Erkennbarkeit „schwierig“ und bei genauerer Betrachtung fällt durchaus auf, dass die Farbtreue und -wiedergabe wirklich besser sein könnte; auch für ein IPS-Panel.

Entsperrt wird per Gesichtserkennung mit der 20MP-Frontkamera, alternativ über den sehr schnellen und präzisen Fingerabdrucksensor, der sich im Powerbutton versteckt. Die Navigation ist flüssig, Hänger oder Aussetzer konnten praktisch nicht festgestellt werden, Browser funktionierten alle problemlos und ohne einfrieren (Chrome, Firefox und der MIUI-eigene wurden durchweg genutzt) und Video-/Audiowiedergabe sowie Gaming lief(en) flüssig. Die integrierten Speaker klingen im Direktvergleich zum Honor etwas blechern, sind aber akzeptabel. Deutlich unangenehm fiel allerdings auf, dass MIUI auch 2022 noch immer mit unangenehmer Werbung durchzogen ist, die sich auch nicht blocken oder ausblenden lässt, ohne in die Tiefen des OS einzugreifen. Zudem ist die Menüführung nach wie vor sehr eigen und auch die verwendeten Icons im System wirken eher billig und unausgereift. Ich muss an dieser Stelle aber fairnesshalber anmerken, dass just am Tag der Rücksendung des Testgerätes ein OTA-Update auf MIUI 12.5 aufgespielt wurde, welches ich nicht mehr testen konnte. Ob sich hier also nachhaltig etwas verbessert hat, kann ich leider nicht weiter beurteilen.

Der nominal relativ große Akku kann im Dauerbetrieb nicht wirklich überzeugen. Nach einigermaßen intensiver Nutzung (eineinhalb Stunden casual gaming, eineinhalb Stunden YouTube, zwei Stunden surfen und eineinhalb Stunden telefonieren, texten und WhatsAppen) musste nach rd. sechseinhalb Stunden das Kabel ran, komplett geladen war nach knapp einer Stunde und 15 Minuten*. Das kann das „echte“ (P30) Pro selbst nach drei Jahren Dauereinsatz und bis heute ohne Akkutausch spürbar besser (noch immer gute achteinhalb Stunden Intensiveinsatz, volle Ladung – Kabel – nach ~40 Minuten) und auch das Honor 50 schneidet hier wesentlich eleganter ab. Bleibt also noch die Kamera… Nun, was soll ich sagen? Ja, bei ausreichender Beleuchtung und guten Bedingungen lassen sich solide Schnappschüsse machen, im direkten Vergleich zum P30 (& P40 Pro) und dem Honor 50 gewinnen die Aufnahmen allerdings keinen Blumentopf. Ähnlich des Displays neigt auch das Kamera-Setup des POCO zu teils deutlichen Farbabweichungen und die Fotos verpixeln, sowie die Umstände nicht ideal sind.

Die folgenden Vergleichsbilder wurden alle im jeweiligen Standard-Modus der Kamera-Apps der Geräte gemacht, ohne spezielle Einstellungen vorzunehmen. Hier gilt es auch anzumerken, dass die Huawei/Honor-Handys automatisch in den Makro-Mode wechseln, wenn dies erforderlich wird, das POCO „versteckt“ diese Funktion in den Kamera-Einstellungen und verlangt nach manueller Aktivierung.

 

FAZIT:

Für rund 200 Euro wird es schwer, Geräte zu finden, die – wenigstens auf dem Papier – leistungsfähiger sind. Wer aber wirklich ein Augenmerk auf Kamera, Display und 5G hat, auf einen Klinkenanschluss verzichten und einen etwas teureren Anschaffungspreis verkraften kann, sollte eher über ein Honor 50 nachdenken oder sich ggf. bei der A-Reihe von Samsung umsehen. „Pro“ geht anders und weckt leider Erwartungshaltungen, die dann nicht erfüllt werden.


4 Antworten

Benutzerebene 7
Abzeichen +7

Dankeschön! 

Ich bin aufgrund einer riesen SpiderApp grad auf der Suche nach einem neuen günstigen (300€ max) Handy  . Mein Xiaomi Redmi 5+ hat damals (3,5 Jahre) 190€ gekostet, läuft immernoch super und ich möchte mich eigentlich gar nicht trennen... aber die Display Reparatur (≈ 100€)  lohnt nicht.   Hab jetzt erstmal ne Folie drauf, damit ich mich nicht verletze und es nicht noch schlimmer wird 🙈 

Das Poco x3 auch schon gesehen, ist aber jetzt (egal in welcher Ausführung), nach deinem Testbericht, ausgeschlossen 👍🏻 

Ich möchte gerne ein Xiaomi/Poco, Oppo ... Definitiv kein Samsung mehr.... Und werde mich weiter umschauen.

 

Danke 💙 für den Testbericht 🙂 das hat mir persönlich sehr geholfen. 

 

Benutzerebene 7

(...)

 

Danke 💙 für den Testbericht 🙂 das hat mir persönlich sehr geholfen. 

😊💙

Benutzerebene 7

(...)

Ich möchte gerne ein Xiaomi/Poco, Oppo ... Definitiv kein Samsung mehr.... Und werde mich weiter umschauen.

(...)

@Bollermann Schau’ mal, das wäre doch einen Blick wert.

LG

Benutzerebene 7
Abzeichen +7

@SethVanDoom hab ich gesehen und das ist schon Seit ein paar Tagen die Nr 1 auf meiner Liste. 😉... 

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