Als die ersten Meldungen zu Falt-Handys veröffentlicht wurden, fragte ich mich, ob diese Geräte mein E-Book-Reader und Tablet ersetzen könnten. So, dass ich nur noch ein Gerät bräuchte. Dann wurden Tester für das Samsung Galaxy Z Fold2 gesucht und ich bewarb mich gleich.
Der erste Tag
Beim Auspacken fiel mir sofort der riesige Bildschirm auf. Das Gerät war aber auch so verpackt, dass er nicht zu übersehen war. Es war ein seltsames Gefühl, das Gerät das erste mal zusammenzufalten: Geht der Bildschirm dabei auch nicht kaputt?
Er ging nicht kaputt. Bald war es ganz normal, das Gerät auf- und zu-zufalten.
Als zweites bemerkte ich sehr eindrücklich das Gewicht des Gerätes. Es liegt wirklich schwer in der Hand.Zudem ist es ist im zusammengefalteten Zustand sehr dick und das äußere Display hat ein sehr gewöhnungsbedürftiges Format: hoch und schmal.
Beim Einrichten des Gerätes merkte ich mal wieder, wie viele persönlichen Einstellungen für meine gewohnten Arbeitsabläufe nötig sind. Ich war einige Zeit damit beschäftigt, Apps herunterzuladen und Daten einzugeben.
Das dies nicht noch länger dauerte lag daran, dass alle Apps auf dem Z Fold2 blitzschnell liefen.
Schließlich war alles installiert und konfiguriert, so dass das Gerät sich bewähren durfte.
Meine ersten Eindrücke:
pro:
- sehr modernes Gerät
- riesiger Bildschirm
- schnelle Reaktionen
kontra:
- hohes Gewicht
- sehr dick, wenn es zusammengeklappt ist
- weiche Display-Schutzfolie
Erfahrungen im Alltag
Nachrichtenaustausch:
Am häufigsten nutze ich das Handy beruflich und privat für den Austausch von Text-Nachrichten.
Ob E-Mail, andere Apps oder Web-basierte Dienste, immer brachte der große Bildschirm echte Vorteile. Die Bildschirmtastatur konnte in bequemer Größe eingeblendet werden, und es war noch genug Platz um meine Texte zu schreiben. Allerdings war werksseitig ein geteiltes Tastaturlayout eingestellt, das musste ich erst ändern.
Also für E-Mail und Co: Daumen hoch
Mit Dokumenten arbeiten:
Beruflich habe ich oft mit PDF-Dokumenten zu tun, manchmal auch mit anderen Formaten. Auch dafür bietet der große Bildschirm echte Vorteile - es ist einfach viel mehr Platz. Hier zeigte sich zum ersten mal ein Nachteil, auf den ich weiter unten noch zu sprechen komme: der kleine Knick in der Bildschirmmitte stört mich nicht beim Schauen, aber beim Wischen. Für mich zumindest ist der Knick kaum sichtbar (je nach Blickwinkel) aber deutlich fühlbar. Bei der der Nutzung des Touchscreens, um Dokumente zu kommentieren, und bei händischen Skizzen haben mich diese Wellen in der Oberfläche immer wieder irritiert. Bei komplexeren oder sehr kleinen und detaillierten Arbeiten störte mich außerdem die sehr weiche und irgendwie "klebrige" Schutzfolie. Diese soll laut Samsung auch nicht entfernt werden. Meine Finger glitten nicht so leicht über das Display, wie bei meinem alten Handy.
Außerdem blieben auch Staub und Fingerabdrücke ausgezeichnet an dieser Folie kleben.
Dokumente lesen: Daumen hoch
Dokumente bearbeiten: Daumen zur Seite
Handy als Dokumenten-Scanner:
Fast täglich nutze ich das Handy auch als Scanner. Insbesondere Flipcharts und A4-Papiere verwandle ich direkt in PDF-Dokumente. Diese Arbeiten funktionierten fantastisch gut mit dem Galaxy Z Fold2. Die gute Kamera und der große Bildschirm machten dies möglich.
Hierfür absolut: Daumen hoch
E-Books lesen:
Ein Grund, warum ich mich als Tester für das Z Fold2 beworben hatte, war auszuprobieren, ob das Gerät meine E-Book-Reader ersetzen kann. Der Große Bildschirm spielt natürlich wieder seine Stärken aus. Allerdings ist das Gerät für lange Lese-Abende einfach zu schwer. Die Lesegeräte mit E-Ink-Display sind deutlich leichter, dafür aber auch nur schawrz-weiß. Wie oben bei den Dokumenten bereits beschrieben, stört auch beim Lesen von E-Books der fühlbare Knick. Beim Wischen um Seiten umzublättern gleitet der Finger oft über den Knick. Das hat mir überhaupt nicht gefallen. Auch hier störte mich zusätzlich die klebrige Schutzfolie. Zum Lesen in der Badewanne ist das Gerät wegen seiner fehlenden Wasserdichtigkeit leider nicht geeignet.
Leider ist das Z Fold2 kein Ersatz für meinen E-Book-Reader.
E-Books lesen: Daumen runter
Fotos aufnehmen und bearbeiten:
Ich möchte hier nicht die Kameras des Gerätes aus Fotografen-Sicht beurteilen. Für professionelle Fotos kann man ja einen Fotoapparat verwenden. Mir geht es um die praktikable Nutzung im Alltag.
Für "normale" Fotos sind alle Kameras hervorragend geeignet.
Vor allem wenn man das RAW-Format der Kameras nutzt, entstehen absolut brauchbare Fotos. Dafür müsst ihr in der Kamera-App den Pro-Modus wählen und "RAW-Format Speichern" aktivieren. Dann könnt ihr über eine RAW-Software (z.B. Lightroom) diese Fotos mit vielen Anpassungsmöglichkeiten in JPEG konvertieren. Die Ergebnisse waren beeindruckend, ich würde sagen schon viel zu gut für den alltäglichen Gebrauch.
Kameras: Daumen hoch
Karten: Navigation und Tracking:
Nicht beruflich, aber in der Freizeit bin ich gerne zu Fuß oder Rad unterwegs und nutze oft Google- oder Open-Street-Maps zur Navigation. Für die Kartendarstellung bietet das große Display natürlich Vorteile, allerdings war das Auf- und Zuklappen schon ein bisschen aufwendig. Und bei Regen kann es auch nicht eigensetzt werden.
Beim Joggen verwende ich manchmal die Tracking-Funktion. Dies habe ich aber mit dem Z Fold2 nicht ausprobiert, da es mir einfach zu schwer und nicht wasserdicht ist.
Navigation: Daumen seitlich
Tracking. Daumen runter
Fazit
Topps und Flops:
Display
Kamera
Prozessorleistung
Dick und schwer
Nicht wasserdicht
"klebrige" Displayfolie
Würde ich es mir kaufen?
Ich würde mir das Z Fold2 nicht kaufen.
Ein Falt-Handy würde ich mir kaufen, wenn folgende Änderungen zum Z Fold2 umgesetzt würden:
- Das Gerät muss wasserdicht sein. (Sonst ist es aus meiner Sicht kein Mobil-Telefon, sondern ein Daheim-Gerät.)
- Es sollte deutlich leichter und im zusammengeklappten Zustand dünner sein.
- Eine bessere Touch-Bedienung ohne klebrige Folie ist sehr wichtig.
Einige Punkte sind je bereits von Samsung im Z Fold3 umgesetzt wurden.
Timm im September 2021