In den vergangenen Wochen hatte ich das Vergnügen, das Oneplus 9 Pro ausgiebig kennenzulernen sowie zu testen.
Bereits der Vorgänger musste sich hardware- und softwareseitig nicht vor der Konkurrenz verstecken. Gleiches gilt auch für das aktuelle Oneplus 9 Pro: Es wurde nichts Verschlimmbessert, aber es fehlen leider noch einige Details, die im Alltag hilfreich wären.
Die Details lesen sich auf dem Papier soweit gut, aber wie schaut es in der Praxis aus?
Auspacken, bitte!
Die Verpackung lässt aufgrund der Größe und des Gewichts vermuten, dass viel an Zubehör vorhanden ist. Ein Blick ins Innere könnte hier etwas enttäuschen: Außer dem üblichen Zubehör, wie USB-C-Kabel und Manual liegt zwar hier sogar ein USB-C-Netzteil mit bei – aber das war es dann auch schon mit den Notwendigkeiten. Einzig die beigelegte Silikon-Schutzhülle wertet das Paket etwas auf, jedoch ist es natürlich Geschmackssache, ob man diese verwenden möchte. Ein Headset sucht man auch hier leider vergebens.
Das Gewicht des Smartphones beträgt 198 Gramm (nicht geeichte, eigene Messung). Ein ordentlicher „Brocken“, der dennoch sehr gut und geschmeidig in der Hand liegt.
Connected …
Die Möglichkeiten, Kabel und Karten anzuschließen und zu verbauen, sind Quasi-Standard:
Man kann zwei nano-SIM-Karten ins Gerät einlegen und am USB-C-Anschluss lässt sich unter Anderem auch ein beliebiges kabelgebundenes Headset betreiben. Einen Klinkenanschluss sucht man auch hier vergebens – von diesem Standard dürfte man sich herstellerübergreifend vermutlich bald ganz verabschieden.
Auch die Suche nach einer Möglichkeit, den internen Speicher mit einer microSD-Karte zu erweitern, kann schnell eingestellt werden: Es gibt keine Option dafür. Andere Hersteller lösen das eleganter, in dem der Platz für die zweite SIM-Karte auch für eine microSD-Karte „zweckentfremdet“ werden kann. Diese flexiblere Lösung ist durchaus wünschenswert und man müsste nicht mal auf eine zweite SIM-Karte verzichten, wenn sich der Hersteller durchringen könnte, die eSIM zu unterstützen.
Kabellos geht natürlich auch Einiges:
Im heimischen WLAN werden natürlich 2,4GHz sowie 5GHz unterstützt (2×2 MiMo, 802.11 a/b/g/n/ac/ax). Selbst WiFi6E soll bereits unterstützt werden.
Unterwegs geht es in ausgebauten Gebieten dank dem integrierten 5G-Modul (Snapdragon X60) mit bis zu 7,5Gbit/s zur Sache. Das sollte für ein Smartphone mehr als ausreichen. Testen konnte ich die 5G-Konnektivität leider nicht, da mein Provider an meinem Wohn- und Arbeitsort noch keinerlei Ausbauten vorgenommen hat.
Per Bluetooth lassen sich natürlich weitere Geräte koppeln.
Bezahlvorgänge und weitere Automatisierungen lassen sich bequem per integriertem NFC ausführen.
Zeig Dich …
Hauptaugenmerk liegt natürlich auf dem 6,7″ großen Display, welches mit HDR10+-Unterstützung sowie einer Auflösung von 3216×1440 Pixel (QHD+) äußerst gut gefällt. Mit einer maximalen Helligkeit von 1300 Nits ist auch eine Betrachtung bei hellem Umgebungslicht problemlos möglich.
Lächeln, bitte …
Die Kameras können im Großen und Ganzen punkten. Die blanken Details wären z.B. 16 MP für die Frontkamera, 48 MP für die Hauptkamera, 50 MP für die Ultraweitwinkelkamera sowie 8 MP für die Telekamera. Eine separate schwarz/weiß-Kamera gibt es ebenfalls – mit ausreichenden 2 MP. Die Sensoren stammen von Sony.
Damit lassen sich Videos bis zu 8K (30fps) erzeugen. Möchte man in 4K filmen, stehen 30, 60 sowie 120fps zur Verfügung. Bei FullHD (1080p) sind es 30 sowie 60fps. Nicht spektakulär, aber natürlich auch möglich: Zeitlupenaufnahmen in FullHD (1080p) lassen sich mit 240fps filmen.
8K klingt natürlich schön, jedoch sollte man den oben erwähnten Nachteil bedenken: Der Speicher ist begrenzt und lässt sich nicht erweitern.
Diverse Foto-Funktionen runden das Paket ab. Zu erwähnen wäre neben den Standards (z.B. Portrait und Panorama) auch ein Cat/Dog Face Focus, RAW sowie Nightscape.
Im direkten Vergleich zu meinem iPhone 12 Pro ist es für mich schwierig, als Laie zu beurteilen, welches Kamera-”Set” nun überzeugender ist. Dies hängt sehr von der eigenen Befindlichkeit ab: Mal empfand ich Bilder des Oneplus 9 Pro besser, mal waren es die des iPhones. Im Endergebnis kann mich persönlich der Focus des iPhone 12 Pro mehr überzeugen. Auch das Bildrauschen war, selbst bei guten Lichtverhältnissen, weniger sichtbar. Allerdings betrachte ich Bilder meistens äußerst
Das OS
Neben dem Display als direkter Eyecatcher ist natürlich auch das verwendete Betriebssystem interessant. Das Oneplus 9 Pro kam mit einem OxygenOS daher, welches auf Android 11 basiert. Erfreulich ist, dass man ein nahezu reines Stock-Android in den Händen hält. Lediglich ein paar Optimierungen bzgl. der Einhand-Bedienung wurden vorgenommen – einen entsprechenden Modus hierfür sucht man jedoch vergebens. Letztendlich findet sich ein geübter Android-User schnell zurecht und dies sehe ich als absoluten Vorteil gegenüber anderen Geräteherstellern, die über dem eigentlichen Betriebssystem noch jede Menge „Optimierungen“ und „Anpassungen“ sowie „Erweiterungen“ legen, was dem Anwender zu gefallen hat.
Schade ist allerdings, dass sich der Hersteller scheinbar dazu hat hinreißen lassen, sehr viele (auch bekannte) Apps künstlich auszubremsen. Wie man auf diversen Seiten liest, gibt es systemseitig eine Art „Blocklist“ mit Anwendungen, für welche die Performance ausgebremst wird. Apps, wie z.B. Chrome, WhatsApp, YouTube sowie Netflix laufen so mit einer Einbuße von bis zu 30%. Laut Hersteller wäre dies der Wunsch der Benutzer gewesen, um den Stromverbrauch zu reduzieren. Eine Option, dieses „Feature“ bei Bedarf abzuschalten, gibt es derzeit leider nicht.
Fazit
Ein tolles Stück Technik, das ist keine Frage. Es liegt super in der Hand und bei Bedarf lässt sich die beigelegte Schutzhülle anbringen. Schön, dass sie im Lieferumfang gleich enthalten ist – auch wenn sie optisch tatsächlich Geschmackssache ist. Das Material wirkt sehr hochwertig und massiv. Zusätzlich ist das Gerät mit IP68 vor Wasser und Staub geschützt.
Das Display kann – vor allem im Freien – dank Helligkeit und Größe überzeugen; die Foto- und Videofunktionen begeistern bis auf wenige Abstriche beim Fokus.
Einen Arbeitstag (mit permanenter Kopplung per Bluetooth an eine Smartwatch sowie relativ gutem LTE-Empfang) ohne zusätzlich viel Spielerei überstand der Akku problemlos. Über Nacht wurde das Gerät per QI bequem geladen, so dass es am Folgetag wieder einsatzbereit war.
Störend ist für mich der fehlende eSIM-Support. Unverständlich – es bietet für Mobilfunkprovider sowie Kunden überwiegend Vorteile, eine eSIM einzusetzen. Für den Hersteller sollte es ebenfalls unkomplizierter zu handeln sein, da der Platz für die physikalische(n) SIM-Karte(n) eingespart und anderweitig verwendet werden kann.
Augen auf bei der Speicherausstattung. Schade, dass sich diese nicht per microSD erweitern lässt. Man sollte vor dem Kauf gut überlegen, für welche Zwecke man das Smartphone einsetzt und entsprechend die Kapazität wählen. Alternativ dazu gibt es natürlich auch USB-C-Sticks, mit welchem man größere Datenmengen auch adhoc auslagern könnte.