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Einleitung

Das Sony Xperia 1 V ist ein richtig gutes Smartphone. Warum das so ist, haben euch bereits @TMoney und @swanja ausführlich erklärt. Hier nochmal zum nachlesen:

Die Performance ist so wie man sie von einem Flaggschiff erwartet, das Android ist sehr aufgeräumt ohne nennenswerte Bloatware, das Display und die Lautsprecher sind ein Träumchen, es gibt einen Klinkeanschluss, die Möglichkeit einer Speichererweiterung per microSD und die Verarbeitung ist allererste Sahne. Vor allem diese geriffelte Rückseite aus Glas ist der absolute Wahnsinn und macht das Smartphone zum griffigsten Handy welches ich in den letzten Jahren in den Hände gehalten habe.

Auf eine Sache legt Sony bei der Vermarktung des Xperia 1 V allerdings ein besonderes Augenmerk: „Die professionelle Technologie der α-Kameras“ und vor allem das Zusammenspiel der Kameras mit dem Smartphone. Was sich dahinter verbirgt, schauen wir uns jetzt mal etwas genauer an.

Das Smartphone als Kamera

Einer der größeren Kritikpunkte in TMoneys Review ist die Kamerasoftware. Vor allem die „abertausend von Einstellungen“, die das Knipsen unnötig kompliziert mache. Und hier bin ich direkt ganz anderer Meinung.
Als jemand, der es gewohnt ist mit einer Sony Alpha Kamera zu fotografieren, habe ich mich noch nie so schnell so wohl bei der Bedienung einer Smartphonekamera gefühlt wie beim Xperia 1 V. Man fühlt sich direkt zu Hause. Angefangen bei der generellen Ähnlichkeit der UI zur Kamera, über die diversen Kamera-Modi bis hin zu Kleinigkeiten wie denselben Benennungen der Buttons oder der Tatsache, dass der Benachrichtigungston zur Videoaufnahme derselbe ist, den die Kamera von sich gibt. Und zusätzlich dazu nicht ganz unwichtig: Die eingebauten Looks in der Kamera-App findet man 1:1 in einer Alpha-Kamera wieder. Das bedeutet, Fotos vom Handy und der Kamera haben einen sehr ähnlichen Farbton. In der perfekten Sony-Marketing-Welt sieht das dann so aus: Schieße ich Fotos oder Videos bspw. auf einer Hochzeit mit der Kamera und mache nebenher auch ein paar Schnappschüsse mit dem Smartphone, fällt der Unterschied „straigt-out-the-box“ kaum auf. Beides lässt sich dann ohne großen Aufwand in der Bearbeitung miteinander vermischen.
Hier hat das Smartphone aber einen großen Makel: Nur die Hauptlinse (24mm) verfügt über den neuen hochwertigen Sensor. Daher lässt sich das volle Potential der eingebauten Kamera nur mit diesem einen Objektiv ausnutzen. Das 16mm Ultraweit-, sowie das Teleobjektiv liefern qualitativ deutlich schlechtere Bilder.

Negativ an der Benutzung des Smartphones als Kamera fand ich die physischen Buttons: Der Auslöser oben rechts lässt sich nur schwierig und vor allem krampfhaft erreichen. Ebenso die Lautstärketasten, welche auch als Zoomwippe agieren. Das kann aber auch an meinen recht großen Händen liegen, die nicht so ganz zum sehr schmalen Design des Gehäuses passen.

Eine ehrenhafte Erwähnung erhält noch die “Cinematography Pro”-App. Bei dieser lassen sich bspw. Fokuspunkte im Vorfeld definieren und bei der Aufnahme kann man dann durch das Tippen eines Buttons von einem Fokuspunkt auf den anderen fahren. In einem Smartphone ist das meiner Meinung nach aber auch nur eine Spielerei. Spaß hatte ich trotzdem damit.

Ein Ausschnitt der Beschreibung der Cinematography-Pro-App

Das Smartphone zur Kamera

Umso mehr habe ich mich aber auf das zweite große Feature für Alpha-Besitzer gefreut: „Xperia gepaart mit α“.
Lt. Sony ist das Xperia 1 V der optimale Begleiter für die Kameras, da man das Smartphone nicht nur (wie andere Smartphones auch) zur kabellosen Steuerung nutzen kann - sondern auch als externen Monitor und sogar Rekorder. Hierzu gibt es eine eigene App, die man nur starten muss, danach einfach das Handy an die Kamera anschließen, diese in den Streaming-Modus schalten und schon kann es losgehen.

Und hier ist der Unterschied natürlich alleine durch die Größe schon gewaltig: Im Gegensatz zum 3’’-Bildschirm der Kamera (7,5cm Diagonale) hat man nun durch das brillante 6,5’’-Display mit 15,7cm Diagonale einen Bildschirm, der einem deutlich mehr Bildkontrolle verschafft:

Das Xperia in Aktion auf einer α-Kamera. Der Größenunterschied zum eingebauten Display ist denke ich gut ersichtlich

Gerade beim manuellen Fokus von Videoaufnahmen ist ein externer Bildschirm quasi Pflicht. Sehr hilfreich ist hierbei die Tatsache, dass das Display sehr hell und klar ist. Bei direktem Sonnenlicht hatte ich aber dennoch Probleme das Bild manchmal problemlos zu erkennen und damit perfekt zu fokussieren.
Ebenfalls hilfreich ist es, den Monitor individuell einstellen zu können. Alle wichtigen Funktionen sind hier an Bord, allen voran Zebra, False Colour oder auch Fokus Peaking. Man kann sich diese Funktionen so einstellen, dass man zwei Favoriten hat, durch welche man schnell durchwechseln kann. Darüber hinaus lässt sich das Display um 180° drehen oder auch spiegeln, je nachdem wie man das Smartphone montiert hat. Für manche Nutzer vielleicht ganz interessant: Mit der externen Monitorfunktion lässt sich direkt von der α-Kamera auf YouTube & Co. livestreamen.

So sieht der externe Monitor aus, mit aktiviertem 2,35:1-Rahmen für ultimatives o2-Kinofeeling. Auf der linken Seite gibt es auch noch eine sehr praktische Audio-Überwachung
Und hier sieht man recht gut, wie eingeschränkt die Sicht bei viel Sonnenschein trotz hellem Display werden kann. Ganz so spiegelnd wie auf dem Foto ist es in echt allerdings nicht

Wenn man also den externen Rekorder sowieso immer dabei hat, weil es das eigene Smartphone ist, ist das doch eigentlich die perfekte Lösung, oder? Leider nein! Da ist zum Einen die Beschränkung, dass externe Aufnahmen nur auf dem internen Speicher geschrieben werden können. Gemeint sind damit Aufnahmen, welche auf dem Smartphone-Display gestartet werden (der Aufnahme-Button unten rechts). Okay, schade, aber man hat ja weiterhin die Möglichkeit die Aufnahme direkt auf die Speicherkarte der Kamera zu schreiben.
Viel ausschlaggebender ist der zweite Grund: Die Akkulaufzeit. Bei dauerhafter Nutzung reicht das Xperia bei meinen Tests nicht einmal zwei Stunden durch (wohlgemerkt angefangen bei 100% Kapazität). Da man das Smartphone vorher und nachher sicherlich auch noch normal nutzen möchte, bleibt einem also gar nicht so viel Zeit übrig es als externen Monitor zu nutzen. Ein normaler externer Monitor/Rekorder wird durch eigene Akkus betrieben, von denen man immer genug dabei haben sollte. Das ist beim Smartphone natürlich nicht möglich. Hier müsste man sich also umständlich durch eine Powerbank helfen.

Ein weiterer großer Minuspunkt ist für mich das Fehlen der Unterstützung anamorphotischer Objektive. Bitte bitte bitte Sony, dieses Smartphone hat schon das perfekte Seitenverhältnis für echtes Breitbild, warum um Himmels Willen gibt es nicht die Möglichkeit für’s Entzerren des Bildes um mit einem anamorphotischen Objektiv ohne Kopfschmerzen zu filmen? Links und rechts vom Bild ist doch noch so viel Platz….Für mich wäre alleine dieser eine Punkt schon ein absolutes Kaufargument. Schade!

Fazit

Mir stellt sich also die Frage: Für welche Zielgruppe ist diese Funktion eigentlich gedacht? Bei der Kombination aus Smartphone und Kamera liegt man schon bei mindestens 3.000€ - und hat noch nicht mal ein Objektiv auf der Kamera. Für “Casual-Bobs” ist das in meinen Augen viel zu viel Geld. Für Profis sind sowohl die Akku-Laufzeit als auch die künstlichen Beschränkungen ein Witz.

Ich denke, Sony möchte eigentlich nur einen extra Anreiz liefern dass jene Nutzer, die bereits eine α-Kamera besitzen von ihrem bisherigen Favoriten auf das Xperia 1 V umsteigen, sobald es Zeit für ein neues Smartphone wird, um aus ihrem Power-Hobby noch mehr rauszuholen. Aber bloß nicht zu viel, wenn man den Akku noch für andere Dinge benötigt.

Vielen Dank für deinen tollen Testbericht @saykopath. So kann man sich gut einen Eindruck über das Gerät verschaffen 🙂
Liebe Grüße Bianca


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