Fortführende Nachfragen beantworte ich gerne, insofern dies möglich ist, da mir das Gerät nun schon nicht mehr vorliegt. Es war übrigens die Version mit dem TSMC Prozessor, falls das jemanden interessiert.
Da das Gerät bereits ausgepackt und ohne Kopfhörer zu mir kam, gibt es an dieser Stelle auch keine Bewertung von Verpackung, unboxing und eben den Standardkopfhörern.
Design und Verarbeitung
Das Design hat sich, wie von Apple gewohnt, zwischen dem Vorgänger Modell und der S-Serie nicht verändert und ist somit bekannt. Ein hauptsächlich aus Metall bestehendes Gehäuse mit markanten Kunststoff Antennenunterbrechern, böse Zungen behaupten inspiriert von HTC. Wie auch immer, mir gefällt es gut, auch wenn die mir zur Verfügung gestellte Farbe nicht meine erste Wahl wäre.
Die abgerundete Form liegt sehr gut in der Hand. Minimale Kritik gibt es vielleicht für die Buttons sowie den Ladeport, die sich einfach etwas scharfkantig anfühlen. Die herausstehende Kameralinse ist sicherlich nicht perfekt, jedoch im Alltag weniger störend als vorher gedacht. Als anstrengender empfand ich eher die nicht mittige Positionierung, wodurch die Kamera viel leichter mit einem Finger verdeckt wird und das scannen von QR Codes oder ähnlichen Dingen immer etwas seltsam versetz erfolgen muss. An diesem Umstand kann man sich allerdings schnell gewöhnen und sollte wohl keinen potentiellen Interessenten vom Kauf abhalten.
Ich musste mich persönlich etwas umgewöhnen im Querformat den Lautsprecher nicht mit meinen Händen zu verdecken, aber auch dieses Problem sehe ich als wenig kritisch an. „You’re holding it wrong“ lässt grüßen.
Abschließend für diesen Abschnitt möchte ich noch den Lightning Anschluss loben, es ist im handling deutlich angenehmer als micro USB. Durch die Einführung von USB C wird man mittelfristig auch bei anderen Geräten in den Genuss eines drehbaren Steckers kommen, ich habe es definitiv schon lieben gelernt.
iOS 9.1 – Die Software macht die Musik
Ich hab das Gerät vorwiegend unter iOS 9.1 getestet, da das Gerät ständigen Updates unterliegt, können sich manche meiner Beobachtung somit bald schon überholt haben.
Für mich persönlich war der Umstieg nach fünf Jahren Android gewohnt schwer und wirklich anstrengend. Trotz aller Bemühungen meine innere Einstellung positiv auf das neue Erlebnis zu fokussieren war es schon streckenweise sehr holprig mich an die neue Umgebung zu gewöhnen.
Im Großen und Ganzen hat man unter iOS langsam aber sicher die meisten für mich relevanten Funktionen von Android über die Jahre portiert, trotzdem fühlt es sich ganz anders an. Alleine den Umstand, dass man auf den Homescreens tatsächlich keine Alternative hat als alle Apps zwangsweise händisch anzuordnen empfand ich als sehr nervig.
Die Widgets im Benachrichtigungscenter sind besser als keine Widgets und leisten einen guten Dienst, auch wenn ich die Android Implementierung bevorzuge. Grundsätzlich empfand ich das hin und her Wischen zwischen zwei Tabs die von oben ins Bild kommen als unnötig kompliziert, aber das werden viele ganz anders sehen.
Die Schnelleinstellungen die man vom unteren Rand her ins Bild wischen kann habe ich gerne und viel genutzt, wenn man diese jetzt noch frei belegen könnte, würde man ein Feature weniger vermissen was Samsung ca. im Jahre 2010 eingeführt hat.
Ganz schlimm war für mich die Begegnung mit der iOS Tastatur, die leider alle Satzzeichen auf Seite 2 verbannt hat. Witziger weise habe ich mehrere iOS User auf diese Tatsache angesprochen und sie mussten alle ihr Handy zücken um diesen Missstand zu kontrollieren, der ihnen gar nicht bekannt war. Das umständliche Hinzufügen von Satzzeichen war ihnen so in Fleisch und Blut übergegangen, dass sie gar nicht mehr merkten, was sie taten. Gut für sie, für mich aber kein Trost.
Also wurde schnell aus dem App Store eine Alternative (Swype) Tastatur installiert und ich konnte somit einerseits die gewohnten Sonderzeichen nutzen, wie auch per Wischgeste schreiben. Eigentlich sollte hier alles gut sein, leider ist die Einbindung alternativer Tastaturen in iOS noch eher ein Beta-Feature. Es wird regelmäßig wahllos dann doch die Standardtastatur geladen, diesen Fehler kann man nur umgehen indem man in den Einstellungen alle anderen Tastaturen deaktiviert. Die Quick-Replies aus den Benachrichtigungen führen dann zwar trotzdem noch zur iOS-Standard Tastatur, aber hiermit muss man dann wohl leben.
Für Android User sicherlich auch ganz wichtig ist die Möglichkeit jeden Inhalt stets sofort zwischen alle Apps beliebig teilen zu können. Diese Flexibilität fehlte in iOS lange und ist inzwischen wohl für die meisten Szenarien ausreichend implementiert. Mir fehlte hier im Alltag nichts gravierendes, immerhin hat es nichts konkret in meine Notizen geschafft.
Positiv dagegen hat mir zum Beispiel die Fußgängernavigation mit Apple Maps gefallen, bei der ein transparenter Lockscreen gesetzt wird um weiterhin die Karte beobachten zu können. Ebenso schön ist zu sehen, dass nach jedem einstecken der Kopfhörer auf dem Lockscreen direkt ein Shortcut für die zuletzt genutzte Audio App auftauchte.
Performance und Stabilität
Wie es für ein aktuelles High-End Gerät aus dem Premium Preissegment zu erwarten ist, lief das iPhone 6s generell super angenehm und ruckel frei durch den Alltag. Alle Ladezeiten fühlten sich zügig und nicht unangenehm an.
Allerdings kam es in dem relativ kurzen Testzeitraum von nur drei Wochen doch regelmäßig zu Softwarefehlern. Ich möchte hier nicht den Eindruck erwecken, als wäre dies einem Android User nicht geläufig, jedoch ist das „Just works“ Mantra wohl nicht so stark, wie man es unter den Apple Anhängern gerne propagiert.
Kamera
Ohne große Umschweife möchte ich einfach festhalten, dass iPhone macht tolle Bilder und gute Videos. Dazu ist kein großes Experimentieren mit verschiedenen Einstellungen nötig, sondern man kann einfach im Automatikmodus loslegen und tolle Ergebnisse erzielen.
Richtig gute Ergebnisse hat bei mir die neue Selfie-Blitztechnik geliefert, bei der der Bildschirm nicht einfach nur in voller Helligkeit weiß wird, sondern Apple durch entsprechende Farbkorrekturen versucht eine natürliche Beleuchtung zu erzielen.
Bei 4k Video, gerade wenn es etwas dunkler wird, fehlte mir dann aber doch die optische Bildstabilisierung, die Apple leider nur in der Plus Version anbietet.
Eines der neuen Highlight Features, die Live Fotos, wurden natürlich von mir auch intensiv getestet. Nach dem Update auf iOS 9.1 wurde diese Funktion auch deutlich verbessert und sorgt, gerade mit kleinen Kindern, immer wieder für lustige Schnappschüsse mit Video-Anteil. Generell ist es wohl aber eine Spielerei und kein wirklicher Mehrwert. So tolle Live-Fotos zu produzieren, wie bei der Apple Keynote gezeigt, bleibt schwierig.
Übrigens verbraucht ein Live-Foto ca. den doppelten Speicher wie ein normales Bild, dazu später mehr.
Als meine Zeit mit dem iPhone 6S zu Ende ging habe ich dann über eine Drittanbieterapp alle Live Fotos als kleine Videos exportiert, das ist nicht glücklich, aber besser als nichts.
Spezial Feature – 3D Touch
Ganz neu für Apples iPhone ist die Möglichkeit durch unterschiedlich festen Druck auf das Display tatsächlich verschiedenen Funktionen zu nutzen. Die Technik funktioniert tadellos und ist nach einer leichten Eingewöhnungsphase auch gut umsetzbar. Problematisch ist hier eher, dass man als Benutzer keinen Hinweis darauf hat, an welchen Stellen diese Technik einzusetzen ist. Daher muss man zu Beginn ein wenig experimentieren.
Ich denke allerdings, dass diese Technologie nachdem wir sie bei Apple gesehen haben, durchaus das Potential für den Massenmarkt entwickelt und bei mehr Herstellern auftauchen wird. Siehe analog den Verlauf des Fingerabdrucksensors.
Android Wear und iOS
Wie vorher angekündigt habe ich meine LG Watch Urbane mit dem iPhone gekoppelt und durchgehend wie gewohnt getragen. Generell funktioniert das auch problemlos und man bekommt brav alle gewünschten Benachrichtigungen aufs Handgelenk gespiegelt. Leider kann man aber keine weiteren Apps nutzen und hat auch keinen Zugriff auf die erweiterten Benachrichtigungen. Als Beispiel, man kann unter Android E-Mails auf der Uhr direkt als gelesen markieren und Archivieren , WhatsApp Nachrichten beantworten oder in meiner favorisierten To-Do App direkt Erinnerungen weiter stellen.
Keine Frage, all das kann die Apple Watch natürlich auch, allerdings hatte ich dieses nun mal nicht zur Verfügung. Ich würde also an dieser Stelle keinem iPhone Besitzer dazu raten eine Android Wear Watch zu erwerben. Für Android User wird aber so der Umstieg Richtung iPhone vielleicht leichter machbar sein, da man die Uhr immerhin teilweise nutzen kann.
16 GB Speicher – Nicht ganz Zeitgemäß
Ganz böse und einfach nicht mehr tragbar im Jahre 2015 für ein Premium Produkt sind 16 GB interner Speicher ohne mögliche Erweiterung durch eine Speicherkarte. Nach den drei Wochen die ich das Gerät hatte, waren nicht einmal mehr 3 GB frei. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt kein Spiel installiert, keine MP3s übertragen oder alte Fotos von einem anderen Gerät mit auf mein iPhone umgezogen.
Jeder der Spiele mag, offline Musik, Bilder, Videos oder Navigationskarten vorhalten möchte sollte also direkt nach dem Preisschild für die Variante mit 64 GB Ausschau halten. Das 16 GB Modell hat effektiv für eich 12 GB zur Verfügung und diese sind natürlich recht schnell voll wenn man nun auch tolle Funktionen wie Live-Fotos mit 12 MP oder gar 4k-Video auspackt.
Fazit
Als Anfang ein Zitat aus meiner Bewerbung um dieses Gerät: „Fazit: Ich bin mir sicher, dass ich ein Android Anhänger bleibe, aber ich will mich auch weiterhin am Markt gut auskennen.“
Für mich hat sich das alles so bewahrheitet, denn ich durfte das iPhone 6s kennen lernen, bin aber auch jetzt wieder glücklich mit Android unterwegs. Trotzdem werde ich an vielen Stellen im Bekannten- und Freundeskreis problemlos ein iPhone empfehlen können als zwar teures, aber insgesamt auch sehr gutes Smartphone.
Abschließend möchte ich noch sagen, dass Android und iOS wohl immer näher zusammen wächst und beide doch praktisch gleich gut dazu in der Lage sind unsere alltäglichen Probleme zu lösen. Vor allem sollte man nicht vergessen, dass ganz viel der täglichen Zeit die man mit diesen Geräten verbringt doch durch andere Leute gesteuert wird. Facebook, WhatsApp oder was auch immer eure Lieblingsanwendungen gerade auch sein mögen. Und hier sei gesagt, die meisten der Mainstream-Apps sehen auf beiden Plattformen ziemlich gleich aus. Früher waren diese durch die Bank weg auf iOS ausgelegt und hier oft wesentlich aktueller, dieser Trend ist aber wohl auch lange vorbei.
Feedback zu meinem Text, Fragen zum Gerät oder meinen Eindrücken, Hatemail Richtung Samsung und Android, extremes Trollen … haut mal raus was euch auf dem Herzen liegt.