Ich bin seit über 10 Jahren Samsung User und mir selbst einen Eindruck von dem faltbaren Display eines "Klapphandys" zu machen und vor allem dessen Alltagstauglichkeit zu testen, hat mich sehr gereizt.
O2_angetestet hat mir die Möglichkeit gegeben, ein Bundle aus dem Galaxy Fold 4 und der Galaxy Watch 5 zu testen. Die technischen Details beider Geräte sind für alle Interessierten bei Bedarf überall einsehbar, daher beschränke ich mich im nachfolgenden Bericht auf meine persönlichen Eindrücke während des Tests.
TEIL 1 - GALAXY FOLD 4
Von allen Smartphones, die ich bisher nutzte, hat Samsung meiner Meinung nach die intuitivste und benutzerfreundlichste Oberfläche. Auch die Samsung-eigenen Apps, insbesondere die Galerie, der Samsung Browser sowie Samsung Health sind für mich absolut konkurrenzlos.
DAS bzw. die Displays - you had me at "Pop-Up-Ansicht"
Im Vergleich zum Flip kommt das Fold mit einem vollumfänglich nutzbaren Außendisplay daher, welches ein deutliches Plus bei der Alltagstauglichkeit darstellt. Nicht immer hat man beide Hände frei, um das Telefon aufzuklappen. Im geschlossenen Zustand liegt das Fold nahezu wie eine Fernbedienung in der Hand. Es ist recht schmal und in etwa 1,5 mal so dick wie ein gewöhnliches Smartphone.
Der WOW-Effekt beim Öffnen des Folds ebbte bei mir auch nach 3 Wochen täglicher Nutzung nicht ab. Die Größe und kristallklare Schärfe des 120 Hz Hauptdisplays werden durch einen super schmalen Rahmen sowie der kaum sichtbaren Under-Display-Kamera auf ein extrem hohes Niveau gehoben.
Dass die meisten Videos bei dem nahezu quadratischen Display aufgrund des Formats oben und unten einen breiten schwarzen Balken haben, war für mich im ersten Moment etwas befremdlich. Allerdings ist das Streamen um 90° gedreht, mit einer Diagonale von unglaublichen 17 cm* möglich (*Diagonale des Videos). Wie viel Spaß Spiele in voller Displaygröße bereiten, erklärt sich sicher von selbst Dass man den Knick in einem gewissen Winkel selbstverständlich minimal sieht, ist meiner Meinung nach Jammern auf hohem Niveau.
Doch nicht nur im Vergnügen überzeugt der große Hauptbildschirm. Auch das Arbeiten und Multitasken wird beim Fold 4 auf ein neues Level gehoben. Denn die Multiwindows Option kann durch eine Veränderung der Einstellungen (Pop-Up-Ansicht) erweitert werden. Dadurch können nicht nur zwei Apps auf je einer Bildschirmhälfte nebeneinander gelegt, sondern sogar mehr als 3 Apps in verschieden großen Fenstern gleichzeitig auf dem Display angeordnet werden. Hat man diese Einstellung aktiviert, kann man die Fenster der geöffneten Apps vom rechten Bildschirmrand her auf die gewünschte Größe kleiner ziehen und im Anschluss nach Belieben nebeneinander überlappend anordnen.
Ich erwische mich oft dabei, wie ich eine Serie streame, nebenher News lese oder shoppe und parallel dazu noch mit Freunden chatte. Das ist auf dem Fold nun endlich ohne nerviges Hin- und Herwechseln zwischen den Apps möglich.
Ein weiteres, schnell von mir geschätztes Feature ist die Taskleiste (ähnlich wie beim PC), welche man bei Bedarf selbstverständlich auch ausblenden kann. Ich habe diese jedoch auf dem Display belassen, denn ich habe mich sofort an diesen schnellen Zugriff auf meine liebsten Apps gewöhnt und die Gesamtgröße der Anzeige erlaubt die ständige Anwesenheit der Leiste.
Die Tastatur kann im Übrigen in drei Modi genutzt werden: Standardtastatur, geteilte und schwebende Tastatur. Damit ist es selbst kleinen Händen möglich, alle Buchstaben zu erreichen.
Zur Haltbarkeit des Displays kann ich nach 3 Wochen natürlich nicht viel sagen. Laut Samsung hält das Display 200.000 Faltvorgänge. Bei einer Nutzungsdauer von zwei Jahren müsste man das Gerät demnach mehr als 270 mal täglich Öffnen und Schließen, um dies auszureizen. Auch wenn Samsung selbst sehr überzeugt von seiner Technik ist und mittlerweile auch andere Hersteller mit faltbaren Modellen nachziehen, bleibe ich skeptisch.
Der Akku
Ich bezeichne mich selbst als Vielnutzer des Smartphones; meine tägliche Displayzeit liegt selten unter 10 Stunden. Daher ist ein starker Akku für mich enorm wichtig. Der 4400 mAh große Akku hat mich souverän durch den Tag gebracht.
Den folgenden Härtetest habe ich inszeniert: Bei etwa 75%iger Helligkeit habe ich mit Videos und Spielen dafür gesorgt, dass das Display dauerhaft eingeschaltet blieb. Nach 7,5 Stunden waren noch immer 51% Akku verbleibend. Krass, dachte ich erst, allerdings hielt die zweite Hälfte des Akkus dann nur noch knappe 5 Stunden durch. Damit brachte es das Fold dennoch auf 12,5 Stunden durchgehende Nutzung, was ein wirklich solider Schnitt ist.
Das Fold lädt mit 25 Watt und braucht damit etwas über eine Stunde von 0 auf 100%.
Die Kamera
Auch wenn sich die Triple-Kamera von den reinen Spezifikationen etwas von der meines zuletzt benutzen Galaxy S20 unterscheidet, erziele ich bei den Fotos ähnliche Ergebnisse. Fotos bei Tageslicht sind absolut gestochen scharf, der Zoom ist ausbaufähig und wird ab mehr als 3-fachem Zoom zunehmend matschiger im Ergebnis. Die Weitwinkelkamera verzerrt noch immer leicht das Bild - allerdings nicht mehr so sehr wie beim S20. Bei schlechten Lichtverhältnissen überzeugt mich der Nachtmodus nach wie vor - jedoch nur, wenn sich das Motiv nicht bewegt.
Durch diesen kleinen Punktabzug in der B-Note würde ich dem Fold für die Kamera eine Zwei in der Schulnotenskala geben.
Passend zu dem Display Format macht es übrigens richtig Spaß, die Fotos im Format 1:1 aufzunehmen. Das bietet sich nicht nur z.b. für Social Media an, ich mag das Format für Fotos auch richtig gern.
Mein Fazit
Zusammenfassend kann ich sagen, dass das Fold ein spannendes Smartphone ist, ich aber dennoch skeptisch im Bezug auf die Alltagstauglichkeit in der Langzeitnutzung bin. Das häufige Auf- und Zuklappen des Geräts würde mich trotz Außendisplay vermutlich irgendwann nerven. Dieses ist ein großes Plus und rettet etwas durch einhändige Situationen. Allerdings ist es auf Dauer gesehen schon sehr schmal.
In der Tasche ist das Fold zudem schon ein schwerer Klotz, obwohl 236 Gramm in der Theorie erstmal nicht schwer klingen. Abgesehen vom Display und der von mir schnell lieb gewonnenen Pop-Up-Ansicht birgt das Fold 4 für jahrelange Samsungnutzer leider keine großen Überraschungen.
Pros & Contras
Folgende Pros & Contras stechen für mich besonders hervor:
+ Smartphone und Tablet in einem Gerät
+ Multiwindownutzung von Apps
+ Taskleiste
- Enormer Preis (UVP 1.799,- Euro!)
- Alltagstauglichkeit aufgrund der Größe gewöhnungsbedürftig
- Kameras haben immer noch die bekannten Schwachstellen
Als mich mein Umfeld fragte, wie das Telefon nun sei, zog ich den Vergleich mit einem Waschtrockner: Es ist ein Versuch von "best of both worlds", also einem Smartphone und Tablet in einem. Das gelingt auch wirklich gut, allerdings zeigt die Erfahrung bei Kombigeräten oft, dass es immer Abstriche bei gewissen Funktionen und auch der Haltbarkeit gegenüber Einzelgeräten gibt. Noch dazu ist der UVP von 1.799 Euro ein echtes Brett. Ob es das einem Wert ist, muss jeder für sich selbst entscheiden.
TEIL 2 - GALAXY WATCH 5
Die Watch 5 hat mir im Test sehr gut gefallen. Nahezu alle Apps vom Telefon sind auch auf der Watch verfügbar. Besonders die Samsung Health App wird durch die Uhr vollumfänglich nutzbar. Hierbei werden nicht nur Schritte gezählt, Trainingseinheiten erfasst, die Herzfrequenz und der Schlaf überwacht. Auf Einstellung hin wird auch die Sauerstoffsättigung permanent aufgezeichnet. Alle gemessenen Werte sind relativ genau, was Gegenproben mit Blutdruckmessgerät und Oximeter zeigen.
Schade ist, dass der verbaute Temperatursensor noch nicht wirklich nutzbar ist.
Der Akku der Watch 5 hielt im Schnitt fast 2 Tage und ist binnen 90 Minuten wieder vollständig aufgeladen. Ich finde die Laufzeit zu kurz geraten und die Ladezeit im Verhältnis dazu einfach zu lang.
Am meisten stört mich jedoch die Größe. Leider ist mir die Watch selbst in der kleinen 40 mm Variante noch viel zu globig.
Gäbe es die Uhr in kleineren Version mit stärkerem Akku, würde ich nicht lange fackeln und für den UVP von knapp 230 Euro sofort zuschlagen.
Danke dir fürs Lesen und dem Team von O2_angetestet für die Möglichkeit, beide Geräte auf Herz und Nieren testen zu können.
Alles Gute für dich,
Ju