großartiges Bediengefühl im aufgeklappten Zustand (quadratisch)
viel Platz auf dem Bildschirm für Apps
viele Aufstellmöglichkeiten für Fotos / Videocalls
Preis
klobig (zugeklappt)
mit Schutzhülle noch klobiger
kabelloses Laden nur auf unter rechten Bildschirmhälfte
Inhaltsverzeichnis
Testbedingungen
Ich bin ein Fan der reinen Android Experience ohne Bloatware, weshalb ich seit 10 Jahren (Nexus 5) ausschließlich Google Devices nutze. Mein täglicher Begleiter ist aktuell ein Google Pixel 7 Pro - dienstlich bin ich noch mit einem Apple iPhone 11 unterwegs. Im Bereich der Foldable Devices habe ich bereits längere Zeit das Microsoft Surface Duo getestet mit dem Unterschied von 2 getrennten Bildschirmen mit schmalen Rahmen anstelle eines durchgängigen Display beim Fold4.
Mit dem Fold4 wollte ich vorrangig den Business Use Case testen, da ich aufgrund des Gerätepreises weniger den Otto-Normal-Endverbraucher als Zielgruppe sehe.
Aus diesem Grund lag mein Fokus auf Business-Apps wie E-Mail und Videocalls. In Ergänzung dazu interessierte mich noch die Nutzbarkeit als Admin-Werkzeug für Serversystemen (insbesondere Terminal-Sitzungen). Allerdings habe ich grundsätzlich alle Apps aus dem privaten Bereich (Netflix, Amazon Prime Video, Instagram und Ko) in Verwendung gehabt.
Erster Eindruck
Sobald man das Fold4 das erste Mal zugeklappt in der Hand hält, fällt das sehr klobig und schwer wirkende Design auf. Das Gewicht unterschiedet sich zwar nur um 24g vom Pixel 7 Pro, der Formfaktor lässt es allerdings schwerer erscheinen.
Völlig anders hingegen ist das Erlebnis beim Öffnen des Displays. Die enorm große Bildschirmfläche zusammen mit dem hochauflösenden Display und saftigen Farben lässt die anfangs gemischte Meinung wieder in Faszination übergehen. Natürlich fällt sofort der Blick auf den Bildschirm in der Mitte des Knicks – man denkt direkt „How does it work?“.
Erwischt habe ich mich dabei, wie damals als kleines Kind beim Schließen des Kühlschranks: Ganz langsam schließen und durch den letzten Spalt schauen, wann bzw. das Licht ausgeht
Ebenso erging es mir beim Fold4 und ich habe es zu Beginn sofort mehrfach geöffnet und geschlossen und dabei genau auf das Display geachtet.
Nach der standardmäßigen Android-Ersteinrichtung begann ich mich auf die Suche nach Display-Schutzfolien und Handy-Hüllen. „Geht das überhaupt?“ dachte ich. Schließlich ergab die Recherche, dass man beim Kauf vermutlich eine unterbrochene Schutzfolie hinnehmen müsste. Zwar gibt es durchgängige Folien, eine Langlebigkeit kann mich allerdings nicht so recht vorstellen. Sicherlich ist das innere Display geschützter, allerdings denke ich gerade zur Urlaubszeit an der Verwendung am Sandstrand – was wenn Sandkörner zwischen die Displays oder gar in Scharnier gelangen? (ausprobieren wollte ich es im Rahmen des Tests allerdings nicht^^)
Durch eine Schutzhülle wiederum wird das Gerät nochmal deutlich klobiger, weshalb der Großteil der Nutzer vermutlich nur eine Schutzfolie am schmalen Außendisplay anbringen wird.
Bedienung und Performance
Das Bedienkonzept im aufgeklappten Zustand gefällt mir ausgesprochen gut. Die Bedienung mit den Daumen klapp dank des quadratischen Display. Im Laufe der Nutzung fragte ich mich immer häufiger – wieso kein normales Tablet mit quadratischen Display?
Etwas negativer aufgefallen ist das Aufklappen mit leicht rutschigen Fingern. Eine kleine Einkerbung wie beim Surface Duo würde mehr Sicherheit beim Öffnen bieten. Der durchgängige Bildschirm ohne schwarzen Balken wie beim Surface Duo ist insgesamt betrachtet ein sehr nettes Feature (aber kein Must-Have). Der Vorteil in getrennten Bildschirmen liegt vermutlich in der längeren Lebenszeit des Displays und bessere Möglichkeit für Schutzfolien. Ein direkter Vergleich im Labor würde mich sehr interessieren, welche „Falt-Technologie“ zuerst den Geist aufgibt:
Die Hinge im Surface Duo oder das Display im Samsung Fold4.
Der Bildschirm des Fold4 stellt sehr saftige Farben dar und ist ausreichend hell, spiegelt allerdings ein klein wenig mehr als das Pixel 7 Pro bei Aufenthalt im Freien an einem sonnigen Tag.
Das Fold4 bietet die Möglichkeit für kabelloses, weshalb ich die Nutzung des Pixel Stand ausprobiert habe. Leider funktioniert dies nur im zugeklappten Zustand. Im aufgeklappten Zustand fällt das Fold4 schnell herunter, da das kabellose Laden nur hinter rechtem Bildschirm möglich ist. Bei mittigem Auflegen auf den Pixel Stand lädt das Fold4 nicht.
Ebenfalls schade finde ich, dass nicht alle Galaxy Pens genutzt werden dürfen, da sie das Display beschädigen können (bspw. Pen S vom Galaxy Tab S6 Lite).Das Fold4 erkennt nicht unterstützte Stifte und blockiert deren Eingabe mit einer Fehlermeldung.
Die allgemeine Bedienung ist flüssig und ohne Probleme, was bei einem Gerät in der Preisklasse allerdings ein MUSS ist. Im PCMark Benchmark liegt das Galaxy Z Fold4 mit 14.111 Punkten vor dem Pixel 7 Pro mit 12.209 Punkten.
Kamera
Die Bildqualität der Hauptkamera des Fold4 kann sich definitiv sehen lassen. Persönlich gefallen mir gewisse Fotoaufnahmen sogar ein klein wenig mehr als beim Pixel 7 Pro:
Der Selfiemodus mit der Haupt-/Rückkamera ist eher frickelig in der Bedienung. Das Fold4 wird dazu komplett aufgeklappt. Der große Bildschirm bleibt allerdings aktiv und man tippt aus Versehen >> besser wäre, den Hauptbildschirm auszuschalten und die Bedienung der Kamera über schmalen Frontbildschirm. Ggf. habe ich diese Funktion auch nur nicht gefunden, dann Schande auf mein Haupt^^
Grundsätzlich ist die Funktion aber dennoch sensationell, für Selfies die gute Rückkamera nutzen zu können dank des doppelseitigem Bildschirms. Die im großen inneren Bildschirm integrierte Kamera sieht zwar fancy aus, weil der Bildschirm mit weniger Pixeln über der Kamera liegt – aber Qualität ist eher Mittelklasse.
Software
Im Verlauf des Tests habe ich keine App entdeckt, die mit quadratischem Bildschirm überhaupt nicht bedienbar war. Apps die nur für Smartphones (Hochformat) entwickelt wurden, können dennoch genutzt werden:
- Es gibt die Möglichkeit, Apps im 4:3 Format mit schwarzen Balken links und rechts zu starten. Praktisch bei Insta, TikTok
- Manche Apps wie die AusweisApp2 benötigt beim Wechsel zwischen auf- und zugeklapptem Modus einen Neustart (aber es erscheint Hinweis auf Bildschirm)
Der Wechsel zwischen zugeklapptem und aufgeklapptem Modus geht smooth & schnell. Samsung hat die Software an der Stelle sehr gut optimiert.
Last but not least:
Samsung Dex funktioniert wie erwartet (habe selbst aber keine Erfahrungen mit anderen Samsungs)
Typischerweise findet man auch auf diesem Gerät Bloatware (nicht deinstallierbare Apps) vor. Der Funktionsumfang ist bis auf die Foldable-spezifischen Aktionen standardmäßiges Samsung-Android.
Tauglichkeit für Business und Admins
Die gleichzeitige Verwendung mehrerer Apps hat im gesamten Test bei mir eher wenig bis gar nicht Anwendung gefunden. Der Vorteil im Fold4 liegt für mich persönlich eher im großen aufgeklappten Bildschirm. Ich habe für euch ein paar Screenshots zusammengestellt, um einen Gefühl für die Bedienmöglichkeiten zu bekommen:
- Outlook läuft super, dank dem Schieberegler in der Mitte
- Business-Chat über Cisco Jabber nutzt den Bildschirm optimal aus
- Für Videocalls eignet sich der quadratische Bildschirm trotz schlechterer integrierter Kamera immens gut, da Screensharing sehr gut zu sehen ist
- Remotedesktopverbindungen zu Windows Maschinen werden gewohnt auf die Bildschirmauflösung angepasst und lassen sich hervorragend bedienen.
Auch in TeamViewer funktioniert Fernsteuerung dank des großem Displays sehr gut - Termius für ssh-Zugriff auf Server bietet ebenfalls sehr viele Vorteile in der Bedienung – die Shortcuts-Leiste bietet deutlich mehr Platz
- Splunk Dashboards und Unifi-Administration via App & Webseite lassen sich dank des großen Bildschirm ebenfalls sehr gut nutzen
Fazit
Android auf einem quadratischen Display zu nutzen, funktioniert ausgezeichnet gut und hat mich sehr überzeugt. Benötigt es dazu ein Smartphone zum Aufklappen – eher nein.
Ein dünnes Android Tablet mit quadratischen Display steht nun auf meiner Wunschliste.
Das Fold4 überzeugt mit sehr guter Verarbeitung und sehr guter Performance. Für den Einsatz im Business-Umfeld kann ich mir das Gerät gut vorstellen, wenn man die Skepsis über die Langlebigkeit des Display außen vor lässt.
Auf dem Gerät finden wir abgesehen vom aufklappbarem Display allesamt klassische Android-Funktionen. Gute Kamera, hochauflösendes Display und ja, man kann auch telefonieren