Ende April 2022 habe ich ich entschieden, die Neugierde nicht mehr zurückzuhalten und das O2-Netz einfach mal richtig auszutesten. O2 wirbt kräftig dafür, und irgendwie wollte ich nicht so Recht daran glauben, dass es keinen “Pferdefuß” gibt - die SIM-Karte ist kostenlos, kommt kostenfrei zu mir nach Hause, kündigt sich nach dem Testmonat von selbst und es können keine unabsichtlichen Mehrkosten entstehen, weil bspw. Roaming gesperrt ist. Für Menschen in Süddeutschland durchaus wichtig, denn man kann durchaus auch in Konstanz mal das schweizerische Mobilfunknetz erwischen. Und das tut dann echt weh auf der Rechnung!
Also: es gibt keine Nachteile. Warum dann nicht unvoreingenommen ausprobieren?
1.) Die Bestellung
Spannend. Die Bestellung online ist sehr schnell gemacht.
Einfach https://www.o2online.de/e-shop/tarif/netz/o2-testkarte aufrufen und die wenigen Daten eintragen, um die man gefragt wird. Sehr angenehm ist, dass der Warenkorb gut sichtbar ist und auch wirklich nicht (etwa durch Versandkosten) steigt. Es bleibt bei null Euro.
Allerdings: braucht es nicht für SIM-Karten einen Personalausweis, also muss ich jetzt zur Postfiliale (PostIdent) oder zu einem Videotelefonat? Wo hab ich meinen Personalausweis eigentlich gerade?
Bevor ich mir diese Frage richtig stellen kann, ist der Bestellvorgang vorbei. Es trudelt sogleich eine E-Mail ein: 8.38 Uhr, “Eingangsbestätigung - VIELEN DANK FÜR IHRE BESTELLUNG”.
Ich lehne mich zurück und vermute, jetzt kommt erstmal nichts mehr. Schließlich ist die SIM-Karte umsonst. Wenn etwas nichts kostet, muss man meistens lange warten.
Falsch gedacht. 8.41 Uhr, “Ihr Auftrag ist bestätigt.”, mit einer Auftragsnummer. Die bei O2 meinen es ernst. Ich denke darüber nach, ob O2 mit der O2 Testkarte nicht eigentlich eher zeigen möchte, wie schnell und unkompliziert der Bestellvorgang gehen kann. Und wie transparent. Da sollten einige Wettbewerber im Mobilfunkmarkt sich das mal anschauen.
2.) Die Einschränkung
Bevor ihr denkt, mein Testbericht sei der eines O2-Mobilfunkvertragskunden, und dadurch vielleicht voreingenommen: das ist nicht der Fall. Denn, wer bereits O2-Mobilfunk nutzt, kommt leider nicht in den Genuss der Testkarte. Die Bedingungen lauten:
o2 Testkarte ist buchbar für Neukunden (ohne o2 Mobilfunkvertrag in den letzten 6 Monaten). Es ist nur eine o2 Testkarte pro Kunde bestellbar. Tarif endet nach Ablauf der Laufzeit von 30 Tagen automatisch. Im Tarif enthalten ist ein mobiler Internetzugang mit einer geschätzten max. Datenübertragungsrate mit bis zu 500 MBit/s (im 4G-Netz im Durchschnitt 56,2 MBit/s; Upload bis zu 50 MBit/s, im Durchschnitt 28 MBit/s, an einzelnen 5G-Standorten mit geeignetem Endgerät auch höhere Durchschnittsgeschwindigkeiten möglich) im dt. o2 Mobilfunknetz. Der mobile Internetzugang kann/ darf nur mit Smartphones, Tablets oder sonstigen Geräten genutzt werden, die eine mobile Nutzung unabhängig von einem permanenten kabelgebundenen Stromanschluss ermöglichen (nicht z.B. in stationären LTE-Routern). Soweit erforderlich, führt Telefónica Verkehrsmanagement-Maßnahmen durch, um den Verkehrsfluss in dem Ausnahmefall einer lokalen Netzüberlastung zu optimieren. Nutzung des Tarifs im EU Aus land nicht möglich. Der Kunde hat die Möglichkeit während seiner Testphase einen o2 Tarif zu buchen. Hierfür wird der Kunde per SMS/ Email kontaktiert. Aktionsangebote können ggfs. von diesen Informationen abweichen.
Der Tarif heißt bei O2 auch einfach nur “O2 Testkarte”, mit einer Laufzeit von 30 Tagen und folgenden Features:
• Flat ins deutsche Festnetz
• SMS-Flat in alle deutschen Mobilfunknetze
• Flat in alle deutschen Mobilfunknetze
• 0,- € Anschlusspreis, 0,- € Grundgebühr
Aktivierungsdatum: 30.04.2022
Laufzeit 30 Tage
keine Kündigung erforderlich, Tarif endet automatisch
3.) Beginn
Ich habe die SIM am 27.04. bestellt, am 30.04. ist ein unscheinbarer Briefumschlag im Briefkasten. Für mich perfekt, denn ich möchte auch die 30 Tage entspannt nutzen können, und dazu eignet sich natürlich sehr gut, wenn man sich gut merken kann: der Mai 2022 wird genutzt. Da kann gesurft werden.
Zufällig ist am 28.04. auch klar geworden: das Smartphone von einem Freund ist kaputt. Ein Neues ist schnell bestellt, der Anspruch an ein neues Smartphone ist nicht besonders groß. Bei der Suche stoße ich auf ein HONOR 50, der (nun unabhängigen) Schwestermarke von HUAWEI. Gut daran ist, dass es den Google-PlayStore dort noch gibt, was bei den HUAWEI-Smartphones ja gerade nicht mehr der Fall ist. Und: die neuen Geräte haben fast alle den Mobilfunkstandard 5G.
Ich selbst nämlich bin etwas rückständig, und benutze noch immer ein fünf Jahre altes HUAWEI, mit maximal LTE.
Und das Honor 50 hat auch zwei SIM-Kartenslots.
Damit ist es das ideale Szenario, denn ich kann dort die O2-Testkarte ausprobieren, und das Handy einrichten. Deshalb setze ich mich mit den Bestandteilen der Lieferungen in den Garten und fange an.
4.) SIM in
Okay, die SIM von O2 rauszubrechen ging schon einfacher. Ich bin durch den entspannten Vorgang bei der Bestellung verwöhnt. Über o2.de/willkommen muss ich die Kartennummer aktivieren. Ich habe den Personalausweis im Garten dabei, und wundere mich: es gibt keine Notwendigkeit! Ich brauche keinen Ausweis. Und dabei dachte ich, das ist vorgeschrieben.
Ich suche in meinen Mails, und entdecke eine Mail, die in der selben Minute wie die Bestellbestätigung kam: “Ihre persönliche Kundenkennzahl wurde nicht geändert.”.
Vermutlich hat O2 entdeckt, dass ich O2-Festnetzkunde bin. Dort habe ich einen Vertrag, ein Kundenkonto und eine Kundenkennzahl. O2 hat nicht viele Kunden im Festnetz, also bei DSL und VDSL. Eventuell liegt es daran, dass ich die SIM nicht mit dem Ausweis aktivieren und verifizieren muss. Oder es reicht bei SIM-Karten bis 30 Tage aus, dass die Postanschrift stimmt - denn der Brief mit der SIM kam ja bei mir an.
Hier kann ich nichts Stichhaltiges dazu sagen. Außer, dass es bequem ist. Denn im Nu ist die SIM im Netz registriert und ich kann das HONOR 50 einrichten.
5.) Das erste Mal unter Volldampf
Das HONOR 50 ist mein Testgerät, sozusagen. Ich richte es ein und überspringe entspannt den Punkt “WLAN einrichten”. Das mache ich später. Soll das Ding doch einfach den Mobilfunk nutzen, egal, wieviel Gigabytes es sind. Das Google-Konto ist schnell eingetippt, und es beginnt ein heftiger Download von Apps, Mails und Backups. Manche App möchte gerne Backups nur im WLAN herstellen, da klicke ich mich durch Menüeinträge und sage “Nein, auch Mobilfunk nutzen”, und freue mich über Hinweise wie “Das Nutzen von Mobilfunk zum Wiederherstellen des Backups kann hohe Kosten verursachen. Möchten Sie WLAN benutzen?” und sage “Nein.”.
Der Download geht schnell, aber der PlayStore ist blöd. Die Apps installieren sich dazwischen, und dabei bleibt der Download stehen. Ich hätte ja sehr gerne gesehen, wie der Download in sechseinhalb Minuten alle Apps auf das Smartphone holt. Die Installation hinterher interessiert mein Geschwindigkeitsempfinden nicht. Nun ja, man will aber auch was sehen von der Geschwindigkeit, oder?
Ich rufe https://speed.hetzner.de/ auf und lade mir mal eine Testdatei herunter. Da das Smartphone neu ist und viel Speicher hat, ist der lokale Speicherplatz kein Problem. 10 GB kommen mit vier Balken und 5G flott herbei, nebenbei lade ich ja auch noch Apps und Google synchronisiert. Keine 8 Minuten. Ich bin zufrieden.
6.) Das Handy kommt mit
Nun darf das “O2-Testphone” mit auf Reise. Im ländlichen Hessen richte ich das Smartphone für den Freund ein. Und erlebe ein Fiasko. Der DSL-Anschluss dort kann nur unter 10 MBit/s, das WLAN ist also eher nicht mein Freund. Ich baue auf das 5G, und es gibt auch 5G. Manchmal. Draußen. Aber der Download schwankt bei 5 MBit/s. Ich teste mit Speedtest-Webseiten (fast.com ist mein Favorit), und komme auf maximal 11 MBit/s Download und unter 1 MBit/s Upload. Das WLAN hat gleichbleibende Bandbreite, ich baue darauf, dass es mit Mobilfunk am Fenster besser ist.
Im ländlichen Hessen, wo das Festnetz schon kaum Breitband kann, wäre es wünschenswert, dass der Mobilfunk schneller ausgebaut wird. Denn genau dort hätte der Freund gerne eine O2 unlimited Flat. “O2 Free Unlimited Smart” wäre mit 10 MBit/s sehr gut.
Aber alle Versuche scheitern. Weil das WhatsApp-Backup erstmal bei alten Handy hochgeladen werden muss zum Google-Drive, und auf dem neuen Handy wird es wieder heruntergeladen. Zweimal gute fünf Gigabytes, die durch die Landluft im Landkreis Marburg-Biedenkopf fliegen. Eher schlendern. Und viele Umwege nehmen.
Ich habe viel Zeit für den Plausch mit den Freunden und der Verwandtschaft. Das Smartphone arbeitet derweil noch immer. Immerhin muss ich es nur liegen lassen. Schließlich ist es mir zu bunt, die letzten Gigabytes im Upload darf das WLAN machen, das nur unwesentlich schneller ist. Aber dafür stabiler, die Geschwindigkeit schwankt weniger als im Mobilfunknetz.
Das Einrichten braucht nun schon mehrere Stunden. Den Download des WhatsApp-Backups macht dann schlußendlich die Verwandtschaft einige Häuser weiter am Abend. Dort bin ich zu Besuch, erfrage das WLAN-Kennwort und habe etwas mehr Glück. Das Netz ist auch nicht gut, aber etwas schneller.
Viel Mühe, viel Zeit vertan. Aber es gibt gutes Essen, Kaffee, Kuchen, Bier. Über Nacht kommt auch noch ein Firmware-Update mit 2 Gigabytes. Vermutlich wird der Download die ganze Nacht gebraucht haben.
7.) Die Reise geht weiter
Hessen liegt nun hinter mir. In Niedersachsen bin ich über das Wochenende zu Besuch bei Freunden. Am Montag früh muss ich arbeiten, und deren WLAN ist leider suboptimal ausgerichtet. Im Dachgeschoss im Gästezimmer kommen 10 MBit/s an, wackelig. Zu wenig für ein Meeting mit Video, und ich möchte den Kolleg:innen nicht aufzeigen, dass mein Homeoffice gerade 800 Kilometer von zuhause weg ist.
Die Testkarte ist nun in meinem fünf Jahre alten HUAWEI Mate 9. Das kann nur maximal LTE, hat aber Dual-SIM. Erstaunlich: über 100 MBit/s kommen an, das flache Land braucht nichtmal 5G. Das Meeting dauert 2,5 Stunden, der Hotspot hat 4 GB auf der Uhr. Das lief unbeschwert. Ich entscheide mich dafür, die O2-SIM dauerhaft für den Datentraffic des laufenden Monats zu nutzen.
Die erste SIM hat nun komischerweise im Bedienmenü keinen WLAN-Call mehr, seit die zweite SIM (O2) den Datentraffic abwickeln darf. Sondern WLAN-Call geht nun nur noch bei der zweiten SIM. Verrückt. Warum auch immer. Macht keinen Sinn.
Auf der Heimfahrt mit dem Auto auf der deutschen Autobahn ist durchweg gutes Internet, auch ein Videomeeting bei voller Fahrt gelingt meinen Mitreisenden. Alles über meinen Hotspot und ohne 5G.
8.) Der Test endet bald
In wenigen Tagen endet der Testzeitraum. Es ist schön, dass ich O2-Mobilfunk testen konnte. Wahrscheinlich wird das nun auch stetig besser. Die volle Bandbreite im Mobilfunk ist ja auch nicht nötig. Aber Marburg liegt nicht unbedingt am Ende der Welt. Dort hat mich die miese Netzabdeckung sehr erstaunt. Die von mir besuchte Gemeinde soll baldmöglichst Glasfaser bekommen. O2 sollte es dort aber auch dringend schaffen, vernünftig Mobilfunk anzubieten.
Aber die Testkarte zeigt es sehr deutlich, O2 hat zugelegt. Wer vor einigen Jahren noch über das schlechte Netz geschimpft hat (das auch durch die sehr mühsame Zusammenführung mit den Standorten von E-Plus zu tun hatte), wird jetzt erstaunt sein. Der “preissensitive Nutzer” mit dem eher entspannten Nutzungsprofil stellt sich mancherorts noch ans Fenster oder fragt Verwandtschaft nach WLAN.
O2 Free Unlimited Smart kostet monatlich 39,99 €. Dann hat man unlimitiert 10 MBit/s. Der Test hat mir gezeigt, es braucht selten die maximale Download-Geschwindigkeit. Bei 4G lag sie bisher bei 1 GBit/s. Mit 5G sollen bis zu 10 GBit/s möglich sein. Wichtig ist aber die Abdeckung. Für die Freunde im ländlichen Marburg wird das wohl doch eine Alternative sein zu Glasfaser. Das kommt nämlich erst 2024*.
Hinweis:
- O2 hat keine Ahnung davon, dass ich diesen Bericht verfasse.
- Ich habe von O2 kein Entgegenkommen bekommen für den Test, den du nicht auch bekommen würdest. Die Testkarte ist für alle kostenfrei erhältlich, Bedingungen siehe oben.
- Ich teste gerne,
und habe trotzdem seit Februar 2019 kein neues Smartphone gekauft.
Titelbild by o2