Das Surface Pro X ist weder Fisch noch Fleisch, was das bedeutet und warum das so ist erkläre ich euch heute im Video, viel Spaß!
In meinem Alltag sehe ich immer mehr Surface-Modelle und die Marke wird von Jahr zu Jahr immer beliebter. Die Optik ist für den Erfolg der Surface Reihe sicher nicht ganz unschuldig und da macht das Pro X keinen Unterschied. Das Gehäuse aus eloxiertem Aluminium lässt andere Windows Laptops, Convertibles, 2-in-1s oder was auch immer… alt aussehen. Ein Fingerabdruckmagnet zwar, aber dafür wiederum deutlich flacher als der Vorgänger rMaße: 287 mm x 208 mm x 7.3 mm] wozu sicher auch der Umstieg von USB-A auf USB-C beigetragen hat. Längst überfällig, wenn ihr mich fragt, denn für diesen Schritt hat Microsoft 7 Jahre gebraucht.
An Anschlüssen gibt es fast alles was ich brauche. Mit zwei USB-C Anschlüssen kann ich mittlerweile leben, auch wenn ein 3,5mm Klinkenanschluss sicher schön gewesen wäre.
Seit 2019 bin ich sowieso nur noch kabellos unterwegs und von daher stört mich das nicht. Leider fehlt aber auch die Erweiterung via microSD-Karten. Deswegen solltest du genau darauf achten, welche Version du dir holst. Meine hier getestete besitzt 128GB Flash-Speicher und 8GB RAM. Nebenbei bemerkt, weniger als mein Smartphone.
Bei Auslieferung standen mir von den ursprünglichen 128GB nur 75GB zur freien Verfügung. Das ist nicht gerade viel. Eine Neuerung ist zwar dass der Speicher austauschbar ist und somit nachgerüstet werden kann, aber ich habe bis dato keine Angebote von Microsoft oder anderen Händlern dazu finden können. Pass also genau auf welche Variante du dir kaufst.
Geladen wird nach wie vor via dem Microsoft eigenen magnetischen Ladeanschluss, welcher das Gerät in etwa 1 1/2 Stunden von 0 auf 100% bringen kann. Genauso schnell übrigens via USB-C. Hierbei ist es sogar egal, welchen der beiden Ports du benutzt.
WiFi und Bluetooth gibt's jeweils in der Version 5, also noch kein WiFi 6, was ich angesichts des Preises und des Release Zeitraums etwas schade finde, aber da will ich mal nicht so streng sein. Viel interessanter ist eine andere mögliche Variante um ins Internet zu kommen. LTE! Das Pro X kommt Standard mäßig mit einem SIM-Slot daher und bietet euch den Einsatz einer eSIM. Ich habe beides getestet und bin begeistert. In Windows 10 ist das Modul perfekt integriert und du erhältst ganz leicht Zugriff auf PIN-Eingabe und Empfangsstärke. Die Antennen sind auf Grund der größeren Bauweise auch deutlich stärker als die in meinem Smartphone. Da merkt man das bessere Signal deutlich.
Das Signature Keyboard wie es neuerdings heißt, ist übrigens nicht im Lieferumfang enthalten, genauso wenig wie der neue Slim Pen. Preise dazu findest du auch im Unboxing auf meinem Kanal. Ohne den Pen könnte ich leben, auch wenn er besser in der Hand liegt als je zuvor. Zeichnen und handschriftliche Notizen in OneNote, machen Spaß und sind eine nette Abwechslung, aber mit dem Keyboard bin ich einfach schneller. Für produktive Zwecke ist es unerlässlich und das Tippgefühl ist extrem gut. Zwar sind die On-Screen-Tasten von Windows das Beste was die Tablet-Welt je gesehen hat, aber auf dem Keyboard bin ich trotzdem schneller. Vor allem bei langen Texten wie diesem Review
Und der Text des Reviews sieht auf dem 13" Zoll IPS-Display auch extrem gut aus. An Schärfe oder Helligkeit habe ich nie etwas vermisst und der Formfaktor von 3:2 ist genau der richtige Kompromiss zwischen 16:9 und 4:3. Perfekt sowohl fürs Surfen, als auch für den abendlichen Netflix Marathon.
Auch wenn man mit einem Tablet sicher nicht vorrangig Fotos machen will, besitzt das Surface zwei Kameras. Rückseitig gibt's 10 Megapixel für Fotos und bis zu 4K30 bei Videos. Die Bilder sind okay, aber für mehr als das private Fotoalbum reicht's dann doch nicht. Immerhin unterscheidet es sich hier von herkömmlichen Laptops, welche nur eine Face-Cam besitzen. Vorne sind dann 5 Megapixel Bilder möglich und Video bis zu 1080p30. Die Frontkamera dient auch zur sicheren Identifizierung und Schutz vor Dritten via "Windows Hello" Gesichtserkennung. In den meisten Situationen hat mich das Surface erkannt, auch wenn ich mal mein Aussehen verändert habe. Da finde ich es gar nicht so schlimm, dass es keinen Fingerabdrucksensor gibt, obwohl eine Kombination aus beidem noch besser gewesen wäre.
Der letzte positive Punkt auf meiner Liste wären dann noch die sehr guten Lautsprecher. Wahrscheinlich nicht ganz so gut, wie die des Macbook Pro 16", aber bei der schmalen Bauweise habe ich, wenn ich ehrlich bin, weniger erwartet. Die 2-Watt Stereolautsprecher beschallen dich frontal anstatt bei herkömmlichen Laptops von unten oder nach oben gerichtet, was für sich stehend schon Vorteile hat.
Nun aber genug der Lobhudeleien, jetzt geht's ans Eingemachte…
Anders als die bisherigen Surface Modelle basiert das Pro X auf einer ARM-Architektur. Ihr bekommt keinen Chip von Intel oder AMD, sondern einen Prozessor, welchen ihr in ein wenig abgewandelter Form auch in eurem Smartphone finden könnt. Es läuft zwar Windows 10 auf dem Gerät, so wie du es kennst, mit einem großen ABER…
- Keine Unterstützung für 64Bit Anwendungen und
- 32Bit Anwendungen müssen quasi über eine virtuelle Umgebung emuliert werden.
Problem 1: keine 64Bit Anwendungen
Erst nahm ich an, ich könne mich damit arrangieren, aber NEIN…
Für YouTube nutze ich natürlich auch Videoschnitt, ich glaube da muss ich nicht viel zu erklären und ich wollte das Surface zumindest ein bisschen für den Schnitt an meinen Videos nutzen. Bei der Wahl meines Schnittprogramms bin ich sogar äußerst flexibel, aber es läuft kein DaVinci Resolve, kein Premiere Pro & nicht einmal Filmora 9. Ich dachte zumindest Adobe Rush würde als Aushängeschild für die Videobearbeitung am Tablet sicher funktionieren, aber Pustekuchen. An der Länge der Aufzählung siehst du, dass ich dem Gerät eine faire Chance gegeben habe und komm mir jetzt in den Kommentaren bitte nicht mit dem Windows Movie Maker . Videoschnitt ist halt leistungshungrig und performt unter 64Bit einfach besser… Ist also nachvollziehbar, aber bringt mich trotzdem für den Moment nicht weiter
Problem 2: Emulation von 32Bit-Software
32Bit-Appüs gehen zwar in der Theorie, schlagen sich aber massiv auf den Akku nieder und es laufen nicht garantiert alle Anwendungen. Ich habe Hearthstone bspw. ausprobieren wollen, weil das Game läuft als ARM Version, also für solche Prozessoren des Surface Pro X konzipiert, auch auf allen Smartphones und Tablets flüssig. Da wird es doch wohl auf dem High-End Microsoft Surface Pro X richtig gut funktionieren… falsch gedacht. Es startete nicht einmal bzw. das Gerät ist bei jedem Start des Spiels eingefroren. Erst nach mehreren Updates habe ich es kurz vor diesem Testbericht zum Laufen bekommen, aber man will bei einem professionellen Gerät nicht auf gut Glück eine Anwendungen nutzen. Es muss einfach laufen und das ist hier noch eher ein Glücksspiel.
Der Chrome Browser ist mein Lieblingsbrowser und nutzt leider auch 32Bit und das bedeutet ich kann die Prozentpunkte des Akkus nur so davonfliegen sehen. Mit Battery Eater Pro habe ich eine klassische Laptop Nutzung, mit Office, Video und Webbrowsing bei mittlerer Helligkeit laufen lassen. 4 Stunden 19 Minuten war das Resultat bei 32Bit Anwendungen und das ist mir zu wenig. Ich möchte mit meinem Gerät zumindest einen ganzen Tag ohne Steckdose auskommen unabhängig davon, welche Anwendung ich verwende und das kann mir das Surface Pro X leider nicht bieten. Wenn du nur Software aus dem Store nutzt oder z.B. den auf Chromium basierenden Edge Browser, dann kannst du auch bis zu 9 Stunden mit dem Gerät erreichen, aber das ist halt leider nicht mein Anwendungsfall. Zumindest im Moment nicht, obwohl ich die Standy-Zeiten von ARM vermissen werde, denn das Surface hab ich nie heruntergefahren. Der Akku hielt im Gegensatz zu anderen Windows Maschinen auch im Standby-Modus entsprechend lang. Der große Vorteil des ARM-Prozessors.
Die Hardware des Surface ist nahezu perfekt. Astreines Display, geiles Gehäuse, tolle Tastatur und der beste Pen, den Microsoft je gebaut hat, aber es ist weder Fisch noch Fleisch, also weder ein richtiger PC noch ein richtiges Tablet. Es erbt die Vorteile und Nachteile beider Welten. Zwar ist es lüfterlos und leise wie ein iPad, aber bietet keine Apps wie selbiges. PC-Software wird in der Theorie unterstützt aber eben nicht gänzlich. Aktuell wäre meine Empfehlung weiterhin das iPad inkl. Pencil, welches du für weniger als die Hälfte schon im Bundle bekommen kannst. Für die andere Hälfte ein vernünftiges Notebook oder wie bei mir ein feststehender PC und ich bin bestens für mobilen und stationären Einsatz gerüstet.
Das Surface ist ein Schritt in die richtige Richtung und ich liebe Microsoft dafür, dass sie sich trotz der Fehlschläge in der Vergangenheit nicht unterkriegen lassen und die ARM-Plattform weiter pushen. Sobald es genügend Apps im Microsoft Store gibt, welche die 32 oder 64Bit Anwendungen ersetzen, wäre das Surface Pro X das einzig wahre Gerät für mich und ich würde keine Sekunde vor dem Kauf zögern. Aktuell kann ich es dir aber nur eingeschränkt empfehlen. Das Konzept steht und fällt mit dem App Angebot und da muss Microsoft den Entwicklern Anreize zur Portierung bzw. Entwicklung geben. Dann, aber auch erst dann, hat das Gerät eine zweite Chance verdient.