Das Google Pixel 4 XL trumpft mit einigen Neuerungen auf, die auf dem Papier gut klingen, aber schlägt es sich im Alltag ebenso gut? In diesem Testbericht erfahrt ihr was ich von dem Gerät halte.
Tops & Flops
erstklassig verarbeitet und nicht so rutschig
performantes, reines Android
tolle Sternenfotos bei idealen Bedingungen
MotionSense eher nervig als nützlich
Akkulaufzeit nur mittelmäßig
Rundgang um das Gerät
Das Google Pixel 4 XL kommt, wie alle Google Geräte, in einer schlichten Verpackung, auf die ich hier nicht weiter eingehe. Der erste Eindruck ist sehr gut. Das Gerät liegt gut in der Hand, hat ein angenehmes Gewicht und fühlt sich Klasse an. Für den Test wurde mir die weiße Version ("Clearly White") zur Verfügung gestellt. Die Rückseite erstrahlt in einem matten Weiß was dazu führt, dass Fingerabdrücke praktisch nicht zu sehen sind. Der Rahmen ist in mattem Schwarz gehalten und fühlt sich, zusammen mit der Rückseite, griffig an und damit nicht so rutschig, wie ich es bei den aktuellen Geräten von Samsung, Huawei oder auch dem OnePlus bemängelt haben.
Alle Tasten haben einen guten Druckpunkt und sind leicht zu erfühlen. Wie bei der Pixel-Reihe schon lange in Mode, ist auch beim Pixel 4 (XL) der Power-Button eingefärbt, beim weißen Modell in einem dezenten Orange. Auf der Rückseite prangert an gewohnter Stelle die Kamera-Einheit, die diesmal ähnlich wie beim iPhone 11 oder dem Huawei Mate 20 Pro, aus einem rechteckigen Block besteht und für meine Verhältnisse leider wieder relativ weit heraussteht.
Google hat beim Pixel 4 (XL) auf den Fingerabdruckscanner auf der Rückseite verzichtet, bzw. verzichtet gänzlich auf ihn und bietet nur noch FaceID an. Auf der Unterseite des Gehäuses befinden sich im Rahmen neben dem USB-C Anschluss 2 Lautsprecher, die ich beim Halten des Geräts sehr oft verdeckt habe. In der Front ist ein 90Hz-Display verbaut, dass für heutige Verhältnisse, viel zu große Ränder über dem Display als auch am Kinn aufweist. Dies verschulden einige neue Sensoren, wie der Radar-Sensor, der für MotionSense zuständig ist. Dazu weiter unten im Test noch ein paar Worte mehr.
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Software & Performance
Auf dem Google Pixel 4 XL kommt Android 10 in seiner reinsten Form zum Einsatz. Der Einrichtungsassistent führt einen gewohnt einfach durch die Einrichtung des Geräts. An dieser Stelle neu, zumindest ich habe es das erste Mal gesehen, ist der Einrichtungsprozess für eine eSIM, welche das Gerät erstmals unterstützt.
Obwohl das Pixel 4 (XL) in Sachen Speicher nicht mit den aktuellsten Möglichkeiten aufwarten kann, ist es sehr performant und läuft absolut flüssig. Mein Samsung Galaxy S9+ fühlt sich nach diesem Test regelrecht lahm an. An die Performance des OnePlus 7 Pro kommt es aber nicht heran. Mit Android 10 wurde auch noch einmal die Gestensteuerung des Geräts überarbeitet und verfeinert. Die 3 Navigationstasten am unteren Bildschirmrand fallen weg und können auch nicht mehr per Einstellung zurück geholt werden. Mit einem Wisch vom unteren Bildschirmrand nach oben kommt man auf den Homescreen, ein Wisch von links oder rechts herein geht einen Schritt zurück, ein Wisch seitwärts am unteren Bildschirmrand wechselt zwischen der aktiven Anwendung. Nach kurzer Eingewöhnungsphase habe ich die neue Steuerung soweit verinnerlicht, dass ich bei der Rückkehr zu meinem S9+ regelrecht Probleme hatte und mir sehnlichst das Update auf Android 10 herbeiwünsche.
Natürlich ist auch beim Pixel 4 (XL) der Google Assistant wieder tief ins System integriert. Dieser lässt sich ebenfalls über eine Wischgeste aus den unteren Ecken des Displays starten oder über das bekannte Zusammendrücken des Gehäuses im unteren Bereich. Letzteres kann meiner Meinung nach gern als Feature gestrichen werden.
Für den Akku ist das Google Pixel 4 (XL) in den Medien scharf kritisiert worden. So wird
Kamera
Die Kameras der Pixel-Geräte zählen für mich seit Jahren zu den besten im jeweiligen Segment. Schon bei meinem Test des Pixel 2 war ich beeindruckt. Auch das Pixel 4 XL liefert insgesamt wieder sehr gute Ergebnisse ab. Auf eine Disziplin war ich jedoch besonders gespannt: die Astrofotografie. Leider hatte ich nur an einem Abend eine tolle Kombination aus Mondschein und Bewölkung bei der folgende Aufnahmen entstanden sind:
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Nachfolgend auch noch ein kleiner Vergleich zwischen Normal- und Nachtmodus:
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Natürlich habe ich es mir nicht nehmen lassen wieder meine typischen Motive für einen Vergleich heran zu ziehen. Leider hat das Wetter während meiner Testphase nicht so ganz mitgespielt und da es im Herbst allgemein langsam dunkler wird, konnte ich keine Aufnahmen bei Sonnenschein machen.
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Spielereien & Probleme
In dieser neuen Rubrik möchte ich noch kurz auf Features im/am Google Pixel 4 XL eingehen, die ich nicht mehr als nette Spielerei ansehe oder die einfach nicht ausgereift sind.
- MotionSense, unterstützt durch den vorhin erwähnten Radar-Sensor, erkennt Bewegungen im Umfeld des Geräts und ermöglichet Gestensteuerung. Was beim Griff nach dem Gerät für eine schnellere Entsperrung noch gut funktioniert, empfinde ich bei der Mediensteuerung als nervig. Habe ich versucht bewusst per Winkgeste einen Titel weiter zu springen hat es oft nicht funktioniert und ich kam mir ehrlich gesagt auch etwas blöd dabei vor. Auf der anderen Seite kam es im Normalbetrieb zu vielen ungewollten Eingaben. So habe ich mich gewundert, dass das Gerät beim Griff zu meiner Tasse auf meinem Schreibtisch regelmäßig die Wiedergabe von Titeln änderte bis ich begriff, dass ich unbewusst die Geste dafür ausgelöst hatte, da das Gerät auf meinem Weg auf dem Schreibtisch lag.
- Der während der Präsentation gezeigte Recorder mit Live-Transscription, also schriftlicher Live-Übersetzung in eine andere Sprache während man den Text diktiert, funktioniert leider bisher nur in Englisch.
- Per Bluetooth gekoppelte Geräte werden oft gar nicht wiedergefunden oder nur stark verzögert. So musste ich z.B. die Sony WF-1000XM3 (ein Testbericht folgt bald) mehrmals neu verbinden.
- Während meiner Testphase ist das Gerät häufig komplett eingefroren und lies sich nicht mehr bedienen bis ich das Display kurz aus- und wieder eingeschalten habe. Ich weiß nicht ob es an irgendeiner installierten App oder am System selbst lag.
Fazit
Das Google Pixel 4 XL ist erstklassig verarbeitet, performant und sollte durch unverändertes Android auch wieder einige Jahre Updates bekommen. Die Kamera macht gute Bilder, kann aber mit der gewachsenen Konkurrenz nicht mehr überall mithalten. Ich würde das Gerät einem interessierten Kunden empfehlen, der weiß was er will und eben nicht auf ein Mainstream-Gerät der aktuellen Zeit setzen möchte. Den einstigen Glanz hat die Reihe aber irgendwie verloren.