Liebe Community,
lange habe ich auf einen solchen Moment gewartet, endlich eines der spannenden „Falt-Phones“ in die Finger zu bekommen und o2 hat diesen Traum verwirklicht. Ob mein Traum auch traumhaft endete, oder es ein böses Erwachen gegeben hat, erfahrt ihr in meinem folgenden Review. Vorab sei jedoch gesagt, dass ich mich dieses Mal gezwungen habe keine Reviews zu diesem Smartphone zu lesen oder zu schauen, da diese sich immer mit in das eigene Meinungsbild mischen. Es folgt daher die Essenz meiner Subjektivität und weniger ein Vergleich von mAH und GHz.
Pro:
Verarbeitung
Display
Fingerabdruckscanner
Performance
Kamera
Kontra:
Gewicht und Größe
Faltbarkeit (mehr dazu unten)
Alltagstauglichkeit
Hüllenangebot
Neutral:
Akku
Außenbildschirm
Telefonieren
Der Knick
Innendisplayfolie
Außenwirkung
Verarbeitung:
Dieses Gerät ist ein wahres Meisterwerk der Verarbeitung, keine scharfen Kannten und alles besteht aus hochwertigen Materialien. Drückt man das Gehäuse, so knarzt nichts und auch das Aufklappen wirkt sehr stabil. Man merkt direkt, dass man ein Smartphone im mittleren vierstelligen Bereich in Händen hält und so soll es ja auch sein. Die Displayränder sind schmal und wenn man es von außen betrachtet, so hat Mann oder Frau stets einen Spiegel zur Hand, der aber auch den Fokus auf die Fingerabrücke lenkt. Beim Thema „Fingerabdrücke“ muss ich auch zum Innendisplay kommen, denn dieses ist mit einer besonderen Folie bestückt, die werkseitig aufgetragen wurde, um das empfindliche Display zu schützen. Leider zieht diese Folie, mehr als Glas, Fingerabdrücke, Staub und andere Spuren an. Ich habe sie direkt nach Erhalt mit einem Mikrofasertuch bearbeitet, was sich nach wenigen Minuten aber als Zeitverschwendung erwiesen hat. Diese Innenfolie hat eine leicht gummierte Oberfläche, die mir wie eine selbstheilende Folie erscheint, was gut für das Display, aber schlecht für das Feeling ist.
Die hochwertigen Materialien bringen leider auch einiges an Gewicht mit sich, sodass man zwar den wertigen Eindruck bekommt, das Smartphone aber immer aus der Hosentasche abhauen will, was mich doch gestört hat. Nach einem solchen Schreckmoment habe ich mich nach Hüllen erkundigt, um gegebenenfalls eine für das Testgerät zu kaufen, jedoch wurde ich sehr enttäuscht. Die eigenwillige Konstruktion scheint eine simple Silikonhülle unmöglich zu machen und ich bin auf wilde portemonaie-ähnliche Hüllen gestoßen, die mit Saugnapf am Außendisplay hängen. Hier ist also noch Verbesserungsbedarf in Sachen Zubehör gegeben.
Akku:
Der Akku war für die groß bemessenen Displays erstaunlich gut. Wenn man jedoch das Display geöffnet und in voller Helligkeit nutzt, merkt man schon, dass einem einige Prozente abhandengekommen sind. Meist hatte ich am Ende des Tages noch zwischen 15 und 20 % übrig, was gut, aber nicht überragend ist. Ich bin dahingehend aber vielleicht auch von meinen Xiaomi-Smartphones (Poco) verwöhnt, die mich auch durch zwei Tage begleiten können.
Display:
Das Display ist natürlich bombastisch. Durch die OLED-Technologie und die hohe Bildwiederholrate hat man hier eine nie dagewesene Displayerfahrung. Ein Demovideo auf Youtube mit idealen OLED-Inhalten lies meine Familie mit offenen Mündern im Raum stehen. Es ist definitiv der beste Bildschirm, den ich bisher in einem handlichen Format gesehen habe.
Der Knick im Innendisplay störte mich nicht, aber ich würde es natürlich noch besser finden, wenn das Fold 2 ohne diesen auskommen könnte.
Zum Außendisplay muss ich sagen, dass ich froh war, dieses zu haben. Es machte eine schnelle Bedienung möglich, ist aber formatbedingt sehr schmal und hoch. Durch die Höhe ist ein einhändiges Bedienen (ohne Einhandmodus) nicht wirklich möglich. Dazu kommt, dass es auch zugeklappt ein ziemlicher Brocken ist. Das Display hat auch definitiv Stärken beim Video-Chat (im Bild Whatsapp-Videoanruf mit meinem Bruder), das macht richtig Spaß! Ich habe die Displaygröße versucht mit meinem Poco F3 (6,5 Zoll) und meinem iPad Pro (10,5 Zoll) zu verdeutlichen. Beim Smartphonevergleich sieht man deutlich, das der Bildausschnitt deutlich größer ist und daher schon einen Mehrwert bietet. Das iPad hingegen eignet sich in meinen Augen doch deutlich besser zum Arbeiten und wäre für mich nicht mit dem Fold 2 zu ersetzen.
Alltagstauglichkeit:
Wo fange ich da an… Es ist ein komplett neues Handling notwendig. Es fing damit an, dass ich es nicht so richtig sicher in meine Halterung im Auto klemmen konnte, was ich sehr schade fand, da ich täglich zur Arbeit pendle. Offen war es zu breit und geklappt war es etwas zu dick, um sicher eingeklemmt zu werden. Dann war es leider auch deutlich in der Hosentasche zu spüren (und ich dachte bis dahin, meine vorigen Smartphones wären groß). Von dem großen Display habe ich vor allem dann profitiert, wenn ich es zum Lesen verwendet habe, oder um mehrere Apps gleichzeitig zu öffnen, aber das kam eher selten vor. Auch finde ich, dass der Faltmechanismus zwar stabil wirkt, aber mit trockenen Fingern an den glatten Seiten teilweise etwas schwerlich zu bedienen ist. Ich habe schon einen Prototyp gesehen, der das Display auf Knopfdruck ein- und ausrollen kann (ohne Knick und Kraftaufwand). Beim Telefonieren muss man sich angewöhnen, dass das nur geschlossen funktioniert, außer man möchte über den Lautsprecher telefonieren. Im Alltag kam auch die Außenwirkung ins Spiel. Kollegen, Kinder, Verwandte, Fremde reagieren auf das Fold 2. Meist hieß es da: „Wow, ist das nicht das neue aus der Werbung? Das ist doch voll teuer!?“. Es war ein wenig wie Porsche fahren, man zieht Blicke auf sich. Dabei ist es typabhängig, ob man diese Aufmerksamkeit mag. Ich persönlich mochte es nicht so gerne und habe schnell betont, dass ich es nur teste (und nicht selbst so viel Geld ausgegeben habe).
Performance:
Hier lässt sich nur sagen, dass es alles in der erwarteten Zeit bewältigen kann, ohne dabei heiß zu werden. Vielleicht ist es auch gut, dass hier nicht der Snapdragon 888 verbaut ist, der zum Überhitzen und Akkusaugen tendiert. Bei der Performance komme ich auch auf den Fingerabruckscanner zu sprechen, der gut platziert ist und flott reagiert. Ich persönlich finde diese Fingerabrucksensoren deutlich besser als die unterm Display, da ich bisher noch keinen vergleichbar schnellen im Display gefunden habe. Auch wurde hier der Umstand bedacht, dass man das Gerät auf- und zugeklappt entsperren können muss, ohne mehrere Sensoren verbauen zu müssen.
Kamera:
Die drei verbauten Kameras machen samsungtypisch schöne und scharfe Bilder. Auch im low-light Bereich muss sich das Fold 2 nicht verstecken. Schärfe und Unschärfe ist meist klar und die Farben kräftig. Auch das Detailreichtum ist gegeben. Beim Fotografieren ist aber vor allem die Bildausgabe auf dem Innendisplay sensationell. Man sieht auf einen Blick viel mehr und kann das Foto fast im (damals) klassischen Fotoformat betrachten. Auch die Videos machen Spaß, wobei mir aufgefallen ist, dass die Slowmotionvideos sehr (!) dunkel und unscharf werden. Dies fällt jedoch nicht besonders ins Gewicht, da man diesen Modus wohl ohnehin eher seltener nutzt. Die beiden Selfiecams reichen für alles aus, sind aber natürlich nicht mit den Hauptkameras vergleichbar. Ich hätte mir in dieser Smartphoneklasse auch ein Telezoom gewünscht, das aber ebenfalls verschmerzbar ist. Wie das digitale Zoom bei maximaler Stufe aussieht, sieht man am Eichhörnchen. Das Kameramodul steht nur dezent aus dem Gehäuse heraus, das habe ich bei anderen Smartphones schon deutlich dicker erlebt.
Preis:
Der Preis wurde oben nicht aufgeführt, da man diesen differenziert betrachten muss. Natürlich sind die 1.534,92 € (UVP Samsung) enorm, aber man muss sich auch der Extravaganz dieses Smartphones bewusst sein. Es gibt nur wenig Konkurrenz und es ist ein weitestgehend ausgereiftes Smartphone, das eher weniger für die breite Maße hergestellt wurde. Mir wäre es definitiv zu teuer, aber die Ü-Tausend-Grenze wird inzwischen von vielen Herstellern immer bereitwilliger überschritten. Um den Vergleich wieder aufzuwärmen: Wer einen Porsche fahren will, muss diesen eben auch bezahlen.
Fazit:
Es war eine Traumphase mit Höhen und Tiefen. Und ich würde mir derzeit kein faltbares Smartphone kaufen. Es ist faszinierend, aber bekannterweise hält diese Faszination nicht ewig an und dann zählen für mich die alltäglichen Dinge. Gerade im Alltag gab es für mich zu viele Störungen. Nun halte ich wieder mein Poco F3 in Händen und es fühlt sich richtig an. Ich bin vermutlich auch nicht die Zielgruppe des Fold 2, da ich eher viel für wenig haben möchte und mich gerne Abseits des Mainstreams bewege. Wenn es bald ein Smartphone mit „normalem“ Formfaktor gibt, das zur Seite ausrollen oder auseinanderklappen kann, bin ich dabei, vorher aber nicht. Für mich ist das Fold 2 ein Kompromiss aus Tablet und Smartphone, aber ich würde beides nicht durch dieses ersetzen wollen, da es als Smartphone zu wuchtig und als Tablet zu klein ist. Wie würdest du das Z Fold 2 nutzen, oder wie nutzt du es? Lass es mich gerne in den Kommentaren wissen