Hallo Ihr Lieben 

Für uns Nerds war Xiaomi in den vergangenen Jahren immer für sein hervorragendes Preis / Leistungsverhältnis bekannt. Sie haben eindrucksvoll unter beweis gestellt, dass man nicht immer 1000€ oder mehr für ein High End Smartphone ausgeben muss. Daher waren viele verwirrt, als Xiaomi das Mi10 im vergangenen Jahr für stolze 799€ auf den Markt geworfen hat. Viele Reaktionen, auch die von mir persönlich vielen daher nicht besonders positiv aus. Sätze wie, “Das ist viel zu teuer.” oder “Was denkt sich Xiaomi dabei?”, hat man immer wieder zu Ohren bekommen. Und ich verstehe diese Gedanken. Vor allem, da das Smartphone ja schon vorher in China für einen deutlich geringeren Preis gestartet ist. Man hat sich dazu entschieden, endlich bei den ganz Großen mitzuspielen. Ob das der richtige Schritt war, oder ob Xiaomi sich doch zu viel vorgenommen hat, wollen wir in diesem Testbericht klären. 

Ich möchte diesen Testbericht folgendermaßen strukturieren: Positive Punkte, sprich Punkte die mir wirklich gut gefallen haben, neutrale Punkte, also Aspekte die ich weder positiv noch negativ einschätzen würde und zu guter Letzt auch noch die Punkte, die mir am Xiaomi Mi10 leider nicht gefallen haben. 

Das Positive 

• Design

Schon beim ersten in die Hand nehmen fällt auf, wie gut das Mi10 trotz seiner Abmessungen von 162,5 x 74,8 x 9mm in der Hand liegt. Auch das Gewicht von 208 g ist mir nicht störend aufgefallen. Da ich das aber gewohnt bin, würde ich definitiv dazu raten, das Mi10 vor dem Kauf einmal in die Hand zu nehmen. Die Glasrückseite schmiegt sich angenehm in den auf Hochglanz polierten Aluminiumrahmen, wodurch man den Übergang, sowohl vom Display zum Rahmen, als auch vom Rahmen zur Rückseite quasi nicht bemerkt. Und in der Farbe Grün sieht es, wie ich finde auch richtig schick aus. Leider ist die Rückseite nicht matt, wodurch man Fingerabdrücke leicht sieht. Positiv anmerken möchte ich, dass es sich nicht nach einem Smartphone mit einem 6,67” großem Display anfühlt, was wohl den dünnen Displayrändern und der Edge geschuldet ist. 

• Display

Wenn wir schonmal beim Display sind, machen wir doch da direkt weiter. Xiaomi verbaut ein 6,67” großen AMOLED Display, welches mit 2340 x 1080 Pixeln auflöst. Das sagt uns schon, dass es sich hier um ein Display im 19,5:9 Format handelt. Ich habe leider keine Zahlen, aber das Display wird ausreichend hell für den alltäglichen gebrauch. Wie das aber im Sommer bei direkter Sonneneinstrahlung sein wird, kann ich nicht sagen, auch wenn ich diesbezüglich zuversichtlich sind. Allgemein verbaut Xiaomi hier ein wirklich gutes Panel, mit einer wie bereits erwähnt guten Helligkeit, angenehmen Farbdarstellung und guten Blickwinkeln. Oft ist es ja so, dass mein bei den Edges leichte Farbveränderungen bemerkt. Hier ist mir das allerdings nicht aufgefallen. Doch ein Ass hat Xiaomi noch im Ärmel: 90 Hz Bildwiederholrate. Hierdurch wirkt die ganze Bedienung extrem flüssig, was der ohnehin schon sehr guten Performance zu gute kommt.

• Performance

Ein weiterer Punkt, der mir sehr gut gefallen hat, ist die Performance. Xiaomi verbaut hier den Qualcomm Snapdragon 865 in Kombination mit 8GB RAM und Wahlweise 128GB oder 256GB UFS 3.0 Speicher. Zum damaligen Zeitpunkt was das mit das Beste, was man bekommen konnte. Apps öffnen sich rasend schnell, Verzögerungen hatte ich persönlich nie und das ganze System ist, auf aufgrund der 90 Hz extrem Flüssig und angenehm zu bedienen.

• Akkulaufzeit

Xiaomi spendiert dem Mi10 einen 4780 mAh starken Akku. Dieser kann sowohl per Kabel, als auch Kabellos mit 30W geladen werden, was darin resultiert, dass dieser in etwas unter 1 Stunde wieder bei 100% ist. Kabellos dauert es aufgrund des Energieverlustes etwas länger. Im Alltag bin ich mit dem Mi10 gut über einen Tag gekommen. Hier lag die Screen on Time bei Nutzung in einer Kombination aus WLAN und mobilen Daten bei 6 - 7 Stunden. Für mich selbst ist das ein sehr guter Wert, der mich gut durch einen Tag bringt. Gemessen an der Kapazität finde ich aber auch, dass mehr drin sein könnte. Mit einem Pixel 5 beispielsweise komme ich auf ähnliche Werte. Mir ist einfach aufgefallen, dass  bei meinem Testgerät der Standby Verbrauch unter MIUI 12 höher ist, als ich es sonst von Xiaomi gewohnt bin. Da die Akkulaufzeit aber dennoch sehr gut ist, kann man das in meinen Augen vernachlässigen. Erwähnt haben wollte ich es aber trotzdem.

• Kleinigkeiten / Premium Features

Nun, was meine ich mit diesem Punkt ?  Gemeint sind die ganzen Kleinigkeiten, die ein Flaggschiff Smartphone ausmachen. So unterstützt es wie bereits erwähnt Wireless Charging und bietet einen hochwertigen und angenehmen Vibrationsmotor. Hervorheben möchte ich allerdings auch die hervorragenden Stereo Lautsprecher. Klangtechnisch das Beste, was mir bisher zu Ohren gekommen ist. Die Lautsprecher werden laut, bleiben auch bei hoher Lautstärke klar und bieten sogar einen Hauch von Bass. 

Das Neutrale

• Kamera

Neutral bewerten möchte ich die Kamera. Denn hier liefert Xiaomi eine Kombination aus guter Hauptkamera, brauchbarer Weitwinkelkamera und überflüssiger Makro- und Tiefenkamera. Letztere haben jeweils 2 MP und werden ab diesem Punkt auch nicht mehr erwähnt, da die Qualität in meinen Augen nicht eines Flaggschiffes würdig ist. Zurück zu dem positiven. Xiaomi verbaut einen 108 MP Sensor, welcher in Zusammenarbeit mit Samsung entwickelt wurde und erstmals im Mi Note 10, beziehungsweise Mi Note 10 Pro zum Einsatz gekommen ist. Dieser misst 1/1.33” was in einer Pixelgröße von 0.8µm resultiert. Dies scheint auf den ersten Blick nichts besonderes zu sein, denn wie man wissen sollte ist die Größe der Pixel entscheidend und eben nicht die Anzahl. Hier kommt das sogenannte Pixel Binning zum Einsatz, sprich im Falle des Mi10 werden die 108 MP auf jeweils 27 MP aufgeteilt. Den Mathegenies unter euch wird auffallen, dass dies ¼ der 108 entspricht. Somit haben wir hier den Vorzug von einem detailreichen Bild und trotzdem noch eine brauchbare Low Light Performance. Doch zu guter Hardware gehört auch immer gute Software. Was auffällt ist, dass der Fokusbereich aufgrund der Sensorgröße nicht sonderlich groß ist. Hierdurch entsteht einiges an natürlichem Bokeh. Die Bilder allgemein sind detailreich, aber wie ich finde auch etwas blass und leblos. Es fehlt allgemein am Dynamikumfang. Dies eignet sich natürlich optimal für den Nachbearbeitung. Aber sind wir mal ehrlich. Wie viele von uns hauen die Bilder im Nachhinein bei Lightroom oder Snapseed rein und holen das Bestmögliche raus? Eben. Das Problem ist hierbei halt, dass man den selben Sensor im angesprochenen Mi Note 10 für deutlich weniger Geld bekommt und es Smartphones in diesem Preisbereich gibt, die bessere Bilder machen. Die größte Verarsche ist für mich aber die Ultra Weitwinkel Kamera. Hier kommt ein 13 MP Sensor zum Einsatz, der eine Blende von f/2.4 hat.  Die Blende der 108 MP Kamera beträgt übrigens f/1.7. Wenn man sich den 13 MP Sensor anguckt, dann fällt einem auf, dass man diesen schon einmal gesehen hat. Denn Xiaomi verbaut hier tatsächlich den selben  Sensor wie auch schon im Mi9T. Ein Smartphone, welches zum Zeitpunkt der Vorstellung vom Mi10 keine 300€ mehr gekostet hat. Dies ist eine Entscheidung von Xiaomi, die ich nie verstehen werde. Doch wie ist die Bildqualität an sich? Ist sie wirklich so schlecht, wie ich angenommen hatte? Leider ja!  Den Bildern fehlt es an Dynamikumfang, Details und allgemeiner Bildschärfe. Immerhin ist der Blickfang dank der 12mm Brennweite relativ groß. 

Fotos vom Mi10: https://drive.google.com/drive/u/0/folders/15UFfK9OPVkGMglRxWMPgxYGfbeVJ-pgO

• Software

Auch Xiaomis eigene Benutzeroberfläche MIUI, hier in der Version 12, möchte ich als neutral bewerten. Eine UI ist und bleibt halt eben auch Geschmackssache. Mir persönlich gefällt sie eher weniger, anderen Wiederum deutlich mehr. Das Positive Vorweg: MIUI 12 basiert bereits auf Android 11 und der Sicherheits Patch ist auch relativ aktuell. Des Weiteren bietet sie unheimlich viele Optionen und Einstellungsmöglichkeiten. Hier wurde wirklich versucht auf jedes Detail zu achten. Dies ist allerdings schwieriger als man zunächst vielleicht annimmt. Es dauert lange um eine so komplexe UI zu perfektionieren und das hat Xiaomi in meinen Augen noch nicht geschafft. Egal ob Bloatware, Werbung innerhalb der UI oder der ein oder andere Bug, solche Dinge dürfen in einem 800€ Smartphone in meinen Augen nicht auftreten. Auch ist mir persönlich die Optik zu sehr an iOS angelehnt. Man merkt, dass Xiaomi sich hier offensichtlich hat inspirieren lassen.

Das Negative

• Kleinigkeiten / Premium Features

Bestimmt fragen sich jetzt einige, warum ich diesen Punkt noch einmal erwähne. Denn obwohl das Mi10 Premium Features wie Wireless Charging, einen hochwertigen Vibrationsmotor und hervorragende Stereo Lautsprecher bietet, fehlen ihm auch einige Dinge. So verbaut Xiaomi beispielsweise nur einen USB-C 2.0 Anschluss. Das fällt zwar nur auf, wenn man Dateien per Kabel überträgt, aber es geht eben auch darum, was man für 800€ erwarten kann. Selbiges trifft auf die fehlende IP-Zertifizierung zu. Mir ist bewusst, dass die wenigsten mit ihrem Smartphone baden gehen, aber eine Zertifizierung bietet doch noch ein wenig mehr Sicherheit und wie bereits gesagt, geht es darum, was man für eine UVP von 799€ erwarten kann. Auch unterstützt das Mi10 leider kein Dual-SIM. 

Fazit

Wie fällt also mein Fazit zum Xiaomi Mi10 aus? Nun, es hat mich tatsächlich positiv überrascht. Dennoch fällt es mir persönlich schwer, es für 799€ weiter zu empfehlen, einfach da ich persönlich viel Wert auf die Kamera lege. Klar, die Kamera ist nicht alles, aber eben meisten der Punkt an einem Smartphone, der die Spreu vom Weizen trennt. Für den aktuellen Marktpreis von 550€ kann man wiederum zugreifen, wie ich finde. Dann bekommt man für den Preis ein tolles Smartphone mit sehr gutem Display, toller Performance, guter Akkulaufzeit und Premium Features, wie Wireless Charging, einem hochwertigem Vibrationsmotor und hervorragenden Stereo Lautsprechern. Auch für diesen Preis finde ich die Kamera persönlich nicht herausragend, aber man kann wie ich finde damit leben. 

*5G konnte ich aufgrund mangelnden Vertrags leider nicht testen

Damit bedanke ich mich recht herzlich und hoffe, dass euch mein allererster Testbericht hier gefallen hat. Euch allen noch einen angenehmen Tag und bleibt gesund.

Liebe Grüße, 

Jacob