Die PlayStation 4 Pro ist die, laut Sony leistungsstärkste Spielekonsole der Welt. Mit doppelter Grafik-Power im Vergleich zur Standard PS4 soll die Pro ein noch schärferes, flüssigeres und intensiveres Gaming-Erlebnis bieten. Mit diesen Versprechen sind der Hype und die Erwartungen natürlich durch die Decke gegangen. Aber konnte Sony dem allen gerecht werden? Finden wir's heraus!
Breit gebaut, braun gebrannt
Auf den ersten Blick wirkt die PS4 Pro, als hätte man eine halbe PS4 auf eine andere PS4 geklebt. Doch stellt man beide Konsolen nebeneinander, ist der Größenunterschied gar nicht mal so groß. Die billig wirkende Klavierlack-Optik der Standard PS4 ist Geschichte. Nachdem die PS4 Slim bereits auf glänzend schwarze Oberflächen verzichtete, macht es ihr die PS4 Pro nach. Das komplett mattschwarze Finish wird vollendet mit dem mittig platziertem PlayStation Logo. Darüber hinaus wandert die Leuchtleiste zur Frontseite der Konsole, alle Touch-Taster wurden durch richtige Knöpfe ersetzt und die Ecken der Konsole wurden leicht abgerundet.Dazu gesellt sich noch ein zusätzlicher USB-Eingang an der Rückseite der Konsole, damit ihr eure PS4-Kamera endlich nicht mehr vorne einstecken müsst und damit die makellose Optik eures minimalistischen, kabelfreien Wohnzimmers ruiniert. Voilà, fertig ist die PlayStation 4 Pro. Aber Aussehen ist ja bekanntlich nicht alles. Es kommt doch nur auf die inneren Werte an, nicht wahr?
Doppelte Power, doppelter Spaß?
Mit roher Grafikgewalt will sich Sony mit der PS4 Pro in eure Herzen prügeln. Die Konsole ist laut Angaben doppelt so leistungsstark, wie die normale PS4 und trotz vielen "underwhelmed" Reviews merkt man den Unterschied sofort.
Prinzipiell gibt es drei verschiedene Arten von PS4 Pro Nutzern:
Typ 1: Hat einen 4K Ultra HD Fernseher mit HDR
Typ 2: Hat einen 4K Ultra HD Fernseher ohne HDR
Typ 3: Hat einen normalen Full HD Fernseher (ohne HDR)
Typ 1 hat definitiv das Goldene Los gezogen. Im Einklang mit einem HDR-fähigen UHD TV kann die PS4 Pro nämlich alle ihre Stärken voll ausspielen. Das Ergebnis ist durchaus beeindruckend.
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Horizon Zero Dawn auf der PS4 Pro mit HDR (links) & ohne HDR (rechts) / Bild: kotaku.com
Anhand des Bilder-Vergleichs erkennt man sofort die Vorteile eines HDR-TVs. Große Helligkeitsunterschiede können noch detailreicher dargestellt werden, wie man es auf dem Bild vor Allem am Himmel erkennen kann. Die Sonne wirkt viel heller und blendet richtig, während man trotzdem deutlich mehr Details in den Wolken erkennen kann, wenn das Tageslicht durch sie bricht. Der Unterschied ist wirklich unglaublich.
Typ 2 muss leider auf die leuchtenden Vorteile von HDR verzichten. Aber die PS4 Pro wirbt ja nicht nur mit HDR, sondern vor Allem mit der höheren Auflösung.
Bild: Sony
Mit einer Auflösung von 4K Ultra HD (UHD) kann die Pro 4 Mal so viele Pixel auf den Bildschirm zaubern, wie die reguläre PS4 und das sieht man dann auch. Bereits in den Menüs fallen vor Allem die viel schärferen Schriften und Bilder auf und taucht man dann ins Spiel ein, lässt der Effekt keineswegs nach.
Das bald erscheinende Mass Effect: Andromeda in Full HD-Auflösung (links) & 4K Ultra HD (rechts) / Bild: gearnuke.com
Egal, wo im Bild gerade eure Augen gefangen sind - alles ist schärfer, glatter und detailreicher. Es profitieren auch natürlich nicht nur Story-Games von den Fähigkeiten der PS4 Pro:
Auch bei FIFA 17 werdet ihr sofort deutliche Unterschiede erkennen. Die Menüs sind deutlich glatter, die Spielerbilder in Ultimate Team viel klarer. Seid ihr erst einmal auf dem Platz, wirkt der Rasen viel detailreicher und dadurch auch plastischer. Die Spielergesichter sind ebenfalls alle schärfer und wirken dadurch deutlich lebensechter. Am Aufregendsten wurde der Grafik-Vergleich allerdings bei EA's neustem preisgekröntem Shooter Battlefield 1. Obwohl die anderen Spiele bereits sehr zu überzeugen wussten, entstand hier das erste Mal ein richtiger Wow-Effekt. Der ohnehin schon grafisch extrem beeindruckende Shooter wird durch die Power der PS4 Pro nochmal um ein ganzes Stück aufgewertet. Hier profitieren PS4 Pro-User nicht nur von der höheren Auflösung, sondern auch durch schärfere Texturen, mehr Geländedetails und verbesserte Effekte. Um alle Vorteile voll auskosten zu können, sollte man allerdings trotzdem Besitzer eines 4K-Fernsehers sein.
PlayStation 4 Pro | Games Enhanced by PS4 Pro - 4K Trailer - YouTube
Womit wir bereits bei Typ 3 wären. Sony verspricht zwar auch Besitzern eines "nur" Full HD-fähigen TVs spürbare Verbesserungen im Bild, allerdings fallen diese Aufwertungen in der Bildqualität deutlich kleiner aus, als die brachialen Unterschiede durch die 4-fache Auflösung und HDR. Die PS4 Pro verwendet hier ihre zusätzliche Power lediglich für die Verbesserung von Effekten, Details und der Framerate. Man wird zwar den Unterschied noch immer sehen können, muss sich aber wohl ohne Wow-Effekt zufrieden geben, was wiederum schnell mal in seichter Enttäuschung enden kann. Aww.
PS4 Pro + PlayStation VR = <3
Die PlayStation VR war letztes Jahr das am meisten erwartete Gadget mit einem unglaublichen Hype. Konnte die Virtual Reality-Brille dem gerecht werden? Naja. Das unglaubliche Potential der VR-Brille wirkte leider etwas verschenkt dank einer mäßigen Auswahl an Vollpreis-Titeln. Oft konnte auch die grafische Umsetzung der Spiele einfach nicht den Erwartungen gerecht werden. Aber genau da kommt die PS4 Pro in's Spiel! Wie bereits bei anderen Spielen nutzt die Pro ihre zusätzliche Rechenkraft für schärfere Texturen und ein höheres Detaillevel. Gerade bei VR-Games kann das einen sehr großen Unterschied ausmachen, da fast durch jedes Detail der Immersionsfaktor steigen kann - wie auch andersrum.
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Resident Evil VII in VR auf der PS4 (links) und der PS4 Pro (rechts) / Bild: vrnerds.de
Ein Spiel, das im VR-Modus sehr von der PS4 Pro profitiert, ist das neue Resident Evil VII. Gerade bei langen Story-Games ist es extrem wichtig, dass die VR-Atmosphäre on point ist. Die PS4 Pro versucht genau das zu erreichen - und ist dabei nicht gerade erfolglos. Besitzer einer PSVR-Brille werden mit der Pro definitiv ihren Spaß haben.
Der Haken
"Aha, es gibt also doch einen Haken!" Ja, schon. Allerdings wird er mit der Zeit wohl immer irrelevanter werden.
Um nämlich auf die zusätzliche Leistung der PS4 Pro zuzugreifen benötigen die jeweiligen Spiele einen entsprechenden Patch. Ohne Game-Update verhält sich die PS4 Pro nämlich genauso, wie eine herkömmliche PlayStation 4 und die ganze extra Power wäre völlig umsonst. Naja, nicht ganz - das Bild wird trotzdem noch auf die volle 4K Auflösung hochskaliert, allerdings sieht es dadurch nur marginal schöner aus, als das ursprüngliche Full HD Bild. Somit bleiben viele Spiele mit einer Menge Potenzial zur Grafiksteigerung unangetastet. Ein trauriges Beispiel hierfür wäre EA's "Star Wars: Battlefront".
Bei den meisten neuen Spielen wird die Pro-Kompatibilität allerdings von Release an dabei sein. Somit werden auch wir leicht enttäuschten Star Wars Fans mit dem noch in diesem Jahr erscheinenden zweiten Teil von "Star Wars: Battlefront" auf unsere UHD Kosten kommen. Hardcore-Fans von älteren Spielen müssen aber nicht traurig sein. Denn Sony arbeitet bereits an einem sogenannten "Boost-Mode" für die PS4 Pro - einer neuen Einstellung, wodurch die Pro auch bei Spielen ohne entsprechenden Patch ihre Vorzüge besser ausspielen können soll. Durch den "Boost-Mode" erhalten die Spiele zwar keine grafische Aufwertung, sollen aber mit spürbar mehr Frames pro Sekunde laufen, also ein deutlich flüssigeres Bild generieren. Wann der "Boost-Modus" aus der Testphase in die heimischen Konsolen wandert, ist allerdings noch unklar.
Das 4K-Entertainment Center
Konsolen sind für uns heutzutage viel mehr als nur Gaming. Es gibt inzwischen kaum noch jemanden, der nicht auf Streaming zurückgreift. Tausende Filme und Serien wann du willst - wer kann da schon nein sagen.
Bild: Netflix
Mit diesem Wissen im Hinterkopf will Sony mit der PS4 Pro auch im Entertainment-Bereich die Nase vorn haben und setzt dort deshalb ebenfalls auf 4K-Content. Wie bereits auf der regulären PS4 bieten sich hierfür Apps von Netflix, Amazon Prime und YouTube an - diesmal eben mit der Möglichkeit Ultra HD-Content wiederzugeben. Obwohl durch das Streamen an sich so einiges an Qualität verloren geht, merkt man dennoch eine spürbare Steigerung im Vergleich zu 1080p Videos. Gerade Netflix und Amazon bieten einiges an hochwertig produzierten Serien in Ultra HD an und stellen diese auch mit weniger Qualitätsverlust zur Verfügung als YouTube seine teilweise stark komprimierten Videos. Die Qualität von 4K Streaming lässt sich allerdings nicht einmal ansatzweise mit physischen Ultra HD-Inhalten vergleichen. Lädt man ein verlustfreies 4K-Video auf einen USB-Stick wird es immer noch deutlich schärfer aussehen, als jeder gestreamte UHD-Inhalt.
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Die 4K Konsole ohne 4K Laufwerk
Womit wir schon bei meinem einzigen richtig großen Kritikpunkt an der PS4 Pro wären. Denn obwohl Sony in der Vermarktung voll auf Ultra HD als Hauptfeature setzt, besitzt die PS4 Pro kein 4K-fähiges Blu-ray-Laufwerk. Ein Schritt, der für mich immer unerklärlich bleiben wird. Zieht man sich die 100€ günstigere Xbox One S zum Vergleich dazu, wirkt die Entscheidung von Sony noch seltsamer. Die Konkurrenz aus dem Hause Microsoft besitzt nämlich sehr wohl die Fähigkeit Ultra HD-Blu-rays abzuspielen und wird dieses Feature auch in der für dieses Jahr angekündigten Mega-Konsole mit dem Arbeitstitel "Project Scorpio" weiter einsetzen.
Sony scheint aber an seiner Entscheidung festhalten zu wollen. Betrachtet man allerdings das extrem negative Feedback zu dieser unglücklichen Feature-Wahl, wird diesbezüglich wahrscheinlich noch nicht das letzte Wort gesprochen worden sein. Wir dürfen gespannt sein, wenn im Juni wieder die E3 ansteht und die beiden Konsolen-Riesen wieder um den medialen Sieg kämpfen. Mit der anstehenden Enthüllung von "Project Scorpio" hat Microsoft bis jetzt auf jeden Fall das bessere Blatt.
Fazit
Sony macht mit der PlayStation 4 Pro wirklich sehr viel richtig - leider nur nicht alles. Die grafische Aufwertung ist deutlich zu sehen. Hierfür empfehle ich allerdings unbedingt einen (am besten HDR-fähigen) Ultra HD-Fernseher um auch wirklich alle Vorteile auskosten zu können. Besitzer eines normalen Full HD TVs merken von der zusätzlichen Power der PS4 Pro leider deutlich weniger, wenn überhaupt etwas.
Die Verwendung eines 4K Blu-ray-Laufwerks hätte für Sony eigentlich ein No-Brainer sein müssen. Der Entfall eines solchen nimmt der PS4 Pro leider sehr viel Wind aus den Segeln, da das umfangreiche UHD-Streaming-Angebot qualitativ leider noch nicht mit der physischen Alternative mithalten kann. Film-Freaks, für die Gaming zur Nebensache wird, werden wohl hier mit der Xbox One S glücklicher werden. Hier bekommt man ein entsprechendes Laufwerk für UHD-Blu-rays und das sogar für 100€ weniger. Für richtige Sony-Fans ist das natürlich keine Alternative. Für wen lohnt sich aber nun die extra Anschaffung einer PS4 Pro?
Zocker ohne einen 4k-fähigen Fernseher sind mit der regulären PS4, oder der Slim deutlich besser beraten. Die extra Euros für die Pro wären in diesem Fall verschwendetes Geld, von dem man sich so einige Games mehr hätte kaufen können. Besitzer eines Ultra HD TVs sollten allerdings wirklich ernsthaft über einen Kauf nachdenken. Wer bereits die reguläre PS4 im Wohnzimmer hat, muss natürlich abwägen, ob die grafische Extrapower den vollen Preis von 399€ rechtfertigt. Falls ihr aber noch keine aktuelle Konsole zu Hause habt und einen 4K TV euer Eigen nennen könnt, ist die PS4 Pro genau das Richtige für euch. Natürlich könnt ihr auch noch auf die Antwort von Microsoft warten. "Project Scorpio" soll noch dieses Jahr in den Handel kommen dann die neue schnellste Konsole der Welt sein. Bis dahin bleibt die PlayStation 4 Pro aber noch alleiniger Spitzenreiter und Konsolen-König.