Die Konsole
Im Lieferumfang befindet sich die Displayeinheit, 2 Joy-Cons, die Ladestation, HDMI Kabel, Netzteil, sowie eine separate Controllerhalterung. Das Display ist nur unwesentlich größer als das meines iPhone XS – relativ kompakt, aber eine gewohnte Größe zum mobilen Spielen. Mit den am Display eingerasteten Joy-Cons ist die Konsole sehr breit und lag in den ersten Minuten gefühlt sehr gut in der Hand. Allerdings bin ich sehr groß – habe also entsprechend große Hände – und hatte leider immer wieder Probleme mit den doch sehr kleinen Knöpfen, und meine Hände hatten schneller Ermüdungserscheinungen als z.B. bei meinen PS4-Controllern. Ich besitze eine PS Vita und bin das von dort bereits gewohnt.Im TV-Modus der Konsole mit den Joy-Cons in der entsprechenden Controllerhalterung war das große-Hände-Problem zwar immer noch nicht komplett beseitigt, aber wesentlich erträglicher aufgrund der breiten Griffschalen. Falls ich mir die Konsole irgendwann kaufen werde, werde ich definitiv den Pro-Controller direkt mitbestellen.
Generell jedoch finde ich das Konzept der Konsole genial. Gerade in einem Mehrpersonenhaushalt mit nur einem Hauptfernseher habe ich es genossen, mobil weiterzocken zu können, wenn meine Frau eine Sendung auf dem Fernseher schauen wollte. Sie geht dann irgendwann ins Bett und ich kann dann einfach mitten im Spiel die Konsole wieder in die Station stecken und direkt an der Stelle auf dem großen Fernseher weiterspielen. Toll gelöst!
Die Akkulaufzeit der Konsole ist mit circa 3h eher dürftig. Im Praxistest hatte ich jedoch selten Probleme, da ich sowieso nur daheim gezockt habe. Dort hat die mobile Akkulaufzeit als „Ausweichoption“ ausgereicht, bis ich wieder an den Fernseher konnte. Für Leute, die die Konsole verstärkt mobil einsetzen wollen, könnte das jedoch ohne externe Hilfe in Form von Powerbanks o.ä. schnell frustrieren.
Die Leistung der Konsole ist in Ordnung. Zelda lief – bis auf eine kurze Stelle – weitgehend ruckelfrei und flüssig. Im direkten Vergleich mit der Playstation 4 und Titeln wie Bloodborne oder Uncharted kann die Grafik zwar nicht mithalten, aber die insgesamt stimmige Spielwelt mit der enormen Liebe zum Detail lässt die vergleichsweise „einfache“ Grafik schnell vergessen.
Schade fand ich auch, dass sich meine Bluetooth Kopfhörer nicht mit der Konsole verbinden konnte. Nach kurzer Recherche im Internet gibt es wohl die Möglichkeit einzelne Headsets per Bluetooth Dongle anzuschließen, da hätte ich mir jedoch im Jahre 2019 mehr erhofft ... (ok, die Konsole kam 2017 schon auf den Markt, aber selbst da hätte man es schon erwarten können).
Fazit zur Konsole:
Eine innovative Idee mit einigen (vernachlässigbaren) Mängeln. Ich habe die Konsole gerne genutzt.
Zelda: Breath of the Wild
Ich bin ein sehr klassischer Zelda-Spieler der ersten Stunde. Das gute alte „The Legend of Zelda“ hat mich als kleiner Knirps damals schon auf dem NES lange gefesselt. „A Link to the Past“ auf dem SNES und „Link’s Awakening“ auf dem guten alten Game Boy haben das Fundament dann gefestigt. „Ocarina of Time“ und „Majora’s Mask“ haben sehr viel Zeit verschlungen. Der Bruch kam dann mit „Wind Waker“, mit dem ich aufgrund der so komplett anderen Optik und Spielweise einfach nicht warm wurde. Der Gamecube war auch meine letzte Nintendo-Konsole und damit waren mir alle nachfolgenden Zelda-Titel leider verwehrt.Aber nun zum eigentlichen Teil des Tests:
Mir war schon zu Beginn klar, dass es als Mensch mit Vollzeitjob und Familie inkl. einem zweijährigen Sohn eine Herausforderung wird, in der kurzen Testzeit von etwas über 3 Wochen die Story eines so umfangreichen Spiels zu erfassen. Ein Arbeitskollege meinte, dass ich für die Hauptstory etwa 30-40 Stunden einplanen soll. Und ich nehme gleich vorweg: mit durchschnittlich 2-3 Stunden Spielzeit pro Abend habe ich im Testzeitraum die Hauptstory inklusive der ein oder anderen Nebenmission durchgespielt.
Die Story / Dungeons / Bosse
Alle gewohnten Elemente eines Zelda-Starts sind auch hier wieder vertreten: der Held Link erwacht aus einem Schlaf, geleitet von einer jungen Frauenstimme. Ein alter Mann bittet ihn um Hilfe und verspricht ihm als Gegenleistung einen Gegenstand (hier ein Gleitschirm), mit dem der Held das Hochplateau, auf dem er erwacht ist, verlassen kann. So weit, so normal.
Es wird auch recht schnell klar, dass besagtes Plateau im Grunde eine Art Tutorial ist. Man lernt die Grundprinzipien des Spiels kennen, bekommt seine Hauptfähigkeiten und kann dann in einer sehr großen, offenen Spielwelt völlig frei entscheiden, wie man sein Abenteuer bestreitet. Und genau diese Spielwelt ist Zeldatypisch gut gefüllt mit vielen alten bekannten Orten und Lebewesen aus früheren Spielen: Das Dorf Kakariko, die Völker der Goronen, Gerudos, Zora und der (für mich neuen) Orni. Es gibt kleine und große Feen, Krogs, Moblins, uvm. Und auch das allumfassende Böse in Form vom alten Bekannten Ganon ist ebenfalls wieder mit von der Partie. Die Macher setzen auf Bewährtes (und das meine ich durchaus Positiv) und ich habe mich sofort Zuhause gefühlt.
Die Goronen. Bild: Nintendo.
************ SPOILER ************
Wer die Story noch selbst erfahren will, klappt den Text unten nicht aus!
Wir bekommen also die Aufgabe Ganon zu vernichten und Zelda zu retten. Eine weitere Aufgabe ist es, die vier Titanen aus Ganons Fängen zu befreien. Und genau hier wurde mir auch klar, dass es sich – im Gegensatz zu den mir bekannten Zelda-Titeln von damals – wirklich um ein Open-World-Spiel im wahrsten Sinne des Wortes handelt: es gibt keine nach und nach größere werdende Spielwelt, keinen einzelnen roten Faden, dem es zu folgen gilt. Mit entsprechend großen Eiern können wir mit theoretisch auch mit Topfdeckel als Schild und Holzfälleraxt bewaffnet direkt zu Ganon marschieren und uns ihm stellen, auch wenn das sehr wahrscheinlich mit wenig Erfolg enden wird.
Auf dem Turm in der Gerudowüste. Bild: Nintendo.
Die Welt steht einem vollständig offen. Man kann ohne Einschränkung direkt jedes Gebiet besuchen. Ok, fast ohne Einschränkung: es gibt im Spiel ein sehr umfassendes Physik-System und daraus ergeben sich gewisse Hürden, die es in manchen Gebieten zu überwinden gilt. So ist es zur Tageszeit in der Wüste der Gerudos so heiß, dass man ohne kühlendes Essen oder leichte Bekleidung schnell den Hitzetod stirbt. In Gebirgsregionen wird es dagegen schnell sehr kalt und hier ist ohne geeignete Winterkleidung und mit Chili angereichertem Essen zu kalt für lange Ausflüge. Der Vulkan der Goronen kann ohne feuerfeste Ausrüstung oder Brandschutztränke nicht bestiegen werden und auch ein Schild oder Bogen aus Holz sind unnütz, da diese einfach Feuer fangen und verbrennen.
Zudem empfiehlt es sich alle metallischen Gegenstände abzulegen, wenn ein Gewitter aufzieht und Klettern auf regennassen Felsen kann man gleich vergessen.
Blitze können gefährlich werden. Bild: Nintendo.
Mit welchem Titanen man beginnt, ob man alle erledigt oder sich nach zweien schon direkt Ganon stellt, bleibt jedem Spieler selbst überlassen. Die Story ist offen und jeder schreibt seine eigene Geschichte. Die Hintergrundgeschichte wird bruchstückhaft aus den Questreihen bei den Völkern oder über Erinnerungspunkte (kleine Leuchtringe, die eine kurze Sequenz auslösen) erzählt.
Feuertitan Vah Rudania. Bild: Nintendo.
Auch wenn die Titanen an sich sehr unterschiedlich sind, läuft das erobern selbiger immer nach dem gleichen Schema ab: man spricht mit dem Oberhaupt des entsprechenden Volkes, muss dann eine kleine Questreihe erledigen (z.B. Elektropfeile einsammeln), bis man zusammen mit einem Vertreter des Volkes den Titanen angreift. Dieser wehrt sich mit seinen Verteidigungssystemen gegen den Angriff. Ist die erste Verteidigungswelle des Titanen überwunden, gilt es ins Innere vorzudringen. Drinnen gilt es dann verschiedene Siegel zu entriegeln, damit die Hauptsteuereinheit freigeschalten wird, mit der man dann die Kontrolle über den Titanen zurückerlangen kann. Im Dungeon selbst sind nur wenige Gegner verstreut. Die verschiedenen Siegel erreicht man bei allen vier Titanen über Physikrätsel: Über die Karte können Teile des Titanen gedreht, gehoben oder anderweitig bewegt werden. Hat man alle Siegel entriegelt und die Haupsteuereinheit freigelegt, muss dann noch die Personifizierung Ganons innerhalb des Titanen in einem Zwei-Phasen-Kampf besiegt werden. Diese hält sich thematisch (Feuer, Wind, Elektro, Wasser) an das Thema des Titanen.
Der "Endgegner" aus dem Wassertitanen. Bild: Nintendo.
Leider muss ich an dieser Stelle auch von meiner größten Enttäuschung berichten: Der Schwierigkeitsgrad der Titanenmissionen. Vielleicht bin ich als alter Zocker (ich spiele seit über 30 Jahren Videospiele, angefangen mit Atari/C64 und Queerbeet durch alle Genre) und vor allem in den letzten Jahren als Dark Souls/Bloodborne Veteran auch nicht der durchschnittliche Spieler, aber ich empfand die gesamte Titaneneroberung geradezu lachhaft einfach. Den ersten Titanenboss habe ich im ersten Versuch unvorbereitet und ohne Vorwissen mit halbvoller Lebensenergie problemlos vernichtet. Insgesamt bin ich bei einem einzigen Titanenboss zweimal gestorben (beim Wüstentitan). Die restlichen sind alle im ersten Versuch zu Boden gegangen. Und es ist nicht so, dass es keine herausfordernden Kämpfe in der Welt gibt. Es gibt Schrein-Bosse oder Gegner in der Außenwelt, die richtig herausfordernd sind und viel Taktik und Geschick erfordern. Meine Kritik bezieht sich wirklich nur auf die Kämpfe der Hauptstory, die optisch und von der Aufmachung her wirklich toll sind. Sehr Schade!
Nachdem ich drei Titanen zurückerobert hatte und über die zahlreichen in der Welt verstreuten Schreine genug Lebensenergie zusammengesammelt hatte (jeder Schrein gibt ein Abzeichen, 4 Abzeichen können im Gebet gegen einen Herzcontainer oder einen weiteren Teil des Ausdauerringes eingetauscht werden) bin ich den zahlreichen Hinweisen zum legendären „Bannschwert“ gefolgt. Dieses wird in den Questreihen bei den Völkern immer wieder erwähnt und ist mir aus den alten Zelda-Titeln auch schon sehr vertraut. Ähnlich wie damals bei „A Link to the Past“ findet man das Masterschwert in den Verlorenen Wäldern im inneren eines „Labyrinths“ in einem Stein steckend und kann es an sich nehmen, wenn man Stark genug ist (bei ALttP waren es 3 Amulette, die man besitzen musste; bei BotW 13 Herzcontainer). Es folgt eine tolle Zwischensequenz und fortan besitzt man die einzige Waffe im gesamten Spiel, die nicht kaputt gehen kann.
Endlich beim Masterschwert. Bild: Nintendo.
Mit dem Masterschwert im Gepäck und den 4 befreiten Titanen im Schlepptau ging es dann in Richtung Schloss um sich der „Verheerung Ganons“ zu stellen. Die Verteidigung innerhalb des Schlosses ist – wenn man begriffen hat wie – kein Problem und schnell steht man vor dem großen Saal, in dem Ganon wartet. Der Kampf beginnt mit der Stimme der Prinzessin, die sagt, dass sie Ganon nicht mehr aufhalten kann. Aus der Decke des Saals fällt aus einer Art blutiger Glibbermasse ein riesiges, spinnenähnliches Vieh herab. Ohne Titanen würde an dieser Stelle der Kampf beginnen. Nun startet eine weitere Zwischensequenz, in der die 4 Titanen ihre Kraft bündeln und auf das Schloss schießen. Jeder der Titanen zieht Ganon 1/8 seiner Lebensenergie ab, so dass – mit allen 4 Titanen – man einer Spinne mit 50% Lebensenergie gegenübersteht.
Die Verheerung Ganon. Bild: Nintendo.
Der Bosskampf ist dann glücklicherweise etwas vielfältiger und – wenn auch nur unwesentlich – herausfordernder als die Fights in den Titanen. Hat man den Dreh raus, wie man den einzelnen Angriffen Ganons entgegensteht, ist dieser aber auch schnell besiegt. Nachdem man der Spinne den Gar ausgemacht hat, findet man sich eine Zwischensequenz später auf der großen Steppe vor dem Schloss der Dämonenform Ganons gegenüberstehend: einem Berg-großen, rot/violett leuchtenden Dämonenhund. Mit Pferd ausgestattet gestaltet sich der Kampf wie folgt: reite völlig entspannt einige Minuten um das Ungetüm herum und schieße auf alles, was an dem Vieh weiß leuchtet. Ich hatte leider nicht das Gefühl, dass man hier Versagen kann.
Dämonenbestie Ganon. Bild: Nintendo.
Hat man das Getier dann erlegt, erscheint nach einer abschließenden Sequenz mit der Prinzessin dann auch der wohlverdiente Abspann.
************ SPOILER ENDE ************
Kampfsystem
Schön gelöst mit vielen Einflüssen, die ich schon aus anderen Spielen kenne. Neben der altbekannten Wirbelattacke und dem Schildblock gibt es auch noch perfekte Blocks, die z.B. Angriffe der Gegner zurückwerfen können, sowie perfekte Ausweichmanöver, die einem eine Kaskade an gezielten Gegenangriffen und damit massivem Schaden am Gegner einbringt. Gelegentliche Probleme beim Zielen oder mit einzelnen Angriffen schiebe ich auf die oben genannten Probleme mit meinen großen Händen an den kleinen Buttons.
Einzig das Handling mit den Waffen ist anfangs sehr gewöhnungsbedürftig. Jede Waffe/Schild/Bogen hat eine endliche Haltbarkeit. Ist diese erschöpft, geht das Item kaputt – reparieren nicht möglich. Einzige Ausnahme ist das schon genannte Masterschwert, dass zwar auch nach einiger Zeit „erschöpft“ ist, die Waffe aber nicht kaputt geht, sondern nach 10 Minuten Spielzeit wieder einsatzbereit ist.
Man wird an allen Ecken und Enden des Spiels mit Ausrüstung unterschiedlichster Qualität regelrecht zugeschissen, hat aber auch einen entsprechend hohen Verschleiß. Da sich die Ausrüstung nicht nur in ihrer Haltbarkeit, sondern auch in dem ausgeteilten Schaden unterscheidet, überlegt man sich daher auch zwei Mal, ob man gegen den Standardgegner jetzt seine stärkste Axt auspackt und diese dann im Zweifel nachher beim Bosskampf nicht durchhält.
Reiten
Um sich in der massiven Spielwelt schneller Fortbewegen zu können, gibt es zahlreiche Pferde in der Welt zu finden, die man dann bei den ebenfalls häufig vorkommenden Ställen registrieren und personalisieren kann. Ich habe in meiner Spielzeit jedoch insgesamt keine Stunde auf einem Pferd verbracht, sondern mich hauptsächlich über die reichlich vorhandenen Teleportpunkte fortbewegt (jeder der insgesamt 120 Schreine ist nach dessen Entdeckung ein Teleportziel).
Fazit: nettes, aber nicht notwendiges Feature. Ich hatte stets das Gefühl, dass ich mich per Teleport schneller in der Welt bewegen kann als zu Pferd.
Einer der zahlreichen Schreine in der Welt. Bild: Nintendo.
Kochen / Medizin
Bis auf ein paar Kochrezepte habe ich das Feature so gut wie nie benutzt. Daher kann ich auch wenig berichten.
Nebenmissionen
Hier hätte ich in der Tat noch gerne mehr Zeit gehabt. Beim durchspielen der Hauptmissionen und durchstreifen der Landschaften bin ich auf unzählige Orte und Aufgaben gestoßen, denen ich gerne noch näher auf den Grund gegangen wäre. Ich schätze mit der Hauptstory des Spiels, den paar dutzend Schreinen und der Handvoll Nebenmissionen habe ich nicht mal die Hälfte dessen gesehen, was das Spiel noch so hergibt.
Abschließendes Fazit
Ein wirklich tolles Spiel mit einer riesigen Spielwelt, die sehr zum Entdecken und durchforsten einlädt und einer tollen Story und viel nostalgischem Fanservice. Für mich vielleicht nicht das Beste, aber sicherlich eines der Besten Zelda-Spiele aus der Reihe.
Als Negativ empfand ich lediglich den etwas niedrigen Schwierigkeitsgrad der Hauptstory (ist aber sehr subjektiv) und das man direkt von Anfang an alle Fähigkeiten besitzt. Dadurch fällt das für Zelda so typische „Backtracking“ weg – wenn man z.B. den Krafthandschuh gefunden hatte und sich dadurch plötzlich in ganz alten Gebieten neue Wege aufgetan haben. Vielleicht wäre das in der riesigen Spielwelt aber auch zu viel des Guten gewesen.
Ich habe das Spiel insgesamt sehr genossen und hätte gerne auch noch weitere Stunden investiert um die Welt von Hyrule vollständig zu erkunden.
Müsste ich Punkte vergeben, bekäme Zelda: Breath of the Wild von mir 9/10 Punkten.
An dieser Stelle auch noch mal vielen Dank an O2 für die Möglichkeit, Spiel und Konsole testen zu können.