Das OnePlus 7 Pro wird in den Medien hoch gelobt. Besonders das Display, die Performance und die Akkulaufzeit werden hervorgehoben. Ich habe mir das Gerät mal angeschaut.
Tops & Flops
farbenfrohes, schnelles Display mit 90Hz
lange Akkulaufzeit
aufgeräumtes, performantes Betriebssystem (OxygenOS)
auf Dauer zu schwer
Rundgang um das Gerät
Ich habe vorab so einiges über das Gerät gelesen und Reviews angeschaut. Dabei wurde immer wieder hervorgehoben wie groß das Gerät doch wäre, wie atemberaubend das Display ist und natürlich die Performance und die Akkulaufzeit. Dementsprechend ging ich mit einer gewissen Erwartungshaltung, aber auch Vorurteilen an diesen Test heran. Auf die Verpackung werde ich an dieser Stelle nicht weiter eingehen. Vorab möchte ich nur positiv erwähnen, dass der Packung eine einfache Hülle für das Gerät beiliegt.
Nimmt man nun besagtes Gerät erstmals aus der Packung fällt mir direkt das vergleichsweise hohe Gewicht auf. Das Display und die Rückseite bestehen aus Glas und sind zu den Seiten hin stark, unten und oben etwas schwächer abgerundet. Der Rahmen selbst ist aus Metall, spiegelt und ist damit anfällig für sichtbare Kratzer. Sowohl Vorder- als auch Rückseite sind Fingerabdruckmagneten, aber das ist heutzutage ja bei fast allen Geräten so. Insgesamt ist das OnePlus 7 Pro aber fabelhaft verarbeitet und fühlt sich sehr wertig in der Hand an. Es ist jedoch nicht so groß wie ich es erwartet habe. Im direkten Vergleich zu meinem Samsung Galaxy S9+ ergeben sich da gar nicht so große Unterschiede.
Anders der Vergleich zum iPhone X
Schaut man sich nun das Gerät von allen Seiten an, fallen leider schnell die recht weit herausstehenden Kameras auf der Rückseite auf. Diese sind mittig und vertikal im oberen Bereich der Rückseite platziert. Natürlich liegt das Gerät wieder auf den Kanten der Kamera auf. Ich verstehe nicht warum die Hersteller dieses Problem nicht gelöst bekommen oder lösen wollen? Der weitere Rundgang gestaltet sich recht unspektakulär bis auf folgende 2 Dinge, dargestellt in diesem Bild:
Links zu sehen ist ein Schieberegler, der so nur beim iPhone bekannt ist. Mit diesem Regler lassen sich schnell Lautstärkenprofile wechseln um z.B. das Gerät mal eben Lautlos zu stellen wenn man in einem Termin oder im Restaurant ist und im Vergleich zum iPhone lässt OnePlus 3 Zustände zu. Über die Einstellungen lässt sich der Regler in gewissem Maße umkonfigurieren. Ich finde dieses Feature sehr nützlich.
Auf dem rechten Bild zu sehen ist die Abdeckung der Frontkamera. Um soviel wie möglich Display zur Verfügung zu stellen und dieses nicht durch eine Notch, Punchhole oder was auch immer zu unterbrechen, hat sich OnePlus für eine Popup-Kamera entschieden. Diese befindet sich am oberen Rand unter dieser Abdeckung und fährt automatisch aus dem Gehäuse heraus sobald die Frontkamera aktiviert wird. Dies bedeutet aber auch, dass die Frontkamera mit einer leichten Zeitverzögerung bereitsteht. Für Selfies stellt das alles kein Problem dar, fällt jedoch sofort auf wenn man das Gerät z.B. mit dem Gesicht entsperren möchte. Wer diese Entsperrmethode nutzen möchte, sollte das bei der Entscheidung für oder gegen ein Gerät berücksichtigen.
Display
Der nächste Punkt, bei dem andere Quellen ins Schwärmen kommen: das Display. Im Vergleich zu nahezu allen anderen Smartphones, deren Displays mit 60Hz arbeiten, hat OnePlus beim 7 Pro ein Display mit 90Hz verarbeitet. Das heißt grob ausgedrückt, dass das Display in der Sekunde 90 Einzelbilder erzeugt und somit Animationen wesentlich weicher ablaufen. Wenn nicht auf den ersten, merkt man den Unterschied auf den zweiten Blick deutlich. Jedoch möchte ich mich nicht aus dem Fenster lehnen und behaupten, dass man danach nie wieder ein normales Display bedienen möchte. Keine Frage, das Display ist toll, wahnsinnig detailreich, hell, tolle Farben und Schwarzwerte, aber das sind die meisten Displays der Konkurrenz auch.
Fingerabdruckscanner
Tja, was soll ich sagen. Ich habe bisher keine guten Erfahrungen mit Fingerabdruckscannern im Display gemacht. Auch beim OnePlus 7 Pro war ich anfangs wieder genauso enttäuscht wie bei Geräten von Huawei oder Samsung. Ich kann nicht sagen warum, aber bei mir wird die Erkennungsrate wesentlich besser wenn ich die gespeicherten Fingerabdrücke 2-3 mal lösche und neu einrichte. Danach erkannte der Scanner meine Daumen und Zeigefinger zuverlässig und entsperrte das Gerät in Sekundenbruchteilen. So macht das endlich Spaß.
Kamera
An der Kamera messen sich heutzutage viele Geräte. Wer mich kennt, ich mache mit den Testgeräten immer gern Kameravergleiche und natürlich musste auch das OnePlus 7 Pro herhalten. Diesmal habe ich hauptsächlich mein Samsung Galaxy S9+ herangezogen. Einige Motive versuche ich aber mit allen Testgeräten zu möglichst gleichen Bedingungen abzulichten. Ich möchte gar nicht weiter auf die technischen Details eingehen sondern zeige euch einfach mal ein paar Bilder:
Weitere Aufnahmen nachfolgend zum Aufklappen…
Kommen wir abschließend noch zur Frontkamera, die beim OnePlus 7 Pro nicht auf der Frontseite des Gerätes verbaut ist, sondern oben aus dem Gerät herausfährt sobald sie aktiviert wird. Dies funktionierte im Test angenehm schnell und leise. Der Mechanismus wirkt einigermaßen stabil. Ich hätte eher Angst davor, dass sich kleine Staubpartikel in den Ritzen ansammeln, die Kamera zerkratzen oder den gesamten Mechanismus beschädigen.
OxygenOS
OnePlus setzt seit Jahren auf ihr Betriebssystem OxygenOS, welches auf Android basiert und für die eigenen Geräte optimiert wird. Dabei bleiben die Entwickler nah am originalen Android und erweitern es um viele nützliche Tools und Einstellungsmöglichkeiten. Ich habe selten soviel Spaß beim Benutzen eines Geräts gehabt wie mit diesem. Alles ist aufgeräumt, folgt einem klaren Konzept, sieht optisch toll aus und ist performant. OnePlus ist in den letzten Jahren auch immer sehr schnell gewesen was die Verbreitung von Updates angeht. Auf meinem Testgerät war eine Version installiert, die auf Android 9 basiert. Wenige Tage nach dem Test wurde die auf Android 10 basierende Version veröffentlicht, die ich gern ausprobiert hätte.
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Folgende kleinen Features möchte nicht unerwähnt lassen:
- Der Launcher vergibt beim Gruppieren von Apps sinnvolle Namen für Ordner. So bekam ein Ordner, erstellt aus DB Navigator und Google Maps automatisch den Namen "Reisen". Eine Gruppe aus Facebook, Instagram und WhatsApp erhielt den Namen "Social".
- Das Display lässt sich durch einen Doppeltipp auf eine freie Fläche abschalten, sodass ich nicht immer die Power-Taste nutzen muss.
Integration in den Arbeitsalltag
Beim Versuch das Gerät in meinen Alltag zu integrieren bin ich an ein paar Grenzen gestoßen, die nicht dem Gerät selbst und auch nicht OxygenOS geschuldet sind, die mir bisher auch nicht so im Detail aufgefallen sind. OxygenOS arbeitet kaum mit eigenen Apps sondern stellt die Apps der Google Services bereit. Ich organisiere meine Kontakte, Aufgaben, Kalender und Mails sowohl privat als auch geschäftlich über einen Microsoft Exchange Server. Alle Daten sind auf meinem mobilen Endgerät als auch per Outlook auf meinem Laptop erreichbar. In der Androidwelt werden nun Apps wie Google Kontakte, Google Kalender und Gmail bereitgestellt die auch alle wunderbar funktionieren solange man seine Daten auf einem Google Konto vorhält. Richtet man nun über die Konten eine Verbindung zum Exchange Server ein, enthält Gmail irgendwo versteckt die Mails, Kontakte funktionieren vielleicht auch noch aber beim Kalender haperts dann. Über die Outlook-App funktionieren Mail und Kalender ganz gut aber die Synchronisation der Kontakte funktioniert so lala. Im Vergleich dazu funktioniert die Integration in das Samsung-Ökosystem für meine Belange wunderbar. Ich richte meine Exchange Konten ein und finde sowohl meine Kontakte, Kalendereinträge und Mails in der jeweiligen App von Samsung wieder. Ich möchte an dieser Stelle nicht bewusst Werbung für Samsung machen, nur ist mir dieser Sachverhalt bei diesem Test ganz deutlich aufgefallen.
Performance & Akku
Gerade meinte ich schon, das Gerät ist sehr performant. Sowohl beim normalen Arbeiten, Spielen als auch beim Filme schauen leistet sich das System keinen Ruckler. Die Akkulaufzeit ist eines der Kaufargumente für das OnePlus 7 Pro. Bei normaler Nutzung kam ich in der Regel mit einer vollständigen Ladung auf etwa 1,5 Tage Laufzeit. Normale Nutzung sieht bei mir so aus, dass ich morgens auf dem Weg ins Büro etwa 2 Stunden in der Bahn unterwegs bin und dabei Filme schaue, Musik höre oder Nachrichten lese. Über den Tag verteilt dann Messengeraktivitäten, einige Telefonate und auf dem Heimweg wieder 2 Stunden Filme, Musik & Co bei schlechter Netzabdeckung. Mein Galaxy S9+ macht da spätestens auf dem Heimweg schlapp, wobei ich dazu sagen muss, dass dieses Gerät, und damit auch der Akku, bereits 1,5 Jahre alt ist.
Was fehlt, oder funktioniert etwas nicht?
Zum Abschluss möchte ich euch noch auf ein paar Dinge aufmerksam machen, die weiter oben irgendwie nicht in den Textfluss gepasst haben, die für den einen oder anderen aber durchaus Kaufentscheidend sein können:
- Der Speicherplatz des OnePlus 7 Pro kann nachwievor nicht per Speicherkarte erweitert werden. Für mich spielt das keine Rolle, da ich es schon kaum schaffe die 64GB meines Galaxy S9+ zu füllen.
- Es gibt keine Klinkenbuchse mehr, auch ein USB-C-Adapter liegt nicht bei. Mir persönlich ist das auf den ersten Blick gar nicht aufgefallen, da ich seit längerem auf Bluetooth-Kopfhörer setze.
- Wie bei vielen anderen Geräten mit dünnen Displayrändern, verzichtet OnePlus beim 7 Pro ebenfalls auf eine Benachrichtigungs-LED.
- Ich hatte mit dem OnePlus 7 Pro Probleme bei der Verbindung mit den Google Services. Einige Spiele verbinden sich mit den Google Services um Spielstände zu speichern und sich mit der Community zu verbinden. Auch SwiftKey nutzt die Google Services um die persönliche Wortdatenbank und Einstellungen zwischen Geräten zu synchronisieren. Beides funktioniert auf meinem Testgerät nicht.
Update: Dies scheint nicht am Gerät zu liegen sondern an SwiftKey selbst. Google hat dieser App den Zugriff untersagt.
Fazit
Das OnePlus 7 Pro macht Spaß, hat eine tolle Verarbeitung und Akkulaufzeit. OxygenOS ist aufgeräumt, performant und wird permanent mit Updates versorgt. OnePlus sollte man also weiterhin auf dem Schirm haben und definitiv bei der Suche nach einem Smartphone berücksichtigen.
Wenn gewünscht, kann ich die Kamerabilder auch noch einmal im Original nachreichen … einfach bescheid geben.