Tops & Flops in aller Kürze
scharfes, helles Display und kleine RänderFingerabdruckscanner im Display
deutliche Verbesserungen in EMUI 9
erstklassige Kamera
Gestensteuerung funktioniert nicht zuverlässig
Rückseite zerkratzt schnell
einiges an Bloatware vorinstalliert
Wie ihr hoffentlich in meinen Testberichten zum Huawei Mate 10 Pro und dem Huawei P20 Pro gelesen habt, war ich von den Huawei-Geräten bisher nicht so überzeugt, gerade was die eingesetzte Oberfläche EMUI angeht aber auch die Kamera hielt meiner Meinung nach nicht immer das was einem in den Medien versprochen wird. Ich kann an dieser Stelle vorab verraten: hier hat Huawei ordentlich Hand angelegt und vieles besser gemacht. Eins nach dem anderen, wir kommen zum Gerät selbst.
Design & Verarbeitung
Das Huawei Mate 20 Pro könnte man äußerlich und ausgeschaltet glatt mit dem Samsung Galaxy S9 verwechseln. Das Gerät ist an allen Kanten abgerundet. Zu den Seiten hin haben wir ein Edge-Display und im Vergleich zum Samsung Galaxy S9 ein deutlich kleineres Kinn, am oberen Rand ergibt sich durch die Notch noch einmal ein deutlicher Platzgewinn. Am unteren Rand befindet sich der kombinierte SIM-Karten- und Speicherkartenslot sowie die USB-C Buchse. Wer weiß, dass das Huawei Mate 20 Pro Stereo Sound hat fragt sich nun sicherlich wo der Lautsprecher versteckt ist und meinem Gehör nach ist dieser in der USB-C Buche versteckt.Die Lautstärkewippe befindet sich wie immer rechts oben, darunter der Power-Button, der bei meinem Testgerät rot lackiert ist. Mein Testgerät hat übrigens die Farbe Twilight, welche meiner Meinung nach deutlich dezenter aussieht und schimmert als es auf Fotos immer wirkt. Fast schon nicht mehr erwähnen muss man, dass die glatte, glänzende Rückseite natürlich ein Fingerabdruckmagnet ist. Das Gerät ist ansonsten tadellos verarbeitet, liegt grundsätzlich, durch die abgerundeten Kanten, gut in der Hand, ist mir persönlich aber viel zu rutschig. Erst kürzlich habe ich in einem anderen Bericht die treffende Aussage gelesen, dass man das Gefühl hat man müsse das Gerät wie ein rohes Ei behandeln und dem stimme ich zu. Ich würde empfehlen das Gerät in eine Hülle zu packen.
Die Kamera auf der Rückseite fällt optisch im Vergleich zu anderen Geräten auf, denn die 3 Linsen sind inkl. dem Blitzlicht quadratisch angeordnet. Positiv finde ich, dass das Kameramodul nur noch minimal hervorsteht. Das sah bei Vorgängern noch ganz anders aus. Trotzdem ergeben sich auf flachen Ebenen wie einem Tisch kleine Auflagepunkte an der Kamera und am unteren Bereich der Rückseite an deren Stelle sich bereits nach kurzer Zeit Kratzer bilden, die auf der glatten Oberfläche sofort auffallen.
Display & Sicherheitsfeatures
Ich hatte ja bereits die Notch erwähnt. Ich persönlich habe überhaupt kein Problem mit einer Notch im Gerät und finde das weder hässlich noch unpraktisch. Beim Huawei Mate 20 Pro nimmt das Display bis auf die Notch und das dünne Kinn am unteren Rand fast die komplette Front ein. Zum Display selbst kann ich nichts Negatives berichten. Es ist gestochen scharf, sehr hell und nicht von dem Grünstichproblem betroffen.Klären wir noch kurz eine Frage, die sich viele vorab stellen: Ragt die Notch beim Videoschauen im Vollbild seitlich in das Video hinein? Nein! Zumindest nicht bei Amazon Prime Video und selbst wenn dem so wäre lässt sich die Notch in den Einstellungen pro App verbergen.
Warum habe ich in diesem Abschnitt das Wort Sicherheit thematisiert? Das Huawei Mate 20 Pro bringt einen in das Display integrierten Fingerabdruckscanner mit und braucht dafür erstmals keine entsprechende Fläche unter dem Display oder auf der Rückseite mehr. Die Einrichtung dauert im Vergleich zu herkömmlichen Scannern aber gefühlt doppelt so lang und hat in meinem Fall auch erst beim zweiten Mal funktioniert. Danach funktionierte das Entsperren per Fingerabdruck aber zuverlässig und schnell.
Neben dem Fingerabdruckscanner kann man zusätzlich auch noch FaceUnlock nutzen, dass während der Einrichtung einen 3D-Scan des Gesichts macht und die biometrischen Daten dann zum Entsperren des Geräts nutzt. Das hat bei mir durchgegend zuverlässig auch bei Dunkelheit funktioniert. Inwiefern und ob sich das System überlisten lässt habe ich nicht ausprobiert.
Software
Ich möchte die Themen Software, Leistung und Akkulaufzeit gern im Zusammenhang betrachten, denn mir sind ein paar positive und negative, vielleicht aber auch einfach gewöhnungsbedürftige Aspekte aufgefallen. Als Basis auf dem Huawei Mate 20 Pro dient Android 9.0 (Pie) auf das Huawei die hauseigene Oberfläche EMUI 9.0 aufgespielt hat. Hier hat Huawei ordentlich verbessert. Die Bedienung ist intuitiv, die Standardicons sind wesentlich schöner und alles wirkt frischer und aufgeräumter. Leider sind, wie auch bei den bisherigen Versionen der Geräte, eine Menge Fremdanbieter-Apps, sogenannte Bloatware, vorinstalliert. Dazu zählen etwa booking.com, eBay, Facebook, Groupon, wetter.com und Wish. Wer diese Anwendungen nicht braucht kann sie aber problemlos deinstallieren. Im Anhang an diesen Artikel findet ihr auch nochmal einen Screenshot des AppDrawers nach der Inbetriebnahme.In EMUI ist der gewohnte App-Drawer standardmäßig deaktiviert und alle App-Icons und Widgets sind über mehrere Startbildschirme verteilt. In der Bedienung neu hinzugekommen ist u.a. durch Android 9 nun eine Gestensteuerung. D.h. man kann die Navigationsleiste am unteren Bildschirmrand ausblenden und ähnlich wie bei den neuen iPhones mit Wischgesten arbeiten. Der Ersatz für den Home-Button, eine Wischbewegung vom unteren Bildschirmrand herein funktioniert hier noch tadellos, allerdings hat die Zurück-Geste, eine Wischbewegung vom linken Bildschirmrand herein, bei mir so unzuverlässig funktioniert, dass ich die Wischgesten nach einem Tag wieder deaktiviert habe. Ich bin gespannt ob Huawei hier nochmal nachbessert und wie das Konzept von anderen Herstellern umgesetzt wird. Der Ansatz von Samsungs One UI gefällt mir hier deutlich besser.
Neben dem schon fast standardmäßigen Blaufilter, der bei Dunkelheit die Augen schonen und das ablesen des Displays angenehmer machen soll, hat Huawei dem Mate 20 Pro einen Dark Mode spendiert. Dieser stellt, wie auf dem nachfolgenden Bild gut zu sehen ist, Oberflächen mit weißer Schrift auf dunklem Hintergrund dar.
Eine positive Eigenschaft des Taskmanagers möchte ich an dieser Stelle aber auch noch anbringen. Ich bin einer der Benutzer, die aus reiner Gewohnheit geöffnete Anwendungen schließen. Dabei ist es mir schon häufig passiert, dass ich ausversehen auf "Alle schließen" komme und dabei meine gerade gespielte Musik über Spotify auch abgebrochen wird. Dies passiert beim Huawei Mate 20 Pro nicht. Der Taskmanager erkennt, dass Spotify gerade Musik abspielt und lässt diese Anwendung im Hintergrund offen.
Kurz erwähnen möchte ich auch noch den PC Modus. Genauso wie man es auch schon aus der Samsung Galaxy Reihe kennt, lässt sich das Huawei Mate 20 Pro mit einem externen Display verbinden und stellt auf diesem eine Desktopoberfläche dar, die sich z.B. mittels verbundener Bluetooth Maus & Tastatur wie ein PC/Notebook nutzen lässt. Nur funktioniert dieses Feature auch kabellos mit entsprechend kompatiblem Display oder mit einem simplen HDMI-Adapter-Kabel. Ich habe dieses Feature aber nicht weiter ausführlich getestet.
Leistung & Akku
Insgesamt läuft das System sehr schnell, leistet sich bisher keine Aussetzer und der Akku hält deutlich länger als in vergleichbaren Geräten. Hier hat es Huawei einfach drauf. Wie es scheint erreicht Huawei das u.a. auch durch eine strenge Handhabung von Hintergrundprozessen, denn ich musste feststellen, dass ähnlich wie bei iOS, Apps, die im Hintergrund laufen tief in den Ruhezustand versetzt werden. Das hat bei mir zu einigem Frust geführt, denn wie immer habe ich Spotify und Amazon Prime Video installiert, kurz bei meinen Playlists und Filmen/Serien auf Download gedrückt und mich nicht weiter gekümmert. Am nächsten Tag im Zug stellte ich fest, dass die hälfte nicht heruntergeladen wurde da ich die Apps nicht im Vorderung laufen lies bzw. entsprechende Einstellungen nicht getätigt habe. Ähnlich erging es mir mit OneDrive, für das ich wie gewöhnlich den Kamera-Upload aktiviert habe, dieser aber nur dann ausgeführt wurde wenn ich abends auch die App gestartet habe.Auf ein besonderes Feature des Huawei Mate 20 Pro möchte kurz hinweisen. Man kann das Gerät in eine QI Ladestation umwandeln und durch pures auflegen eines anderen Geräts auf die Rückseite das entsprechende Gerät kabellos laden. Das ist für den Notfall, dass ein Bekannter unterwegs dringend etwas Strom benötigt sicherlich eine interessante Sache, stellt meiner Meinung nach aber keinen dauerhaften Ersatz zu einer Powerbank dar.
Kamera
Kommen wir zum Herzstück des Geräts, der Kamera ... oder besser, den Kameras. Wie auch beim Huawei P20 Pro sind im Mate 20 Pro 3 Kameras auf der Rückseite verbaut. Ich bin kein Kamera-Technik-Profi und gehe an dieser Stelle nicht weiter auf technische Details ein, sondern beschreibe an dieser Stelle meine Erfahrungen als ahnungsloser Hobbyknipser. Demnach habe ich die Kamera über die Tage meist im Automatikmodus verwendet und vereinzelt mal mit Filtern, Blenden, Portraitmodus und Nachtmodus herumgespielt. Mein Eindruck ist, dass die Fotoqualität durchgehend erstklassig ist und sich im Automatikmodus ausgezeichnete Schnappschüsse machen lassen. Die aus den Medien gezeigten, überwältigenden Aufnahmen lassen sich aber nur mit etwas Fachwissen, dem richtigen Einsatz des Profimodus und etwas Zubehör bewerkstelligen. Die Einstellungsmöglichkeiten sind umfangreich und somit ist sowohl für den unwissenden Benutzer als auch für den Profianwender etwas dabei. Jetzt möchte ich aber einfach ein paar Bilder sprechen lassen. Sofern dies möglich war habe ich zusätzlich entsprechende Vergleichsfotos mit meinem Samsung Galaxy S9+ und dem Apple iPhone XS Max geschossen, welches ich kurz davor für einen Test bei mir hatte.Zusätzlich findet ihr auch noch eine Reihe von Originalaufnahmen in folgendem Google Fotos Album.