Technischer Hintergrund
Bei der DSL-Synchronisation handelt das DSL-Modem der Fritzbox die Übertragungseigenschaften mit dem DSL-Port des DSLAM aus. Das erzielte Ergebnis hängt von verschiedenen Faktoren ab:
- Portkonfiguration: Manche DSL-Ports sind so eingestellt, dass sie nur eine bestimmte Maximalgeschwindigkeit zulassen ("DSLAM-Datenrate Max.")
- Leitungslänge- und beschaffenheit: Ja länger und/oder schlechter die Leitung, desto höher die "Leitungsdämpfung" und desto langsamer die Geschwindigkeit
- Störeinflüsse: Durch benachbarte DSL-Leitungen oder andere Störeinflüsse (z.B. defekte Netzteile, die über die Stromleitung die Fritzbox stören) sinkt die DSL-Geschwindigkeit
- Störabstandsmarge: Dies ist die "Reserve", die die Fritzbox mit dem DSL-Port aushandelt.
In diesem Wiki soll es um die Störabstandsmarge gehen. Diese Reserve wird genutzt, um während der DSL-Verbindung zunehmende Störeinflüsse auszugleichen. Wenn also die Störeinflüsse zunehmen, bricht nicht die DSL-Verbindung ab, sondern diese Reserve wird genutzt um die Leitung synchron zu halten. Dies kann man dann daran sehen, dass sich die Störabstandsmarge verringert, also bei höheren Störeinflüssen sinkt die Reserve.
Andersrum bedeutet das, dass man eine höhere DSL-Geschwindigkeit erzielen kann, wenn man die Reserve etwas niedriger ansetzt. Mit einer Fritzbox hat man mehrere Möglichkeiten dies zu tun.
Man muss aber auch bedenken, dass es bei einer geringeren Störabstandsmarge/Reserve häufiger zu DSL-Abbrüchen kommen kann. Falls man dann den o2-Support anruft, wird dieser aufgrund der geringen Störabstandsmarge vermutlich die Geschwindigkeit begrenzen ("DSLAM-Datenrate Max."). Bei Problemen sollte man sich also besser nicht an den o2-Support wenden, sondern zunächst die Änderungen rückgängig machen und andere Werte ausprobieren.
Voraussetzungen
- eine Fritzbox von AVM
- einen Anschluss, bei dem DSL-Leitung und Portkonfiguration mehr Geschwindigkeit zulassen
- die Leitung muss ausreichend stabil sein, also wenig Störeinflüsse haben
Dass die DSL-Leitung mehr hergibt, kann man daran sehen, dass die "DSLAM-Datenrate Max." höher ist als die "Aktuelle Datenrate". Außerdem sollte man einen Blick auf die DSL-Statistik werfen. Wenn die Störabstandsmarge im Tagesverlauf sehr stabil ist, ist das gut. Wenn die Störabstandsmarge stark schwankt, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es durch eine Verringerung der Störabstandsmarge zu Abbrüchen kommt.
Den richtigen Wert finden
In der Fritzbox gibt es intern den Parameter "DownstreamMarginOffset". Dieser wird normalerweise genutzt, um die Störabstandsmarge zu erhöhen. Wenn die Fritzbox also standardmäßig mit einer Störabstandsmarge von 9dB synchronisiert, würde DownstreamMarginOffset=1 zu einer Störabstandsmarge von 10dB führen. Wir wollen ja die Störabstandsmarge verringern, brauchen also negative Werte für DownstreamMarginOffset.
Leider funktionieren in neueren Firmwares die negativen Werte nicht so vorhersehbar wie die positiven Werte. Man muss also verschiedene negative Werte ausprobieren und hoffen, dass die gewünschte Störabstandsmarge herauskommt.
In alten Firmwares (die meisten, die älter als Fritz!OS 06.10 sind) konnte man die Störabstandsmarge in Zehntel-dB einstellen, also DownstreamMarginOffset=-20 würde eine verringerung um 20 Zehntel-dB, also um 2dB bedeuten.
Wie viel mehr Geschwindigkeit kann man bekommen?
Ich habe mal an meiner Fritzbox 7490 am VDSL-Anschluss die Werte von +4 bis -10 durchgespielt. Grundsätzlich kann man sagen, dass ein dB Störabstandsmarge ungefähr 6% Geschwindigkeit entspricht.
An meinem VDSL-Anschluss schaffe ich mit DownstreamMarginOffset=-5 eine Störabstandsmarge von 2dB und ca. 43% mehr Geschwindigkeit.
Umsetzung
Möglichkeit 1: im Browser
Diese Möglichkeit ist recht einfach und erfordert keine besonderen Zusatzprogramme. In diesem Beispiel wird Firefox als Browser genutzt, es funktioniert auch mit Chrome, Internet Explorer und Edge (vermutlich auch noch mit weiteren).Als erstes ruft man das Webinterface der Fritzbox auf und navigiert dort zu Internet=>DSL-Informationen=>Störsicherheit. Falls der Tab Störsicherheit nicht angezeigt wird, muss zunächst die erweiterte Ansicht aktiviert werden.
Auf dieser Seite dreht es sich jetzt um die "Angestrebte Störabstandsmarge". Diese steht standardmäßig auf "maximale Performance", was "DownstreamMarginOffset=0" entspricht.
Jetzt klickt man mit der rechten Maustaste auf den rechten Radiobutton und wählt "Element untersuchen (Q)" aus (in Chrome heißt es "Prüfen", in Internet Explorer und Edge "Element untersuchen").
Unten im Browserfenster erscheinen zusätzliche Informationen. Wir müssen dort jetzt "value=0" durch "value=X" ersetzen, wobei "X" der gewünschte Wert für DownstreamMarginOffset ist. Dazu muss man einen Doppelklick auf "value=0" machen und anschließend die "0" durch den gewünschten Wert ersetzen, also z.B. "-2"
Dann noch einmal kontrollieren, dass dieser Radiobutton auch aktiviert ist und das ganze "Übernehmen". Die DSL-Verbindung wird automatisch getrennt und neu synchronisiert. Auf dem Tab "DSL" kann man dann bei Störabstandsmarge das Ergebnis sehen. Wenn man mit dem Ergebnis nicht zufrieden ist, sollte man andere Werte ausprobieren.
Möglichkeit 2: Modifikation der exportierten Einstellungen
Man kann den Parameter "DownstreamMarginOffset" kann auch ändern, indem man die Einstellungen aus der Fritzbox sichert, in der Sicherungsdatei den Parameter ändert und die Einstellungen wieder in die Fritzbox lädt. Nachteil ist hierbei, dass die Fritzbox immer nach dem Laden der Einstellungen einen Neustart macht, sodass es entsprechend lange dauert, wenn man verschiedene Werte ausprobieren möchte.- Als erstes sollte man die Einstellungen aus der Fritzbox exportieren. Dazu geht man im Webinterface zur System -> Sicherung -> Sichern. Dort muss man ein Kennwort vergeben und kann dann die Einstellungen "Sichern".
- Zum Ändern der Einstellung muss man den FBEditor in der Version 0.7.2.1 oder neuer verwenden, weil dieser die Prüfsumme am Ende der Datei beim Speichern automatisch neu berechnet. Releases · mypikachu/FBEditor · GitHub
- Nach dem Starten den FBEditors öffnet man die gespeicherte Datei (alternativ kann der FBEditor die Einstellungen auch direkt aus der Fritzbox laden) und sucht in dieser dann über Bearbeiten -> Suchen nach "DownstreamMarginOffset".
- Den Wert "0" ersetzt man dann durch den gewünschten Wert, z.B. "-2"
- Anschließend speichert man die Datei ab (am Besten unter einem neuen Namen)
- Die neue Datei kann man dann im Webinterface der Fritzbox bei System -> Sicherung -> Wiederherstellen nach Eingabe des Kennwort wieder in die Fritzbox laden. Die Fritzbox macht anschließend einen Neustart.
Möglichkeit 3: Telnet
Wenn man ein ältere Firmware (Fritz!OS 06.24 oder älter) oder eine modifizierte Firmware verwendet, kann man den Telnetzugang nutzen um den Parameter "DownstreamMarginOffset" zu ändern. Vorteil dieser Methode ist, dass man sehr leicht verschiedene Werte ausprobieren kann und ist die empfohlene Vorgehensweise, wenn man sowieso schon einen Konsolenzugang zur Fritzbox hat.1. Zunächst muss man in deiner Fritzbox den Telnet-Zugang aktivieren. Dafür kann man von einem an die Fritzbox angeschlossenen Telefon folgende Kombination wählen: #96*7* Eventuell zeigt das Telefon dann auch "telnet ein" an, wenn das Telefon dies unterstützt. Ausschalten lässt sich Telnet dann übrigens über #96*8*
Weitere Möglichkeiten zum Starten von Telnet gibt es hier: Starten von telnetd - Fritz!Box
2. Um sich per Telnet einloggen zu können, kann man z.B. das Programm PuTTY nutzen: PuTTY Download Page
PuTTY starten und bei Host Name "fritz.box" eingeben. Connection type auf "Telnet" stellen (der Port sollte sich dann automatisch auf "23" ändern). Dann auf "Open" klicken. Es sollte sich ein kleines schwarzes Fenster öffnen (so ähnlich wie die Windows Eingabeaufforderung). Falls die Fritzbox mit einem Passwort gesichert ist, wird dieses jetzt abgefragt. Wenn das geklappt hat, ist man in der Fritzbox eingeloggt.
4. Die Störabstandsmarge kann man mit folgendem Befehl anpassen:
ctlmgr_ctl w sar settings/DownstreamMarginOffset -2
Dadurch wird DownstreamMarginOffset auf -2 gesetzt und automatisch das DSL neu synchronisiert. Wichtig ist dabei, dass Groß-/Kleinschreibung beachtet wird. Es erfolgt keine Bestätigung der Anpassung, aber es werden möglicherweise ein paar Konsolenausgaben angezeigt.
Wenn man mit dieser Methode den Wert auf "0" setzt, erfolgt keine automatische Neusynchronisation. Man kann dann aber z.B. die Fritzbox neu starten, damit der Wert übernommen wird.
Den aktuell eingestellten Wert kann man mit folgendem Befehl abfragen:
ctlmgr_ctl r sar settings/DownstreamMarginOffset
Hier also statt "w" (write) ein "r" (read).
5. Jetzt kann man im Webinterface beobachten, wie die neuen Synchronisationswerte der Fritzbox sind.
Wenn der Wert passt, kann man das PuTTY-Fenster schließen und die Warnung, ob man das Fenster wirklich schließen möchte mit OK bestätigen.