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Störabstandsmarge: mehr aus der DSL-Leitung herausholen


Benutzerebene 7
An manchen DSL-Anschlüssen kann man mit einer Fritzbox durch einen Trick mehr Geschwindigkeit herausholen. Dieser Wiki-Artikel soll euch zeigen, an welchen Anschlüssen dies funktioniert und wie man es umsetzt.

Technischer Hintergrund


Bei der DSL-Synchronisation handelt das DSL-Modem der Fritzbox die Übertragungseigenschaften mit dem DSL-Port des DSLAM aus. Das erzielte Ergebnis hängt von verschiedenen Faktoren ab:

  1. Portkonfiguration: Manche DSL-Ports sind so eingestellt, dass sie nur eine bestimmte Maximalgeschwindigkeit zulassen ("DSLAM-Datenrate Max.")
  2. Leitungslänge- und beschaffenheit: Ja länger und/oder schlechter die Leitung, desto höher die "Leitungsdämpfung" und desto langsamer die Geschwindigkeit
  3. Störeinflüsse: Durch benachbarte DSL-Leitungen oder andere Störeinflüsse (z.B. defekte Netzteile, die über die Stromleitung die Fritzbox stören) sinkt die DSL-Geschwindigkeit
  4. Störabstandsmarge: Dies ist die "Reserve", die die Fritzbox mit dem DSL-Port aushandelt.

In diesem Wiki soll es um die Störabstandsmarge gehen. Diese Reserve wird genutzt, um während der DSL-Verbindung zunehmende Störeinflüsse auszugleichen. Wenn also die Störeinflüsse zunehmen, bricht nicht die DSL-Verbindung ab, sondern diese Reserve wird genutzt um die Leitung synchron zu halten. Dies kann man dann daran sehen, dass sich die Störabstandsmarge verringert, also bei höheren Störeinflüssen sinkt die Reserve.
Andersrum bedeutet das, dass man eine höhere DSL-Geschwindigkeit erzielen kann, wenn man die Reserve etwas niedriger ansetzt. Mit einer Fritzbox hat man mehrere Möglichkeiten dies zu tun.

Man muss aber auch bedenken, dass es bei einer geringeren Störabstandsmarge/Reserve häufiger zu DSL-Abbrüchen kommen kann. Falls man dann den o2-Support anruft, wird dieser aufgrund der geringen Störabstandsmarge vermutlich die Geschwindigkeit begrenzen ("DSLAM-Datenrate Max."). Bei Problemen sollte man sich also besser nicht an den o2-Support wenden, sondern zunächst die Änderungen rückgängig machen und andere Werte ausprobieren.

Voraussetzungen

  1. eine Fritzbox von AVM
  2. einen Anschluss, bei dem DSL-Leitung und Portkonfiguration mehr Geschwindigkeit zulassen
  3. die Leitung muss ausreichend stabil sein, also wenig Störeinflüsse haben
Dass die DSL-Leitung mehr hergibt, kann man daran sehen, dass die "DSLAM-Datenrate Max." höher ist als die "Aktuelle Datenrate". Außerdem sollte man einen Blick auf die DSL-Statistik werfen. Wenn die Störabstandsmarge im Tagesverlauf sehr stabil ist, ist das gut. Wenn die Störabstandsmarge stark schwankt, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es durch eine Verringerung der Störabstandsmarge zu Abbrüchen kommt.



Den richtigen Wert finden


In der Fritzbox gibt es intern den Parameter "DownstreamMarginOffset". Dieser wird normalerweise genutzt, um die Störabstandsmarge zu erhöhen. Wenn die Fritzbox also standardmäßig mit einer Störabstandsmarge von 9dB synchronisiert, würde DownstreamMarginOffset=1 zu einer Störabstandsmarge von 10dB führen. Wir wollen ja die Störabstandsmarge verringern, brauchen also negative Werte für DownstreamMarginOffset.
Leider funktionieren in neueren Firmwares die negativen Werte nicht so vorhersehbar wie die positiven Werte. Man muss also verschiedene negative Werte ausprobieren und hoffen, dass die gewünschte Störabstandsmarge herauskommt.
In alten Firmwares (die meisten, die älter als Fritz!OS 06.10 sind) konnte man die Störabstandsmarge in Zehntel-dB einstellen, also DownstreamMarginOffset=-20 würde eine verringerung um 20 Zehntel-dB, also um 2dB bedeuten.

Wie viel mehr Geschwindigkeit kann man bekommen?


Ich habe mal an meiner Fritzbox 7490 am VDSL-Anschluss die Werte von +4 bis -10 durchgespielt. Grundsätzlich kann man sagen, dass ein dB Störabstandsmarge ungefähr 6% Geschwindigkeit entspricht.
An meinem VDSL-Anschluss schaffe ich mit DownstreamMarginOffset=-5 eine Störabstandsmarge von 2dB und ca. 43% mehr Geschwindigkeit.



Umsetzung


Möglichkeit 1: im Browser

Diese Möglichkeit ist recht einfach und erfordert keine besonderen Zusatzprogramme. In diesem Beispiel wird Firefox als Browser genutzt, es funktioniert auch mit Chrome, Internet Explorer und Edge (vermutlich auch noch mit weiteren).
Als erstes ruft man das Webinterface der Fritzbox auf und navigiert dort zu Internet=>DSL-Informationen=>Störsicherheit. Falls der Tab Störsicherheit nicht angezeigt wird, muss zunächst die erweiterte Ansicht aktiviert werden.
Auf dieser Seite dreht es sich jetzt um die "Angestrebte Störabstandsmarge". Diese steht standardmäßig auf "maximale Performance", was "DownstreamMarginOffset=0" entspricht.
Jetzt klickt man mit der rechten Maustaste auf den rechten Radiobutton und wählt "Element untersuchen (Q)" aus (in Chrome heißt es "Prüfen", in Internet Explorer und Edge "Element untersuchen").


Unten im Browserfenster erscheinen zusätzliche Informationen. Wir müssen dort jetzt "value=0" durch "value=X" ersetzen, wobei "X" der gewünschte Wert für DownstreamMarginOffset ist. Dazu muss man einen Doppelklick auf "value=0" machen und anschließend die "0" durch den gewünschten Wert ersetzen, also z.B. "-2"


Dann noch einmal kontrollieren, dass dieser Radiobutton auch aktiviert ist und das ganze "Übernehmen". Die DSL-Verbindung wird automatisch getrennt und neu synchronisiert. Auf dem Tab "DSL" kann man dann bei Störabstandsmarge das Ergebnis sehen. Wenn man mit dem Ergebnis nicht zufrieden ist, sollte man andere Werte ausprobieren.

Möglichkeit 2: Modifikation der exportierten Einstellungen

Man kann den Parameter "DownstreamMarginOffset" kann auch ändern, indem man die Einstellungen aus der Fritzbox sichert, in der Sicherungsdatei den Parameter ändert und die Einstellungen wieder in die Fritzbox lädt. Nachteil ist hierbei, dass die Fritzbox immer nach dem Laden der Einstellungen einen Neustart macht, sodass es entsprechend lange dauert, wenn man verschiedene Werte ausprobieren möchte.

  1. Als erstes sollte man die Einstellungen aus der Fritzbox exportieren. Dazu geht man im Webinterface zur System -> Sicherung -> Sichern. Dort muss man ein Kennwort vergeben und kann dann die Einstellungen "Sichern".
  2. Zum Ändern der Einstellung muss man den FBEditor in der Version 0.7.2.1 oder neuer verwenden, weil dieser die Prüfsumme am Ende der Datei beim Speichern automatisch neu berechnet. Releases · mypikachu/FBEditor · GitHub
  3. Nach dem Starten den FBEditors öffnet man die gespeicherte Datei (alternativ kann der FBEditor die Einstellungen auch direkt aus der Fritzbox laden) und sucht in dieser dann über Bearbeiten -> Suchen nach "DownstreamMarginOffset".
  4. Den Wert "0" ersetzt man dann durch den gewünschten Wert, z.B. "-2"
  5. Anschließend speichert man die Datei ab (am Besten unter einem neuen Namen)
  6. Die neue Datei kann man dann im Webinterface der Fritzbox bei System -> Sicherung -> Wiederherstellen nach Eingabe des Kennwort wieder in die Fritzbox laden. Die Fritzbox macht anschließend einen Neustart.


Möglichkeit 3: Telnet

Wenn man ein ältere Firmware (Fritz!OS 06.24 oder älter) oder eine modifizierte Firmware verwendet, kann man den Telnetzugang nutzen um den Parameter "DownstreamMarginOffset" zu ändern. Vorteil dieser Methode ist, dass man sehr leicht verschiedene Werte ausprobieren kann und ist die empfohlene Vorgehensweise, wenn man sowieso schon einen Konsolenzugang zur Fritzbox hat.

1. Zunächst muss man in deiner Fritzbox den Telnet-Zugang aktivieren. Dafür kann man von einem an die Fritzbox angeschlossenen Telefon folgende Kombination wählen: #96*7* Eventuell zeigt das Telefon dann auch "telnet ein" an, wenn das Telefon dies unterstützt. Ausschalten lässt sich Telnet dann übrigens über #96*8*
Weitere Möglichkeiten zum Starten von Telnet gibt es hier: Starten von telnetd - Fritz!Box

2. Um sich per Telnet einloggen zu können, kann man z.B. das Programm PuTTY nutzen: PuTTY Download Page
PuTTY starten und bei Host Name "fritz.box" eingeben. Connection type auf "Telnet" stellen (der Port sollte sich dann automatisch auf "23" ändern). Dann auf "Open" klicken. Es sollte sich ein kleines schwarzes Fenster öffnen (so ähnlich wie die Windows Eingabeaufforderung). Falls die Fritzbox mit einem Passwort gesichert ist, wird dieses jetzt abgefragt. Wenn das geklappt hat, ist man in der Fritzbox eingeloggt.

4. Die Störabstandsmarge kann man mit folgendem Befehl anpassen:

ctlmgr_ctl w sar settings/DownstreamMarginOffset -2

Dadurch wird DownstreamMarginOffset auf -2 gesetzt und automatisch das DSL neu synchronisiert. Wichtig ist dabei, dass Groß-/Kleinschreibung beachtet wird. Es erfolgt keine Bestätigung der Anpassung, aber es werden möglicherweise ein paar Konsolenausgaben angezeigt.
Wenn man mit dieser Methode den Wert auf "0" setzt, erfolgt keine automatische Neusynchronisation. Man kann dann aber z.B. die Fritzbox neu starten, damit der Wert übernommen wird.

Den aktuell eingestellten Wert kann man mit folgendem Befehl abfragen:

ctlmgr_ctl r sar settings/DownstreamMarginOffset

Hier also statt "w" (write) ein "r" (read).

5. Jetzt kann man im Webinterface beobachten, wie die neuen Synchronisationswerte der Fritzbox sind.
Wenn der Wert passt, kann man das PuTTY-Fenster schließen und die Warnung, ob man das Fenster wirklich schließen möchte mit OK bestätigen.



12 Antworten

Benutzerebene 7
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Danke für die tolle Anleitung.

Kann jetzt mit dem Wert "-2" an meiner 7490 mit Firmware-Stand 06.60 an einem ADSL-Port von Broadcom 147.158 statt 9dB 5dB herausholen.

Allerdings gehen diese Werte nicht an einer 7390 mit Firmware-Stand 06.51 an einem VDSL-Telefonica-Port nicht. Bei Eingabe von "-2" synct die Box statt mit 9dB nun mit 20dB. Gelten hier andere Werte? Wenn ja, welche?

Benutzerebene 7
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Vielen Dank Nemesis,

ich habe eine 50/10 VDSL Leitung mit nur 32Mbit Down aber 10 up und habe einen dB Wert von 9 und im Wochenschnitt durchgängigen dB wert von 9.

Da ich gerne "fummele" habe ich das mal gesagt, was Du schreibst und mit -2 meinen dB auf 4 gesenkt.

Jetzt habe ich 10Mbit mehr, nämlich 42 im down. Was ich komisch finde, ist, das sich auch die Leitungskapazität nach oben entwickelt hat,

Ich werde jetzt mal beobachten, wie sich die stabiltät verändert über die Tage und es zur Not nochmal mit -3 versuchen.

Vielen Dank für dieses tolle Wikihttps://

Benutzerebene 7
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Ich denke, "-2" dürfte ein Allround-Wert, der an allen Linecards problemlos geht, sein. Man sollte nicht übertreiben, vor allem an langen Leitungen.

Benutzerebene 7
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Ich beobachte das und werde da rumspielen bis der cut kommt.

Bin jetzt von 9 auf 4 dB gekommen, nemi schreibt etwas von 2 dbm da habe ich noch Luft.

Bei Inp. (Impuls Stör schütz) habe ich beide Werte auf 2 und G.INP ist aus. da komm ich auch noch dahinter ob man da etwas verbessern kann

Aber ist zu hart, mit so was banalem 10 MBit mehr zu haben, ja mehr!

Benutzerebene 7
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Ich habe heute -3 eingestellt, bin jetzt bei 45mbit und es sieht stabil aus.

Noch mal 3mbit dazu. Bin jetzt insgesamt von 32 auf 45 also 13mbit gestiegen.

Danke nemesis

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EmpfangsrichtungSenderichtung
DSLAM-Datenrate Max.kbit/s5139210080
DSLAM-Datenrate Min.kbit/s512512
Leitungskapazitätkbit/s4489412452
Aktuelle Datenratekbit/s4458910079
Nahtlose Ratenadaptionausaus

Latenz8 ms4 ms
Impulsstörungsschutz (INP)22
G.INPausaus

StörabstandsmargedB39
Trägertausch (Bitswap)anan
LeitungsdämpfungdB2230

Profil17a
G.Vectorausaus

TrägersatzB43cB43c

FehlerzählerSekunden mitNicht behebbare Fehler (CRC)
Fehlern (ES)vielen
Fehlern (SES)pro
Minuteletzte
15 Minuten
FRITZ!Box0000
Vermittlungsstelle0000


[b]Aktualisieren

151 ms / 3081 ms

Benutzerebene 7
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Heute neuestes Beta Update der 7490 und mit -5 als Wert habe ich nun fast 46Mbits also fast 14Mbits mehr, im Vergleich zu den Standard Werten. Ich finde das zu hart!

Ausgehandelte VerbindungseigenschaftenEmpfangsrichtungSenderichtung
DSLAM-Datenrate Max.kbit/s5139210080
DSLAM-Datenrate Min.kbit/s512512
Leitungskapazitätkbit/s4610312967
Aktuelle Datenratekbit/s4579810079
Nahtlose Ratenadaptionausaus

Latenz8 ms4 ms
Impulsstörungsschutz (INP)22
G.INPausaus

StörabstandsmargedB310
Trägertausch (Bitswap)anan
LeitungsdämpfungdB2230

Profil17a
G.Vectorausaus

TrägersatzB43B43


FehlerzählerSekunden mitNicht behebbare Fehler (CRC)
Fehlern (ES)vielen
Fehlern (SES)pro
Minuteletzte
15 Minuten
FRITZ!Box100.214
Vermittlungsstelle0000
Benutzerebene 7
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Benutzerebene 7
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Wie schon erwähnt gibt es keine wirkliche Regel, welcher Wert was bewegt. Man muss es ausprobieren. Der beste Wert kann auch je nach Fritzboxmodell und Firmware anders sein.

Habe FritzBox 7590 und VDSL 250 Mit Supervectoring und wollte mehr rausholen.
Bei mir war dieser Punkt auf Max Performance angeklickt und über Google Chrome mit Element untersuchen wenn ich auf diesen Punkt gehe steht da name="marge_receive_Value" value= "0" so dann die 0 mit -3 ersetzt und enter gedrückt aber nach übernehmen und Neu Synchro sehe ich irgendwie, dass die Value auf 0 gesetzt wird ? Mache ich was falsch ?und die Störabstandsmarge ändert sich nicht ist immer noch 9
Der Beitrag wurde weit vor Super-Vectoring, Fritzbox 7590 und Firmware 7 verfasst. Einiges ist dadurch einfach überholt.
Der Beitrag wurde weit vor Super-Vectoring, Fritzbox 7590 und Firmware 7 verfasst. Einiges ist dadurch einfach überholt.

Mhm aber vor Tarif-Umstellung von 16er Leitung (gestern) auf VDSL 250 mit Super-Vectoring ging es noch mit V7.x ?

Könnte es vllt mit Super Vectoring zu tun haben ? Gibt es jetzt auch andere Wege ?

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