Eine Frage, auf die wir heute eine Antwort finden wollen und uns am
111. Welttag der Pfadfinder
- dem Thinking Day -
ansehen, wer diese Pfadfinder eigentlich sind, was sie wirklich so machen und warum der 22. Februar ihr Tag ist.Letzteres ist ganz einfach erklärt: Der 22. Februar war der gemeinsame Geburtstag Robert Baden-Powell, dem Begründer der Pfadfinderbewegung, und dessen Ehefrau Olave, einer einflussreichen Leiterin der Pfadfinderinnenbewegung. Seit 1907, dem Jahr, in dem Robert Baden-Powell seine langgehegte Idee zu einer Jugendtruppe in die Tat umsetzte, gedenken Pfadfinderinnen und Pfadfinder weltweit denjenigen, denen sie ihre Gemeinschaft verdanken.
Aber was hat Robert Baden-Powell da eigentlich ins Leben gerufen?
Die Pfadfinder sind eine internationale Erziehungsbewegung für Kinder und Jugendliche, die sich für selbständiges und verantwortliches Handeln, Toleranz und Umweltschutz einsetzt und deren Ziel es ist, die Entwicklung junger Menschen zu fördern, damit sie in der Gesellschaft Verantwortung übernehmen können.
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Die drei Säulen der Pfadfinderei sind Verantwortung gegenüber sich selbst, gegenüber anderen und gegenüber Gott. Welcher Gott das ist, spielt dabei keine Rolle und es muss auch nicht zwingend der Glaube an eine höhere Macht sein. Der Glaube an Werte und Überzeugungen geht auch, das liegt bei jedem Pfadfinder persönlich. Die drei Säulen spiegeln sich auch im Pfadfindergruß wieder, der weltweit der selbe ist: Zeige-, Mittel- und Ringfinger stehen nach oben und symbolisieren die drei Säulen. Der Daumen hält den kleinen Finger in die Handfläche gedrück, was wiederum symolisieren soll, dass der Große den Kleinen beschützt. Der Pfadfindergruß ist meist damit verbunden, dass sie sich dazu die linke(!) Hand geben (während mit der rechten Hand das Zeichen geformt wird) und sich "Gut Pfad" wünschen.
Besonders kennzeichnend für die Pfadfinder ist natürlich ihre einheitliche Kluft (oder auch Tracht genannt): Ein einfarbiges Hemd mit mehr oder weniger vielen Aufnähern und Abzeichen sowie das ein- oder mehrfarbige Halstuch. Die Farben des Hemdes und des Halstuchs variieren von Pfadfinderstamm zu Pfadfinderstamm. Beides tragen Pfadfinderinnen und Pfadfinder als Zeichen ihrer Zusammengehörigkeit bei allen gemeinsamen Unternehmungen.
Und bei diesen Unternehmungen geht es nicht nur um die wichtigen Werte, auf die es Begründer Robert Baden-Powell bei der Kindererziehung angekommen ist und die er in seinen Pfadfindergesetzen (eine Übersicht gibt es hier) festgehalten hat. Es geht vor allem auch um Spaß, denn alles soll spielerisch nach dem Prinzip Learning by Doing erlernt werden.
Omis vor dem Unfalltod im Straßenverkehr retten und Kekse verticken - gibt's das wirklich?
Bestimmt! Hauptsächlich geht es aber darum, die Natur kennenzulernen und zu helfen, sie zu erhalten und zu lernen in ihr zu überleben - fernab von modernen technischen Hilfsmitteln. Das Smartphone ist also völlig fehl am Platz.
Der Großteil des Stammeslebens spielt sich in den Gruppenstunden ab. In solchen Gruppenstunden, die in der Regel einmal pro Woche stattfinden, erlernen die Pfadfinder je nach Altersgruppe, aber immer spielerisch die Pfadfindertechniken.
Ihr fragt euch jetzt, was diese Pfadfindertechniken sind? Das habe ich mich auch gefragt und während meiner Recherche bin ich immer neugieriger auf die Pfadfinder geworden, weil es sich wirklich spannend anhört, was man da alles lernen kann!
Ja, gut - ich spanne euch jetzt auch nicht länger auf die Folter und verrate euch, was zu den Pfadfindertechniken gehört:
Zu den Pfadfindertechniken gehören die unterschiedlichen Möglichkeiten, ein Feuer zu entzünden (mit Magnesiumspänen und Feuerstein, mit einem Feuerbohrer etc.) genauso wie die verschiedenen Aufbauten eines Feuers (z.B. Pyramidenfeuer, Pagodenfeuer oder Gitterfeuer).
So ein Feuer ist natürlich auch wichtig, um warme Mahlzeiten zubereiten zu können. Deshalb gibt es bei den Pfadfindern auch Kochstunden der besonderen Art, in denen den Kindern und Jugendlichen beigebracht wird, wie sie in Ermangelung eines bequemen Gas- oder Elektroherds ihr Essen z.B. mit Hilfe eines Dosenkochers, eines Galgenfeuers oder eines Erdofens zubereiten können.
Ebenso wenig fehlen dürfen die verschiedenen Knottechniken (Weberknoten, Zimmermannsschlag, Achterschlinge etc.) oder das Lesen von Tierspuren, damit nicht aus Versehen der vermeintlichen Spur eines flauschigen Kaninchens gefolgt wird, die sich am Ende als die eines Wildschweins entpupt.
Besonders spannend finde ich die Geheimschriften (Cäsar-, Rechteck-, Freimaurer- oder Vigenere-Verschlüsselung) und die Wegzeichen der Pfadfinder, mit denen sie denjenigen geheime Hinweise hinterlassen können, die ihnen folgen. In diesem Zusammenhang ist auch das Navigieren unter freiem Himmel mit Hilfe der Sonne bzw. Sterne oder mit einem Kompass wichtig, ebenso wie das Lernen, eine topographische Landkarte und ein Kroki (subjektiv dargestellte Landkarte) mit ihren Symbolen für Wälder, Wiesen, Straßen und Gräben zu lesen.
Außerdem lernen Pfadfinderinnen und Pfadfinder noch dies:
- Erste Hilfe
- Baum-, Holz- und Getreidearten sowie Blattformen, Kräuter- und Gewürzarten erkennen
- Vögel und ihre Flugbilder unterscheiden
- richtiges Hangeln am Seil (um Abstürze zu vermeiden)
- Morse-Alphabet und Flaggenalphabet (Semaphor)
- Römische Zahlen
- Wetterregeln (inklusive der verschiedenen Wolkenarten)
- Entfernungen schätzen
- Baustile unterscheiden
Alles wirklich nützliche Dinge also.
Und diese Dinge üben die Pfadfinder dann nicht nur in den Gruppenstunden, sondern auch in der Live-Umgebung bei einem "Hike" - einer Wanderung mit Übernachtung über einen oder mehrere Tage, bei der das Nötigste wie Essen, Kleidung und das Zelt (Kohte oder Jurte) im Rucksack mitgenommen wird. Beim alljährlichen Lager (z.B. ein Sommerlager), das auch gern mal über zwei Wochen gehen kann, nehmen dann häufig alle Altersstufen des Stammes teil und das Erlernte wird gemeinsam bei Wanderungen, Spielen und Wettkämpfen angewendet. Etwas größer gibt es ein solches Lager beim "Bula", dem Bundestreffen der deutschen Pfadfinder, und ganz groß beim "Jamboree", bei dem sich Pfadfinderinnen und Pfadfinder aus aller Welt treffen.
Älteren Damen - wohlmöglich auch noch gegen ihren Willen - auf die andere Straßenseite zu helfen, gehört also nicht zwingend zum Repertoire der Pfadfinder und auch ihre Kekse essen sie bestimmt lieber selber. Aber auch an ihrem Weltpfadfindertag?
Ja, auch dann! Speziell am heutigen Thinking Day senden sie sich Postkarten und Grüße und Pfadfindergruppen gehen auf die Straße, um Spenden für karikative Zwecke oder Aufgaben der Pfadfinderbewegung zu sammeln. Dieser Spendenerlös wird "Thinking Day Penny" genannt.
Die Pfadfinder sind heute also versorgt. Und was machen Nicht-Pfadfinder am Thinking Day?
Wie wäre es mit einer Übernachtung in einer Kohte, dem Lieblingsschlafplatz der Pfadfinder? (Alternative Igluzelt zählt übrigens nicht!) Gut, im Februar ist es vielleicht noch ein bisschen kalt dafür, aber schließlich kann man sich doch stilecht am Lagerfeuer und mit einem Chai-Tee aufwärmen.
Ihr möchtet lieber nicht im Zelt übernachten? Die eigenen vier Wände sind ja auch viel kuscheliger. (Ich zumindest bin nicht so der Camping-Typ...) Und irgendwo gibt es da bestimmt auch einen Smart-TV, auf dem kann man einen Pfadfinder-Film streamen kann. Wohlmöglich habt ihr ja auch einen in eurer Video-Sammlung - vielleicht einen der folgenden:
https://Pfadfinderleiter Randy (Ratton Oswalt) ist sauer auf seinen Bruder Kirk (Johnny Knoxville), der seinen Sohn und dessen Freunde zu sich eingeladen hat - und das wo doch eigentlich die Pfadfinderstunde ansteht. Randy findet Die Natur ruft! und entführt kurzerhand die Kinder auf einen Campingausflug, um aus ihnen "echte Männer" zu machen. Chaos ist da vorprogrammiert. Und dann kreuzt auch noch Kirk dazwischen, der sich mit zwei Kumpeln auf die Suche nach den Pfadfindern gemacht hat.
Im Spielfilm Folgt mir, Jungs! - Vierzig Draufgänger beschließt Protagonist Lemuel Siddons (Fred MacMurrey) um 1930 herum, in der Kleinstadt Hickory eine Pfadfindergruppe zu gründen. Dabei ist er äußerst erfolgreich, er leitet Generationen von Pfadfindern und bestreitet Abenteuer mit ihnen, bis er sich etwa 25 Jahre später als Oberpfadfinder in den Ruhestand begibt.
Auch in Entenhausen gibt es eine Pfadfindergruppe, wenn auch eine sehr kleine. In Disneys Die tüchtigen Pfadfinder geht Donald Duck mit seinen Neffen Tick, Trick und Track auf Pfadfinder-Tour durch den Yellowstone-Nationalpark und in guter, alter Donald-Manier läuft natürlich nicht alles so, wie es sich der Enterich vorgestellt hat - wie sollte es anders sein? Wollte er den drei Jung-Erpeln doch jede Menge überlebenswichtige Dinge beibringen, jedoch sorgt er dabei für mehr Chaos als für Unterricht.
In Moonrise Kingdom sind der 12-jährige Pfadfinder Sam (Jared Gilman) und die gleichaltrige Suzy (Kara Hayward) zum ersten Mal verliebt - ineinander. Sie beschließen zusammen auszureißen und sich - ausgestattet mit allem, was man zum Überleben so braucht - in die Wildnis abzusetzen. Das Verschwinden der beiden Kinder fällt schnell auf und Sams Pfadfinderlehrer (Edward Norton) startet zusammen mit dem Polizeichef (Bruce Willis) und der obersten Sozialarbeiterin des Ortes (Tilda Swinton) eine großangelegte Suchaktion, die sich zu einer skurilen Verfolgungsjagd entwickelt.
Und nicht zuletzt mein persönlicher Favorit: Disneys und Pixars Oben, wo der ungeschickte, aber liebenswürdige 8-jährige Pfadfinder Russell den Senior Carl Fredricksen unfreiwillig in dessen Haus, das er mit Tausenden von Luftballons zum Fliegen bringt, auf der Reise zu den Paradiesfällen in Südamerika begleitet. Dabei erlebt das ungleiche Gespann allerlei Abenteuer.
Ob ihr nun Pfadfinder seid oder nicht - ich wünsche euch einen tollen Thinking Day.Habt Spaß bei dem, was auch immer ihr heute tut!
Bildquellen:
Pfadfindergruß
Russell (aus Disneys "Oben")
Feuer
Wildschwein
Sonne & Wolke
Die Natur ruft!
Folgt mir, Jungs!
Die tüchtigen Pfadfinder
Moonrise Kingdom
Oben