Das HTC U23 Pro nach fast 4 Wochen im Test
Ich habe lange Zeit intensiv mehrere Smartphones und Endgeräte von HTC genutzt. Angefangen vom Touch Diamond (ein Handheld-PC mit Windows Mobile und Telefonfunktion) über das erste Smartphone von HTC (verkauft unter dem Namen G1) und dem Desire Z (ein Smartphone zum aufschieben mit vollwertiger Tastatur) bis hin zum HTC One 9. Seinerzeit war ich begeistert von den Ideen und dem Design der Geräte. Ich achtete stets darauf, dass der Speicher erweiterbar war, die Kamera gute Bilder lieferte und (seit einiger Zeit) sollte das Smartphone möglichst auch kabellose Ladung ermöglichen. Erfreulicherweise stellte HTC mit dem U23 Pro ein Gerät mit eben diesen Funktionen vor. Nach einigen Wochen der intensiven Nutzung (danke an o2, für diese Möglichkeit) möchte ich jetzt meine Erfahrungen vorstellen.
Unboxing und erster Eindruck vom HTC U23 Pro
Das Smartphone kam in einem schlichten weißen Karton. Im inneren befand sich neben dem U23 Pro lediglich ein Ladekabel, die Schnellanleitung und das „Auswurfwerkzeug“ zum Öffnen des Fachs für die SIM-Karte und die microSD-Karte. Ein Netzadapter fehlte (siehe Bild).
Den sollte man allerdings auch von einem alten Smartphone noch zu Hause haben. Da das Gerät mit 30 Watt maximal geladen wird, ist auch kein „Hochleistungs-Netzadapter“ erforderlich Wer jetzt meint, dass Gerät direkt aufladen zu können, benötigt entweder einen Laptop mit USB-C-Anschluss, ein Netzteil für USB-C-Kabel oder aber ein älteres Ladekabel mit USB-A-Anschluss. Bei dem beigefügten Ladekabel handelt es sich nämlich um ein USB-C auf USB-C Kabel.
Das U23 Pro kam in „Coffee Black“. Für mich eher ein dunkles Braun, welches je nach Lichteinfall heller schimmerte (siehe Bild 2). Ich finde, eine sehr schöne Variante.
Die Größe war für mich in Ordnung. Viel Größer darf ein Smartphone meiner Meinung nach auch nicht mehr sein. Durch die abgerundeten Kanten liegt das Gerät sehr gut in der Hand, wenn es auch durch den verarbeiteten Kunststoff ist das Gerät recht glatt und es besteht damit die Gefahr, dass es aus der Hand. Dafür ist die Rückseite aber auch unempfindlich für Fingerabdrücke. Da auf dem Display leider keine Schutzfolie angebracht war und auch keinerlei weiterer Schutz (z.B. Hülle) beigefügt war, sollte man hier ein paar Euro investieren und sich das entsprechende Zubehör direkt mit bestellen. Insgesamt macht das U23 auf mich einen sehr wertigen und gut verarbeiteten Eindruck. Ein weiteres „Highlight“ ist für mich als Nutzer eines Musikstreamingdienstes der Klingenstecker für Kopfhörer. So konnte ich die alten Beats-InEars vom HTC Sensation mal wieder benutzen.
Einrichtung
Die Einrichtung ging zügig von statten. Mit dem beigefügten USB-C-Kabel das U23 und das alte Smartphone (in meinem Fall ein Samsung S20) verbinden und die Apps werden kopiert. Die Konten für die Apps müssen allerdings neu eingerichtet werden. Apps aus anderen Stores als dem Playstore von Google müssen nachträglich installiert werden, da sie nicht übertragen werden. Leider hat HTC seine frühere Sense-Oberfläche nicht bei dem U23 integriert. Ich fand diese „damals“ sehr schick. Besonders das Uhr Widget. Auf dem Telefon ist keinerlei Bloatware installiert gewesen. Lediglich die Software zur Nutzung von Vive war zu finden. Ob es sich bei dem mir zur Verfügung gestellten U23 um ein Testmodell handelte und daher keine weiteren Apps installiert waren, kann ich nicht sagen. Sollte dies nicht der Fall gewesen sein, so ist das Fehlen von Bloatware als sehr positiv anzusehen. Installiert war Android 13 mit den Sicherheitsupdates von März 2023 (kurz vor Ende des Tests kam ein Sicherheitsupdate auf die Patches von Juni 2023). Leider ist keinerlei Information von HTC zu finden, wie viele Major-Updates es geben wird, und wie lange es Sicherheitsupdates für das U23 Pro geben wird. Ein großer Kritikpunkt, da somit nicht ausgeschlossen werden kann, dass das HTC auf Android 13 verbleiben wird. Obwohl das Smartphone auf Deutsch eingestellt war, waren nicht alle Menüpunkte übersetzt (siehe Bild).
Ob dies an Google oder aber an HTC liegt, kann ich nicht beurteilen. Teilweise waren Texte sehr schwer zu lesen, da der Farbunterschied zum Hintergrund bei Nutzung des dunklen Designs zu gering war. Besonders ist mir dies beim Wecker aufgefallen (siehe Bild).
Die Entsperrung mit dem an der rechten Seite angebrachten Fingerabdruck-Sensor funktionierte zügig und problemlos. Gewöhnungsbedürftig war für mich, dass der App-Drawer nicht individualisierbar ist. Es konnten weder Ordner noch Register angelegt werden. Auch eine persönliche Anordnung der Apps war nicht möglich. Die Programme wurden ausschließlich alphabetisch sortiert.
Empfang, Internet und Co.
Vom Empfang her war das U23 etwas schlechter als meine letzten Endgeräte. So war es mir mit dem HTC in meiner gesamten Wohnung nicht möglich, störungsfrei zu telefonieren. Der Gesprächspartner war lediglich abgehackt zu verstehen. Egal ob mitten in den Räumen oder aber in der Nähe des Fensters. Da bin ich von meinem S20 oder aber dem Poco X4 Pro 5G meiner Frau anderes gewohnt. Die Funktion von WLAN-Calls konnte ich nicht testen. Auch am Edersee gab es an der ein oder anderen Stelle Schwierigkeiten mit dem Empfang. Dementsprechend ist das HTC U23 Pro vom Empfang her, etwas schlechter als die zuletzt genutzten Handys. Interessanterweise war eine Internetnutzung durchaus möglich, wenn die Telefonie an ihre Grenzen kam. Um den Akku zu schonen habe ich, bei nicht vorhandenem WLAN, dieses deaktiviert. Den Vorgang empfand ich als etwas umständlich. Zur (De-) Aktivierung des WLANs über die Statusleiste musste nämlich noch in das Untermenü von „Internet“ gewechselt werden (siehe Bild).
Insgesamt war die Statusleiste für mich auch relativ klein. Lediglich vier Menüpunkte wurden dort auf den ersten Blick angezeigt. Das kenne ich von anderen Herstellern besser.
Der verbaute Snapdragon 7 der ersten Generation war für meine Nutzung mehr als ausreichend. Ich habe die Leistung nie ausreizen müssen. Das Gerät lief (immer) flüssig. Allerdings bin ich auch nicht der Nutzer, der Spiele auf dem Smartphone zockt, die eine entsprechend hohe Prozessorleistung erfordern.
Da das Smartphone „speziell“ für die Nutzung des Viverse konzipiert wurde, soll das hier nicht unerwähnt bleiben. Vive macht für mich allerdings nur mit der entsprechenden VR-Brille Sinn. Lediglich mit dem Handy ist das Ganze nicht mehr als ein nettes Gimmick, bei dem man sich seinen eigenen Avatar basteln kann (u.a. indem man ein Selfie macht). Mit diesem kann man dann durch die virtuelle Welt spazieren und bspw. Museen besuchen. Nach 10 Minuten wurde es mir langweilig. Zumal die Steuerung auch recht kompliziert war.
Display und Kamera
Das Display löst in FHD+ (1080 x 2400) auf. Die Bildschirmwiederholrate liegt bei bis zu 120 Hz und ist variabel. Wer jetzt davon ausgeht, dass sie sich automatisch anpasst, liegt allerdings falsch. Variabel heißt in diesem Fall, dass der Nutzer zwischen 60 Hz, 90 Hz oder 120 Hz auswählen kann. In diesem Segment allerdings für mich völlig in Ordnung. Abhängig von der Frequenz ist ja dann auch die Nutzungsdauer. In allen Fällen kam ich aber immer gut über den Tag. Bei 60 Hz einmal fast sogar über 2 Tage. Die Helligkeit des Displays war in Ordnung. Auch bei hellem Tageslicht war es noch gut abzulesen. Die Farbwiedergabe war klasse. Da gab es für mich keinen Grund zu meckern.
Komme ich nun zu dem Bereich, der viele Nutzer am meisten interessieren dürfte. Das HTC besitzt insgesamt 5 Sensoren. Vier davon auf der Rückseite. Neben der 108 MP-Hauptkamera eine Ultra-Weitwinkelkamera (8 MP), eine Makrokamera (5 MP) und eine Tiefenkamera (2 MP). So viel vor weg: die Makrokamera hätte man sich meiner Meinung nach sparen können und stattdessen eine bessere Zoomfunktion spendieren können. Zum einen gibt es lediglich einen 8-fach Zoom, zum anderen ist dieser bei Fotos mit der vollen 108 MP-Auflösung nicht nutzbar. Auch hier bieten andere Hersteller das bessere Setup. Für ansprechende Makrofotos musste ich teilweise bis auf 2cm an das Objekt heranrücken. Erst dann waren auch kleinere Details erkennbar. Im Hellen macht das U23 gute Fotos. Die Ausnahme machen hier teilweise Fotos mit Zoom (siehe Beispielbilder). Die Farben wirken für mich natürlicher als bei z.B. dem Samsung S20. Bei schlechter Beleuchtung kommt die Kamera dann trotz Nachtmodus schnell an ihre Grenzen. Der Bildstabilisator verrichtet sowohl beim Fotografieren wie auch bei Videos seine Arbeit ordentlich. Vorteilhaft war für mich als Laie der Modus der automatischen Szenenerkennung, so dass das Smartphone die passenden Einstellungen genommen hat.
Alles in allem fand ich die Kamera in Ordnung. Sie kann aber mit dem älteren S20 aus dem Highendbereich bei weitem nicht mithalten. Ich habe versucht, möglichst viele identische Bilder mit beiden Geräten zu machen, so dass sich jeder selber einen Vergleich machen kann.
Erwähnt werden sollten noch folgende Dinge:
- Es kam bei der Einstellung des Zooms zu Rucklern. Das Zoomen verlief nicht so flüssig wie es beim S20 der Fall war. Dadurch bin ich oft über die gewünschte Zoomstufe (für den Vergleich der beiden Kameras wurde eine identische Zoomstufe gewählt) hinweg gerutscht. Ob dies an einer schlechten Programmierung der Kamera oder aber – was ich eher nicht glaube – an einem ausgelasteten Prozessor lag, kann ich nicht beurteilen.
- Fotos im Panoramamodus können ausschließlich angefertigt werden, wenn das Smartphone hochkant gehalten wird.
- Videos in Zeitlupe werden gänzlich ohne Ton aufgenommen.
Die Frontkamera löst mit 32 MP auf. Da ich selber nicht unbedingt fotogen bin, habe ich versucht, meine Haustiere als Testobjekte zu nutzen. Selfies werden meiner Meinung nach in guter Qualität geschossen.
Akku und Laufzeit
Wie bei allen batteriebetriebenen Endgeräten hängt die Laufzeit immer von der jeweiligen Nutzung ab. Bei mir liegt das Hauptaugenmerk auf Internetnutzung (sei es surfen oder aber Navigation bzw. Verkehrsdaten live beim Motorradfahren zu erhalten) und eben fotografieren. Zudem hatte ich die Bildwiederholfrequenz des Bildschirms hauptsächlich auf 90 Hz gestellt. Aber selbst bei 120 Hz hielt der 4600 mAh-Akku einen kompletten Tag aus und ließ mich nicht im Stich. Wer das Smartphone sehr intensiv nutzt, wird um ein nachladen nicht herumkommen. Dabei ist allerdings etwas Geduld gefragt. Mal eben 10% Akkupower nachlegen ist bei 30 W-Ladeleistung nicht drin. Für eine Vollladung (von Selbstabschaltung bis zu 100%) benötigt das U23 Pro annähernd 130 Minuten. Das könnte auch zügiger gehen.
Fazit
Zunächst meine wichtigsten Pros und Contras im Überblick:
Pro:
- Gutes Display mit bis zu 120 Hz Bildwiederholrate
- Staub- und wasserdichtes Gehäuse nach IP67
- Großer Speicher (12 GB RAM, 256 GB ROM – erweiterbar mit microSD)
- Klinkenstecker für Kopfhörer
- Kabelloses Laden (mit 15W für mich ausreichend)
- Coffee Black ist eine g….eniale Farbvariante
Contra:
- Keinerlei Aussage bzgl. Updatepolitik. Im ungünstigsten Fall bleibt das U23 Pro auf Android 13 und bekommt selten Sicherheitsupdates
- Kabelgebundene Ladeleistung mit 30W recht langsam
- Lediglich 8-facher Zoom
- Während des Tests hat sich das Gerät 2 Mal aufgehangen. Der Bildschirm war eingefroren. Selbst Ausschalten war nicht möglich. Behoben wurde das Problem, in dem ich mich anrufen ließ (!!).
- Liegt sehr rutschig in der Hand
- Empfang ist schlechter als bei anderen Geräten der Mittelklasse (selbst das Poco X4 Pro 5G ist besser)
- Menüpunkte teilweise nicht übersetzt oder schlecht lesbar
- Kameraqualität bei Zoom oder im Makromodus lässt zu wünschen übrig
Mein Fazit als HTC-Fan: Das HTC U23 Pro ist ein solides Smartphone. Ich persönlich würde es mir allerdings nicht zu dem Preis von € 549,- UVP kaufen. Dafür hat es für mich noch zu viele Schwächen. Sinkt der Preis ist eine denkbare Alternative. Wobei hier die Garantien bzgl. der Updatepolitik keine unerhebliche Rolle spielen. Da muss definitiv was von HTC kommen.
Beispielbilder
Makrobilder
Nachtmodus:
Bilder mit Zoom:
weitere Bilder alle mit U23 Pro (sofern nichts anderes erwähnt)
Vergleichsbild mit S20
Diverse Funktionen (z.B. Nachtmodus) konnten leider nicht bildlich gezeigt werden, da hier lediglich Dateien mit 5 MB hochgeladen werden können. Wer Interesse an allen Bildern haben sollte, darf mich aber gerne kontaktieren.
Ich hoffe, der Testbericht zeigt euch ein wenig die Vor- und Nachteile des HTC U23 Pro und ihr hattet Spaß beim Lesen.
Beste Grüße aus Hamburg