So sehr ich das Produkt ClicBot schätzen gelernt habe, ich bin zwiegestalten. Aber eins nach dem anderen. Es ist oft zu lesen, dass der ClicBot ist eine super Möglichkeit ist, um Kinder das Programmieren auf eine spielerische Art nahezubringen. Ich möchte mich mit dieser Aussage auseinandersetzen.
Ist es mit dem ClicBot möglich, spielerisch Programmierkenntnisse im Umfeld der Robotik zu erlernen?
Einrichtung
Der ClicBot besteht aus einer Sammlung von Verbindungsstücken (Joints), Sensoren, Rädern, Saugnäpfen, Greifarm, Füße, dem Brain und einem QuickGuide. Herzstück des ganzen ist das Brain, welches ein mit einem Touchdisplay und Lautsprechern versehen ist.
Alle Komponenten bestehen aus einem strapazierfähigen Kunststoff. Somit muss man keine Angst vor Stürzen oder kleineren Unfällen haben. Diese überstehen der ClicBot ohne Kratzer.
Der QuickGuide hilft bei der Einrichtung zwischen App und Bot. Die App kann mit Android, iOS oder iPadOS heruntergeladen werden. Ich habe während meiner Tests ein MacBook verwendet, welches auf die iPadOS Version zugreift. Bei späteren Tests habe ich auch die Android Version verwendet.
Zusätzlich ist im QuickGuide eine Anleitung für euren ersten Bot enthalten. Dieser Bot heißt Bac und tanzt für euch. Er erinnert mich sehr an Groot aus Guardians of the Galaxy, als er in einem Blumentopf steckt.
ClicBot App
Sobald die App installiert und die Verbindung zwischen Bot und Gerät hergestellt ist, kann die App erkundet werden. Die App ist aufgeteilt in Playground, Academy, Community, Challenges und Workshop. Ganz unscheinbar in der unteren rechten Ecke befindet sich noch Go create.
Dank der großen Community gibt es im Playground viele Bots zu entdecken. Diese sind mit detaillierten Anleitungen ausgestattet, die auch für Anfänger leicht verständlich sind. In der App wird virtuell angezeigt, welches Verbindungsstück als nächstes angebracht werden muss.
Ist ein Verbindungsstück in falscher Richtung oder an der falschen Stelle platziert, so erhaltet ihr auf dem Bildschirm des Brains eine Fehlermeldung.
Vorgefertigte Bots aus dem Playground:
Die Beispiele können meist über eine Art Fernbedingung entweder gesteuert werden, dies erinnert stark an einen Gameboy. Zusätzlich können Emote abgespielt werden. Luncy der Hund kann zum Beispiel Bellen oder auch Sitz machen.
Unter dem Reiter Academy findet man allerlei Videos mit viel Lernmaterial. Mit dieser Unterstützung lässt sich Wissen aufbauen und die Fähigkeiten vertiefen. Auf dem YouTube Kanal KEYi TECH sind die Videos ebenfalls aufzufinden.
Blockly-Drag-and-Drop
Sobald die Community Bots aus dem Playground gebaut und getestet wurden, einige Academy Videos später, möchte man sich rasch mit einem eigenen Bot probieren.
Dabei sammelt man in Verwendung von Blockly-Drag-and-Drop schnell Erfahrungen mit Loops, Counter, Sensors und Variable. Diese sind in Blockly in die Kategorien Actuators, Sensors, Conrtolls, Operators und Variables unterteilt.
Hinter Actuators befinden sich die einzelnen Elemente wie das Rad oder die Verbindungsstücke (Joints). Die Räder können zum Beispiel mit Umdrehungen pro Minute und die Joints mit Grad verändert werden. Mit Sensors lassen sich alle im CliBot befindlichen Sensoren auslesen, wie z.B. der Entfernungssensor, Touchscreen und Gesten Sensor. Unter Conrtolls befinden sich alle möglichen Schleifen oder Bedingungen.
In Operators können Mathematische und Logische Operatoren durchgeführt, eine Range zwischen zwei Zahlen bestimmt, ein ganzzahliger Wert definiert oder Zufallszahlen erzeugt werden. Und zuletzt die Variables. Damit lassen sich Variablen definiert werden, die im Laufe des Programms entweder einen konstanten Wert annehmen und auf den immer wieder zugegriffen werden kann. Oder dessen Wert sich durch Mathematische Operationen verändern lässt und auf diesen ebenfalls jeder Zeit zugegriffen werden kann.
Erfahrungen beim eigenen Bot erstellen
Getestet habe ich einen kleinen Roboter mit 4 Rädern der den Namen Speedy hat.
Mit dem MacBook hatte ich beim Programmieren mit Blockly Probleme. Nachdem ich einen Operator für eine Schleife definieren wollte, konnte ich diesem keinen Wert zuteile. Der Klick auf die Ziffern hat keine Einträge zugelassen, die Verwendung der Tastatur war ebenfalls erfolglos. Damit war das Thema Blocky am MacBook schnell vorbei.
Mit dem Smartphone funktioniert das zuteilen von Operator Werten, machte aber nur bedingt spaß. Getestet habe ich es mit meinem Samsung S21 Ultra, welches ich als großes Smartphone beschreiben würde. Beim Eintippen von Werten musste ich des öfteren mehrfach Tippen, bis meine Auswahl angenommen wurde. Hier eignet sich vermutlich ein Tablet deutlich besser,
Die Ansicht auf dem Smartphone ist im nachfolgenden Screenshot zu sehen. Es ist alles recht klein, besonders wenn man heraus zoomt, um einen Überblick über sein Programm zu erhalten.
Wem Blockly-Drag-and-Drop nicht ausreichend Möglichkeiten bietet, kann z.B. auf Python zurückgreifen. Es können auch andere Programmiersprachen verwendet werden, abhängig von den Kenntnissen. Diese Möglichkeit habe ich im Zuge der Tests nicht ausprobiert.
Tops & Flows
Tops
- Quickstart und Anleitung für die ersten Schritte enthalten
- Einfache Einrichtung des ClicBots per App
- Die Qualität der Komponenten ist sehr Hochwertig und mach einen sehr guten Eindruck
- Das Klicksystem ist super, die einzelnen Teile lassen sich einfach verbinden und wieder entfernen
- Viele unterschiedliche Komponenten
- Große ClicBot Community mit vielen Bots
- Die Academy bietet viele Lernvideos
- Detaillierten Anleitungen für Bots unterstützt durch eine Virtuelle Anleitung
- Ausleben der Kreativität beim Bauen neuer Bots
- Fördert Räumliches denken, da beim Bauen eigener Bots die Dreh Richtung der Joints berücksichtigt werden muss
Flops
- Die ClicBot App ist auf den ersten Blick nicht so übersichtlich und wirkt mit dem aufgeführten Content überladen
- Es werden mehr Teile benötigt als im Umfang enthalten, um größere Modelle zu bauen.
- Zusätzliche Komponenten sind teuer, ein Joint zum Beispiel kostet ungefähr 70 Euro
- Bei der Steuerung von Rock hatte ich eine hohe Latenz
- Akkulaufzeit des Brains
Fazit
Die Frage aus der Einleitung kann ich mit einem klaren ja beantworten.
Der ClicBot bietet einen guten Einstieg in das Programmieren und die Robotik. Aber unter der Prämisse, dass mit Blockly-Drag-and-Drop gearbeitet wird. Diese basiert auf Scratch. Das Arbeiten mit Blockly fördert logisches Denken und schafft ein Bewusstsein für die Grundelemente des Programmierens. Es ist sehr einfach gehalten, denn es muss kein spezifisches Verständnis für eine bestimmte Syntax vorhanden sein. Entscheidungen wie die Wahl einer geeigneten Programmiersprache wird einem somit abgenommen.
Es werden spielerisch Programmierkenntnisse erlernt, um einen Bot zu steuern. Sobald der eigen entworfene Bot wurde und dieser Bewegungen ausführen soll, kommt man schnell man schnell mit Schleifen, Zähler, Bedingungen und das Ansteuern von Komponenten in Kontakt.
Das klingt beim ersten Lesen alles großartig! Jedoch muss jedem Interessenten bewusst sein, dass der ClicBot sehr Zeitintensiv ist. Auch das spielerische Erlernen nimmt einige Zeit in Anspruch und man muss sich immer neuen Herausforderungen stellen. Besonders wenn noch keine Programmierkenntnisse vorhanden sind. Das darf nicht unterschätzt werden.
Insgesamt bietet der ClicBot aber wirklich viele Möglichkeiten für Kinder als auch für Erwachsene. Er ist für alle eine super Wahl, die Interesse an Robotik und Programmierung haben. Mit dem Notwendigen Zeitaufwand kommt man schnell in das Thema rein und kann erste Fähigkeiten in diesen Bereichen sammeln. Danach ist man aber kein Entwickler und kann sich direkt bei Kuka Bewerber.
Würde ich mir einen ClicBot nach diesem Test kaufen? Nein, mir persönlich ist der ClicBot schlichtweg zu teuer. Um Programmieren zu lernen, bietet Scratch einige Möglichkeiten. Für den Robotik Aspekt in dieser Qualität kommt man um den ClicBot wohl nicht herum!