Wacht man früh auf, schaut benommen umher, orientiert sich, so stellt man fest: Es hat sich scheinbar nichts verändert. Der Kleiderschrank hat seinen Platz nicht geräumt, so auch der Stuhl und auch das Bett nicht, in dem man gerade erwacht ist. Und doch gibt es eine Änderung: Man ist wieder einen Tag älter. Wobei man dieses schnell beiseite schieben kann und auch macht. Spätestens beim Blick in den Badspiegel wird es einem bewusst, ja, wir sind älter geworden. Doch unser Gehirn verfügt über eine wunderbare Funktion. Es kann uns ein anderes, freundlicheres und vor allem jüngeres Gesicht vorgaukeln.
Doch beim Sprint zum Bus, den man unbedingt noch erreichen will, holt uns die grausame Realität ein. Keuchend, prustend und hustend werden wir zum Stehenbleiben gezwungen. Keine Kondition mehr! Die 68 Jahre machen sich bemerkbar. Und eine Frage drängt sich in den Vordergrund: Ist die Zeit, die Lebenszeit, wirklich so schnell vergangen?
Ist man nach 10 minütiger Wartezeit in den nächsten Bus eingestiegen folgt oft der nächste Schock, wenn eine junge Frau freundlich und süß lächelnd aufsteht und einem den Sitzplatz anbietet. Oh, man, in jungen Jahren wäre ich aufgesprungen und hätte ihr den Platz angeboten. Tja, so ändern sich die Zeiten. Fehlt also nur noch, das man mir beim Aussteigen behilflich ist. Hallo, dann ist dieser Tag für mich total versaut! Doch zum Glück kam es nicht so.
Ich will mir für meine Kamera eine Speicherkarte kaufen. In dem Elektronikmarkt gehe ich zielstrebig zu dem entsprechenden Warenträger, entnehme die Karte. Ein freundlicher Verkäufer spricht mich an. Will wissen, wofür ich die Speicherkarte brauche. Ok, ist nett. Doch warum will er es wissen? Ich erkläre es ihm trotzdem. Nee, nee, das ist die Falsche! Ich möge doch die andere nehmen, die fast das doppelte kostet, weil nur die würde funktionieren. Ja, nee, ist klar. Ich mache ihn freundlich darauf aufmerksam, das ich immer diese nehme und damit keine Probleme habe. Darauf folgte ein Schwall technischer Begriffe, die ich jedoch alle kannte und die in keinem Bezug zu der Speicherkarte standen. Im Alter ist man freundlich und somit erklärte ich ihm, welchen Bockmist er gerade von sich gegeben hatte. Ergebnis: wutschnaubend zog er mit dunkelrotem Gesicht davon. Ist doch traurig, das einige meinen, man könne uns Senioren über den Tisch ziehen. Daher mal ein kleiner Hinweis: Mittlerweile ist Generation C64 und folgende Computer in Rente, will sagen: Auch viele von uns kennen sich aus.