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[Testbericht] Nokia 8 - Teile beide Seiten der Geschichte

  • 10 January 2018
  • 2 Antworten
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[Testbericht] Nokia 8 - Teile beide Seiten der Geschichte
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Ich bin aktuell Anfang 30 und als ich noch zur Schule ging da waren Handys von Nokia der Standard und wir kannten jedes Modell hinter den vierstelligen Nummern, keine Frage.

Die Geschichte ist bekannt, Nokia verpasste seinerzeit den Smartphone Zug ein wenig und setzte auf die falschen Pferde; iOS und Android übernahmen den Markt. Alle Versuche mit Microsoft und Windows Mobile sind inzwischen auch begraben worden und der Name Nokia taucht jetzt zusammen mit HMD Global doch noch als Produzent von Android Smartphones auf. Better late than never, right?

Das bisherige Schema zur Namensgebung sieht dabei wie folgt aus. Wir erhalten eine einstellige Ziffer und den Nokia Schriftzug, in diesem Falle also das Nokia 8, es gibt aber auch ein Nokia 6, 5, 2 usw… Höhere Nummern stehen dabei für höherwertige Geräte. Da das Nokia 9 noch nicht am Markt ist besetzt somit aktuell das Nokia 8 die höchste Klasse aus der Nokia Serie.

Soviel in allgemeinen, kommen wir nun zum speziellen.

Erste Info

Mein Testgerät ist das Nokia 8 in der Farbe “Steel”, 64GB, UVP 579€, aktueller Straßenpreis ca. 500€.

Es sei am Rande noch erwähnt, dass das Nokia 8 mit wesentlich aufregenderen Farben beworben wurde, diese sind dann aber nicht überall verfügbar. Müsst ihr euch im Falle eines Kaufes sehr gut umschauen, was tatsächlich verfügbar ist.

Design und Haptik

Das Design ist insgesamt Recht schlicht gehalten, wenn man die graue Version hat. Die Rückseite und die seitlichen Ränder sind in einer Art matten Metal Look gehalten. Der obere und untere Rand sind aus grauem Plastik, sieht irgendwie ziemlich billig aus, aber irgendwo müssen die berühmten Antennen streifen ja bleiben. Auch wenn ich sie hier als besonders billig empfinde wenn ich das Gerät aus dem falschen Winkel betrachte. Dies ist natürlich sehr subjektiv. Auf der Rückseite sitzt ansonsten oben eine markante, längliche Erhebung für die beiden Kameras, den Blitz, Sensor und den ZEISS Schriftzug. Weiter unten folgt dann noch ein quer liegender Nokia Schriftzug. Ist also entsprechend richtig zu lesen wenn ihr ein Bild von jemandem im Querformat aufnehmt.

Damit ihr auch bei der täglichen Nutzung nicht vergesst, was ihr da gekauft habt sitzt oben rechts über dem Display noch ein Nokia Schriftzug. Dieser ist zugegebenermaßen aber sehr dezent und stört mich gar nicht. Zusätzlich befinden sich über dem Display noch die Frontkamera und die Hörmuschel. Diese ist als horizontaler Schlitz geformt, was nicht schlimm ist, aber dazu gleich mehr.

Unterhalb von Display findet ihr als kapazitive Touch-Flächen die zurück und Multitasking Tasten mit Hintergrundbeleuchtung. In der Mitte sitzt der Homebutton inklusive Fingerabdrucksensor. Auch dieser ist eine kapazitive Touch-Flächen, also kein Button zum Eindrücken. Im Gegensatz zu den beiden äußeren Flächen gibt es hier aber keine Beleuchtung, dafür einen spürbaren Rand und die Fläche bildet quasi eine Vertiefung. Die Form ist dabei auch horizontal rechteckig, zwar breiter und höher als die Hörmuschel, aber doch ähnlich. Ich habe in meinem Testzeitraum das Handy definitiv mehrmals blind aus der Tasche gezogen oder im Dunkeln gegriffen und hatte meinen Daumen zuverlässig auf dem Hörer und wunderte mich eine Sekunde warum der Fingerabdruck nicht gelesen wird.

Allerdings muss ich leider auch berichten, dass mir der Fingerabdrucksensor auch bei korrekter Haltung des Handys nicht als schnellster oder zuverlässigsten Sensor am Markt in Erinnerung bleiben wird. Es ist nicht so als hätte ich das Feature deaktiviert, aber ich musste schon regelmäßig den Finger erneut auflegen.

Blicken wir die Ränder entlang so finden wir unten Lautsprecher, Mikrofon und USB C Buchse, links den Einschub für die Nano SIM und entweder eine zweite Nano SIM oder eine microSD, oben einen klassischen 3,5mm Kopfhöreranschluss, rechts sehr weit oben die Lautstärkewippe und darunter den Power Button. Für meinen Geschmack sollten die Buttons etwas tiefer sitzen, aber das ist Geschmackssache. Bei meinem Testgerät fühlt sich der Power Button zudem nicht richtig an, manchmal will wir einfach nicht klicken und hängt irgendwie. Ob das ein Einzelfall oder generell mangelnden Qualität ist vermag ich nicht abschließend zu sagen. Hätte ich das Gerät gekauft, wäre es wohl zum Service gegangen.

Display

Größe und Typ 5.3” IPS, Auflösung 2560 x 1440, Material Corning® Gorilla® Glass 5, 2.5D Glass

Die technischen Daten sind einwandfrei für ein Oberklasse-Gerät geeignet und es hat für mich im Alltag keine Situation gegeben, in der das Display negativ aufgefallen wäre. Da nicht gerade Hochsommer war während meines Testes, waren die Ansprüche an die Ablesbarkeit bei direkter Sonneneinstrahlung gering, aber hier sollte ein IPS Panel normalerweise nicht sonderlich schlecht dastehen.

Die Auflösung ist hoch und lange ausreichend für die Display Größe, hier würde es sich sicher Full HD tun, aber man muss ja irgendwie auf dem Datenblatt mit den großen Konkurrenten mithalten.

Weitere Hardware

https://www.nokia.com/de_de/phones/nokia-8#details

Die komplette Übersicht gibt es hinter dem Link, aber in aller Kürze: Hier werden viele wichtige Checkboxen abgehakt!

  • Es gibt den immer noch beliebten klassischen 3,5mm Headphone Anschluss.
  • Es gibt Dual nano SIM oder single SIM und Micro SD Karte mit bis zu 256 GB.
  • Basis Speicher ist mit 64 GB schon zeitgemäß bemessen.
  • IP 54 Zertifizierung, also nicht fit zum Untertauchen, aber Spritzwasser geschützt, dass reicht oftmals auch schon aus.
  • USB Type C Anschluss mit dem 3.1 Standard, mehr kann man aktuell nicht bekommen!

Kamera

Hauptkameras: 13 MP (Farbe + OIS) + 13 MP (Mono), 1,12 um, f/2,0, 76,9˚, PDAF, IR-Bereichssuche, Zweiton-Blitz

Frontkamera: 13 MP PDAF, 1,12 um, f/2,0, 78,4˚, Display-Blitz

Rein von den technischen Daten gibt es hier einfach nichts zu meckern, es wird alles abgedeckt was zu erwarten ist und mit dem Setup sind theoretisch sehr gute Ergebnisse zu erwarten. Im Endeffekt waren die Bilder nachher oft auch nicht so schlecht, aber in der Praxis war dies für mich leider eine nicht ganz so positive Erfahrung. Die Kamera hing immer Mal wieder oder reagierte nicht rechtzeitig. Die Aufnahmen waren dadurch auf den konkreten Moment bezogen eher nicht so gut wie erhofft. Hier muss ich aber nochmal darauf hinweisen, dass ich dies alles mit der Beta Firmware Version getestet habe und man also meinen Test nicht als letztes Maß aller Dinge ansehen darf.

Hier mal ein Foto, welches ich eigentlich ganz gelungen fand, denn es war draußen schon komplett finster und es ist nur durch die normale Zimmer Beleuchtung erhellt.



Bothie

Smartphones der Oberklasse haben gerne ein “Signature Feature” um bei der Pressekonferenz irgendwie einzigartig und innovativ zu wirken.

Beim Nokia 8 hat man sich entschlossen mit dem Bothie an den Start zu gehen. Dies ist ein Splitscreen Aufnahme durch die Nutzung von Front- und Rückkamera. Es ist als Foto und Video möglich und zeigt in den Demos aufregende Momente perfekt eingefangen. Ich überreiche eine Geburtstagstorte und sehr gleichzeitig wie sich der Beschenkte freut und ich eine Rede halte, tolle Vorstellung. Oder auf dem hier eingefügten Pressebild pustet die Dame glitzernde Sternchen irgendwie zu dem Herrn, wenn ich die Bilder sehe, war aber das Smartphone genau zwischen Ihnen, es sind natürlich beide perfekt zentriert.

In der Praxis halte ich von der Vorstellung genau gar nichts. In der Werbung werden hier perfekte Frames zusammengestellt wo natürlich alles passt. Wie ich jetzt aber gleichzeitig auf beiden Kameras ein gutes Bild erzielen soll, wobei ich mir die halbe Fläche pro Bild zur Verfügung habe um die richtigen Motive zu erfassen und dass im Nachhinein einen Mehrwert für den Betrachter erzeugt, ist wirklich nicht so leicht.

Mir ist es nicht gelungen dies sinnvoll zu nutzen, ich konnte im Internet nicht wirklich aktive Nutzer finden die irgendwelche Social Media Kanäle damit bespielen und zudem wurde ein ähnliches Feature von Samsung bereits vor Jahren wieder verworfen, ich behaupte, aus gutem Grund.

Software

Als ich das Nokia 8 in Gebrauch hatte, lief darauf noch die Beta Version von Android 8 Oreo, welche allerdings inzwischen als finales Update erschienen ist. Nokia war hiermit zeitlich gesehen ganz weit vorne im Vergleich mit anderen Herstellern. Dafür gibt es ganz klar den Daumen nach oben, allerdings sind meine Eindrücke rund um das Nokia 8 im Software Bereich natürlich mit Vorsicht zu genießen, da ja alles im Beta Stadium getestet wurde!

Ein Geheimnis (eigentlich kein Geheimnis!) für das zügige Update ist wohl die Nähe zu Stock Android, sprich wenig eigene Anpassung durch Nokia und viel Quellcode direkt von Google. Ich bin generell ein Fan dieser Lösungen, denn viele Hersteller machen in meinen Augen oft einiges nur schlimmer, erzeugen für sich selbst erhebliche Entwicklungskosten die wiederum verdient werden müssen und erschweren sich unnötig das Ausliefern von Updates.

Glance ist kacke - was zu Beweisen war!



Gerade habe ich es angerissen, jetzt liefere ich auch etwas dazu. Nokia hat ein eigenes Feature eingebracht, welches so eben nicht in Stock Android enthalten ist. Die Funktion heißt Glance und ist auch gerne bekannt als “Always on Display”.

Es geht darum, dass im Standby trotzdem Informationen auf dem Display angezeigt werden, zum Beispiel wenn das Gerät auf dem Tisch liegt. Man kennt diese vielleicht von Samsung oder auch der neusten Generation von Googles Pixel. Hierbei scheint das ganze generell mehr Sinn zu erheben, da OLED Displays eingesetzt werden wohingegen Nokia ein LCD verbaut hat. Der zu befürchtende erhöhte Stromverbrauch viel in meinem Test allerdings nicht ins Gewicht.

Problematisch und daher schlecht ist der Funktionsumfang der geboten wird. Es können nur 3 Typen von Benachrichtigungen angezeigt werden. Die Anzahl von verpassten Anrufen, ungelesene SMS und ungelesene E-Mails. Diese drei Nachrichten habe ich persönlich ungefähr nie gesehen. Dass ich selten einen verpassten Anruf erlebe, ist jetzt mein Thema, hier ist die Funktion ok. Aber SMS bekomme ich grundsätzlich seit ungefähr 2010 nicht mehr und selbst die E-Mail Benachrichtigung stand immer auf 0, da ich nicht den Nokia E-Mail Klienten nutze sondern Google Inbox, schade. 3rd Party Apps wie WhatsApp gehen natürlich überhaupt nicht. Sorry Nokia, setzen und sechs, bitte besser bei der Konkurrenz angucken oder ganz lassen.

Fazit

Stock Android hui, Preis/Leistung aber fraglich.

Die erste Zeile des Fazits war eigentlich nur als Entwurf gedacht und ich wollte sie später noch ausformulieren, aber es steht doch irgendwie alles drin.

Wer Stock Android mag, bekommt es hier wesentlich günstiger als bei einem Pixel. Sollte aber eventuell auch Mal Android One Geräte überprüfen, die sind nämlich noch günstiger. Und wer bereit ist 500€ auszugeben, der bekommt regelmäßig für den Preis auch ein Samsung Galaxy S8 geboten mit einer wesentlichen besseren Kamera!

Also Nokia, bitte am Ball bleiben und 2018 noch einen drauf legen. Das Comeback könnte schlechter gelaufen sein.





2 Antworten

Moin @MXP-Heiko ☺️

Starker Testbericht, danke schonmal dafür. Ich muss aber ehrlich sagen, als ich vor etwa 7 Monaten den kurzen Artikel zum Launch des Nokia 6 geschrieben hab, war ich sehr gespannt auf "Nokia 2.0", doch viel habe ich nicht unbedingt erwartet.

Inzwischen muss ich allerdings ganz klar sagen: Nokia hat ein recht gelungenes Comeback hingelegt, vor allem well einige hochinteressante Geräte in anderen Preissegmenten zu finden sind, wenn auch nicht alle hierzulande zu bekommen sind. 

Ich bin jedenfalls gespannt, was uns da im kommenden Jahr erwartet - auch wenn ich von der neuen Version des Nokia 6 erneut noch nicht vollends überzeugt bin. 

Viele Grüße

Nico

Benutzerebene 7
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Ich bin immer ein bisschen in der Highend-Line gefangen, daher finde ich super spannend wie man sich mit dem Nokia 8 (2018) und Nokia 9 preislich positionieren will.

Aber technisch wird ein Nokia 6 den meisten Leuten fundamental ausreichen.

Toll ist auf jeden Fall, dass man mit dem zügigen Release von Android Oreo gezeigt hat, dass man am Ball bleibt.

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